Schömberg

Zuhörer und Tröster: Der Schömberger Palmbühl-Pfarrer Josef Schäfer ist gestorben

30.05.2023

Von Rosalinde Conzelmann

Zuhörer und Tröster: Der Schömberger Palmbühl-Pfarrer Josef Schäfer ist gestorben

© Daniel Seeburger

Palmbühlpfarrer Josef Schäfer ist 86-jährig verstorben (Archivfoto).

Die Trauer in der Wallfahrtsstätte Palmbühl und den Schlichemtalgemeinden ist groß: Am vergangenen Samstag ist Pfarrer Josef Schäfer, der seit 2007 das Gesicht der Schömberger Pilgerstätte war, nach längerer Krankheit friedlich eingeschlafen. Der gebürtige Ratshausener wurde nach einem erfüllten Leben im Dienst für die katholische Kirche 86 Jahre alt. Ein Nachruf.

Bis zuletzt hat er in seinem Kirchlein Messen mit gefeiert und trotz seiner schweren Herzerkrankung für die Pfingstfeiertage noch das Programm gestaltet – weil ihm seine Arbeit und der Palmbühl Erfüllung und Freude waren.

Er war spät berufen

Josef Schäfer hat sich spät für das Priesteramt entschieden. Bevor er 1963 das Abitur im bischöflichen Institut für Spätberufene in Bad Cannstatt absolvierte, arbeitete der gelernte Küfer zehn Jahre in seinem Beruf. Davor hatte er in seinem Heimatdorf Ratshausen, wo er mit zwei Brüder aufgewachsen ist, bereits den Mesnerdienst verrichtet.

Bei Ratzinger und Küng gelehrt

Josef Schäfer studierte in Tübingen und München Theologie. Zu seinen Professoren zählten Josef Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. (2005 bis 2013) und Hans Küng, einer der bekanntesten Kirchenkritiker, denen beiden Schäfer großen Respekt entgegenbrachte. Von dieser Zeit und den Begegnungen mit Ratzinger erzählte er auch später immer wieder.

Weitere Stationen seines beruflichen Weges waren von 1968 bis 1969 die Gemeinde Sankt Franziskus in Schwenningen, wo er auch Vikar war. Danach wurde er Kaplan in Bad Saulgau, bevor er 1973 seine erste Pfarrstelle in Bad Wildbad antrat. Dort baute der Katholik mit seinen evangelischen Amtskollegen eine ökumenische Kurseelsorge auf.

Altshausen war eine prägende Zeit

Von 1991 bis 1993 arbeitete Schäfer als Pfarrer in Deißlingen und Laufen bei Rottweil, um dann 1993 nach Oberschwaben zu gehen. Dort leitete er die Pfarrstelle in Altshausen, Fleischwangen und Ebenweiler bis zu seinem Wechsel auf den Palmbühl im Jahr 2007. Es war die wohl prägendste Zeit für den Seelsorger, der beste Kontakte zum herzoglichen Haus pflegte. Es war ihm eine besondere Ehre 1993 die Hochzeitsmesse von Friedrich, Herzog von Württemberg, mit Wilhelmine Marie, Prinzessin zu Wied, gemeinsam mit dem früheren Rottenburger Bischof Walter Kasper zelebrieren zu dürfen.

Gerne in die Heimat zurück

Josef Schäfer kehrte als Pfarrer im Ruhestand als Nachfolger des damaligen Palmbühlpfarrers Pater Kunibert gerne in die Heimat zurück. In einem Interview in unserer Zeitung hat er einmal gesagt, dass die Abgeschiedenheit des Palmbühls für ihn wohltuend ist. Hier sei er Gott immer sehr nahe und könne seinen Glauben leben.

Begegnungen waren ihm wichtig

Doch es waren auch die Begegnungen mit den Pilgern, die ihm Freude machten. Dafür nahm er sich immer Zeit. Er war ein guter Zuhörer und Seelentröster, der für die Ratsuchenden auch Gebete sprach.

Josef Schäfer war aber nicht nur der Palmbühl-Pfarrer, er half auch als Seelsorger in der Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemal aus, wenn Not am Mann war. Besonders gerne predigte er in der Sankt-Afra-Kirche, seine Heimatkirche.


Helferteam war immer da

Ein großes Anliegen war es ihm, dass die Wallfahrtsstätte immer gepflegt war. Dafür stand ihm ein treues Helferteam zur Seite, das für Gottes Lohn anpackte. So wurde 2019 eine Baumstele zum Gedenken an den früheren Bekennerbischof Johannes Baptista Sproll eingeweiht. Schäfer war ein großer Bewunderer des früheren Rottenburger Bischofs, der im Dritten Reich Widerstand gegen die Nationalsozialisten geleistet hatte und 1949 als gebrochener Mann verstorben ist.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat pflegte der Geistliche, der 2019 sein 50-jähriges Priesterjubiläum in der Wallfahrtskirche feierte, intensiven Kontakt zu seiner Familie, die sich auch während seiner Krankheit um ihn kümmerte. Dass „sein“ Kirchlein nun innen saniert werden soll, war für ihn das größte Geschenk vor seinem Tod.

Er war tiefgläubig

Josef Schäfer war ein tiefgläubiger Mensch, das verdeutlicht schon sein Primizspruch vom 6. Juli 1969: „Der Herr vollendet für mich, was ich begonnen. Herr, deine Güte ist ewig. Das Werk deiner Hände wollest du nicht lassen.“


Kelch als Sinnbild für sein Leben

Den Kelch seiner Primiz zieren sechs Symbole, die sinnbildlich für das Leben des bescheidenen Gottesmannes stehen: die Ähre als Symbol für die Landwirtschaft und seine Kindheit; der Hammer, der für das Handwerk Küfer steht; die Traube, die seien Beruf und die Eucharistie verkörpert; die Kerze, die an das Gebet und den Mesnerdienst erinnern sollen; das aufgeschlagene Buch, das für das Lernen und Wissen steht; die Eule als Symbol für das Studium und das Glaubenswissen sowie die Heilige Schrift als Zeichen für Gottes Wort und Auftrag sowie das Priesteramt.

Pfarrer Josef Schäfer wird seine letzte Ruhestätte am 3. Juni auf dem Friedhof in Ratshausen finden. Zuvor aber wird um 10.30 Uhr in der Palmbühlkirche ein Requiem für ihn stattfinden. Es bleibt Zeit fürs Abschiednehmen, bis ein Bus vom Palmbühl zur Bestattung um 13 Uhr nach Ratshausen fährt.

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