Hechingen

„Das habe ich nicht für möglich gehalten“: Auch Almut Petersen wurde in Killer niedergebrüllt

21.07.2023

Von Michael Würz

„Das habe ich nicht für möglich gehalten“: Auch Almut Petersen wurde in Killer niedergebrüllt

© Paul Braun

Almut Petersen versucht am Mittwoch in Killer neben Landrat Pauli (links) von ihrer Arbeit zu berichten, wird aber lautstark ausgebuht.

Sie wollte in Killer von ihrer Arbeit im Arbeitskreis Asyl in Hechingen berichten, über Erfahrungen und auch Wege zur erfolgreichen Integration. Doch Landrat Pauli gelang es in der Infoveranstaltung des Landratsamts am Mittwochabend kaum, Almut Petersen überhaupt vorzustellen, die sich das Schicksal, ausgebuht zu werden, in diesem Moment mit dem Chef der Kreisverwaltung teilte. Und nun? Wie Almut Petersen zwei Tage später auf den denkwürdigen Abend zurückblickt, was sie umtreibt – und wieso sie Hoffnung hegt, „dass nicht alle in Killer so sind“.

„Ich bin noch immer schockiert“, sagt am Freitag eine, die Debatten nicht scheut und so schnell auch nicht aus der Fassung zu bringen ist. „Was ich in Killer erlebt habe, habe ich nicht für möglich gehalten.“ Almut Petersen wollte am Mittwochabend bei der Infoveranstaltung des Landratsamts in Killer über ihre Arbeit mit dem Arbeitskreis Asyl in Hechingen berichten, über ihre Erfahrungen, auch über Wege zur erfolgreichen Integration Geflüchteter. Doch Landrat Günther-Martin Pauli, der in den Burladinger Ortsteil kam, um für die mögliche Unterbringung Geflüchteter im ehemaligen Gasthaus Lamm zu werben, gelang es kaum, Petersen dem Publikum vorzustellen, als diese das Wort am Mikrofon ergreifen wollte. Petersen wurde beschimpft und ausgebuht, genau wie der Landrat selbst (wir berichteten ausführlich). Und nun?

Konstruktive Kritik geht unter

„Wir müssen uns schon überlegen, was wir da dagegensetzen“, ist Petersen überzeugt, die noch hörbar unter den Eindrücken von Mittwochabend steht. Und die sicher ist, dass es auch in Killer leisere Stimmen gibt, auch konstruktive Kritik vielleicht, die aber dort unterzugehen drohe. Ist Killer ein verlorener Ort? Nein, glaubt Petersen, wenngleich ihr die Dynamik und die Vielzahl an lautstarken Pöbeleien doch schon Sorgen machen. Und nicht zuletzt: „Man muss ja auch überlegen, wie in einer solchen Umgebung Geflüchtete überhaupt leben sollen.“

Umso größer, sagt Petersen, sei ihre Hochachtung vor den Hechingern. Wie es nämlich gehen kann, wie man Lösungen finden kann, das habe Hechingen in der Vergangenheit nicht erst einmal bewiesen. Weitestgehend reibungslos sei deshalb bislang auch die Unterbringung der aktuell Geflüchteten in der Zollernstadt gelaufen. „Es ist nicht nur der AK Asyl, in Hechingen gibt es viele Menschen, die sich beteiligen, engagieren, helfen, auch im Privaten, unbemerkt von der Öffentlichkeit.“

„Hechingen hat sich noch nie weggeduckt“

Lob gelte da auch der Stadtverwaltung, findet Petersen, die für die Bunte Liste im Gemeinderat sitzt, aber auch dem Zusammenspiel anderer Akteure – wie der Volkshochschule (die rasch ihr Kurs-Kontingent hochfahre), der Caritas, den Schulen. Petersen sagt: „Hechingen bemüht sich sehr.“ Und weil die Zollernstadt ihrer Meinung nach geradezu dafür stehe, stets nach Lösungen zu suchen, hat Petersen auch Hoffnung, dass sich für das drängendste Thema – die Unterbringung ankommender Geflüchteter – ebenfalls wieder Lösungen finden werden. Wenngleich sie anerkenne, dass es sich für die Verwaltung derzeit „um eine Herausforderung handelt“. Woher Petersen diese Hoffnung nimmt? „Hechingen hat sich noch nie weggeduckt.“ Was sich nicht zuletzt auch an der Umsetzung der im Bau befindlichen Unterkunft in der Ermelesstraße zeige. Die komme freilich arg spät. Aber: „Die Stadt macht das richtig, es gibt einen Gemeinschaftsraum, einen guten Außenbereich und gute Bedingungen, um Unterstützung leisten zu können.“

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