Obernheim

Die Jugend sensibilisieren

31.01.2015

von Volker Schweizer

René Schatz lebt für die Fasnet. Nicht nur in seiner Heimat weiß man den Einsatz zu schätzen. Der Zunftmeister der Obernheimer Hexen gehört nun der Führungsriege des schwäbisch-alemannischen Narrenadels an.

Der 37-Jährige wurde zum Vertreter der Fasnetslandschaft Neckar-Alb gewählt. Er freut sich darauf, in den nächsten vier Jahren die Interessen „seiner“ zwölf Vereine – dazu gehören Bad Cannstatt, Hechingen, Hirrlingen, Kiebingen, Obernheim, Rottenburg Sachsenheim, Schömberg, Wehingen, Wellendingen und Wilflingen – im Präsidium der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte vertreten zu dürfen. Auf den Vollblutnarr, der aus Denkingen stammt, wartet allerdings mit dem neuen Posten ein noch vollerer Terminkalender: Er hat Sitzungen zu leiten, verdiente Narren zu ehren und Veranstaltungen der Mitgliedszünfte zu besuchen. In diesem Jahr organisiert die Landschaft Neckar-Alb außerdem das Narrenschopffest in Bad Dürrheim. Besonders freut sich Schatz dabei auf die Museumsnacht am Samstag, 9. Mai, die er zusammen mit seinem Stellvertreter Dietmar Geiger aus Kiebingen organisiert.

Die Obernheimer Hexen müssen sich indes einen neuen Zunftmeister suchen. Bei der nächsten Hauptversammlung will er nach vierjähriger Tätigkeit die grüne Robe abgeben. Mit seinem neuen Amt hat die Entscheidung nichts zu tun. „Ich habe schon vor zwei Jahren angekündigt, aufhören zu wollen“, betont Schatz. Wer Nachfolger wird, verrät er nicht: „Wir haben jemanden im Auge, aber noch keine endgültige Zusage.“ René Schatz hat die Fasnet im Blut. In jungen Jahren war er während der närrischen Tage meist als Musikant auf der Straße unterwegs. Schon mit 16 Jahren organisierte er den Musikerball in Denkingen. Zur Obernheimer Fasnet kam er über den früheren Vize-Zunftmeister Rolf Weiß, der ihn im Sommer 2005 gefragt hatte, ob er nicht in den Zunftrat wolle. René Schatz sagte zu, und so wurde aus dem „Reigeschmeckten“ ein „richtiger“ Obernheimer. Nach einigen Jahren als Tintenmeister kürten ihn seine Landsleute dann zum Zunftmeister.

Als Landschaftsvertreter ist ihm ein besonderes Anliegen, die Freundschaften innerhalb der Mitgliedszünfte zu erhalten und zu vertiefen. Klar müsse aber auch sein, so Schatz, dass sich die Bräuche verändert hätten und sie in einem weiteren Wandel ausgesetzt seien. Die Vereinigung schwäbisch-alemannischen Narrenzünfte müsse deshalb die Jugend für das Alteinhergebrachte sensibilisieren, sich für ein gemeinsames Feiern von Jung und Alt und die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund einsetzen. Wichtig sei aber auch, die Unterschiede zwischen Narrenzünften mit tief verwurzelten Traditionen und Vereinen auf Basis von Mythen und Legenden mit dem Fokus auf wilde Partys aufzuzeigen.

Thema in der Vereinigung sind immer wieder die Narrentreffen. Es wird immer schwieriger, Ausrichter für die Großveranstaltungen zu finden. Nicht nur, weil die Organisation zeitintensiv ist. „Die Anforderungen, die die Behörden stellen, werden immer höher“, bedauert René Schatz. Hinzu komme, dass ausreichend gastronomische Angebote, Übernachtungsmöglichkeiten und eine gute Infrastruktur vorhanden sein müssen. Um 3500 Narren und über 10 000 Besucher willkommen heißen zu können, sei es notwendig, dass ein ganzes Dorf, eine ganze Stadt an einem Strang ziehe.

Um die Fasnet ist es René Schatz trotzdem nicht bange. Sie sei, schwärmt der Obernheimer, etwas ganz Besonderes. Das älteste Volksfest der Welt lasse sich schließlich bis in Mittelalter belegen. Närrisch hoch her geht es am Samstag in Obernheim. Um 14 Uhr beginnt die Behindertenfasnet.

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