Zollernalbkreis

Das große Unheil bleibt noch aus: Der Waldzustand im Landkreis gibt trotzdem Anlass zur Sorge

12.04.2021

Das große Unheil bleibt noch aus: Der Waldzustand im Landkreis gibt trotzdem Anlass zur Sorge

© Landratsamt Zollernalbkreis

Auch die Situation im Wald des Zollernalbkreises ist nicht unbedenklich.

Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie nie zuvor. Dieses Fazit geht aus dem aktuellen Waldzustandsbericht hervor, den Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner kürzlich vorgestellt hat. Auch der Forst im Zollernalbkreis macht da keine Ausnahme. Ganz so dramatisch ist es allerdings noch nicht.

Dem Bericht zu Folge haben die vergangenen drei Dürrejahre, der massive Borkenkäferbefall in großen Teilen Deutschlands sowie immer wieder auftretende Stürme und Waldbrände dem Wald schwer zugesetzt. Es sind massive langfristige Schäden entstanden.

Deutlich wird das bei einem Blick auf den deutschlandweit erfassten Kronenzustand. Die Ergebnisse für das Jahr 2020 gehören zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984. So haben vier von fünf Bäumen eine geschädigte Krone. Besonders bei den Fichten und Buchen hat die Kronenverlichtung im Jahr 2020 zugenommen. Außerdem ist eine zunehmende Absterberate der Bäume bemerkbar, sowohl in alten als auch in jungen Wäldern.

Klöckner fasste den Zustand wie folgt zusammen: „Der Kronenzustand ist wie ein Fieberthermometer – er zeigt an, wie es den Bäumen geht.“ Bei der Vorstellung des Berichts nannte die Bundesministerin aktuelle Zahlen zu den entstandenen Schäden der vergangenen drei Jahre: 171 Millionen Kubikmeter Schadholz mussten zwangsweise eingeschlagen werden, 277.000 Hektar Kahlflächen sind entstanden und müssen wiederbewaldet werden

Die Situation im Zollernalbkreis

„Im Zollernalbkreis stellt sich die Situation nicht ganz so dramatisch dar. In den letzten drei Jahren sind in den Wäldern hier vor Ort keine großen Zwangsnutzungen durch Sturm und Käfer notwendig geworden.“, erklärt Forstamtsleiter Hermann Schmidt. Aus Solidarität zu den Schadgebieten und im Hinblick auf die schlechte Holzmarktlage wurde weniger planmäßiges Holz eingeschlagen. Es sind keine größeren, sichtbaren Kahlflächen entstanden.

Der Anteil an Holz aus Zwangsnutzungen schwankt im Zollernalbkreis von 20 Prozent im Jahr 2018, 58 Prozent im Jahr 2019 hin zu 41 Prozent im Jahr 2020. Hauptschadensmerkmal für die vorjährigen Zwangsnutzungen sind dabei die Ursachen Dürre und Käfer. Im Jahr 2019 schlägt zudem der Schneebruch auf der Alb zu Buche. Obwohl die Zahlen eine leichte Entspannung andeuten, ist im Zollernalbkreis eine Steigerung der Waldschäden erkennbar. Vor allem die Baumarten Fichte und Tanne leiden. Sie stellen mit 90 Prozent den mengenmäßig größten Anteil am Schadholz dar.

Warum ist die Situation im Zollernalbkreis vergleichsweise entspannt?

Seit 40 Jahren betreiben die Förster im Zollernalbkreis aktiv naturnahe Waldwirtschaft und Waldumbau hin zu Mischbeständen. Die Waldbestände sind oft ungleichaltrig. Im Kommunalwald ist darüber hinaus oftmals Naturverjüngung vorhanden. Solche gemischten und verjüngten Wälder sind voraussichtlich toleranter gegen den Klimastress. Zudem stecken junge Wälder Extremwitterungen besser weg und können sich an die wärmere und extremere Klimazukunft besser anpassen als alte Wälder. Die Waldbesitzer im Zollernalbkreis betreiben außerdem konsequent saubere Waldwirtschaft. Dies bedeutet, dass der Wald nach Sturm- und Schneebruchereignissen nach Schadholz abgesucht und aufgeräumt wird.

Dennoch gibt es im Landkreis Gebiete, an denen der Wald mit den derzeitigen Baumarten an seine Grenzen kommt. Im Kommunalwald ist die Lage relativ entspannt, in vielen Privatwaldparzellen ist der Klimastress mit seinen Folgen teilweise deutlich zu sehen.

Wie lässt sich dem besorgniserregenden Absterbetrend entgegenwirken?

Die schwächelnden Haupt-Baumarten Fichte und Tanne können je nach Örtlichkeit zum Beispiel durch die Pflanzung von Douglasie ersetzt werden. Die Baumart Eiche wird zunehmend an Bedeutung gewinnen und deshalb bereits jetzt vermehrt gepflanzt. Die Pflanzung von Mischbaumarten hat dabei immer hohe Priorität. Als beigemischte Baumarten zur Eiche empfehlen sich seltene Baumarten wie die Elsbeere.

Die Eiche wird zukünftig in den höheren Lagen als klimaresistente Baumart eine größere Rolle spielen müssen. Insgesamt sind vielfältige Baumartenmischungen und ungleichaltrige Wälder anzustreben. Die Pflanzung ist eine Option, den Wald zu verjüngen, die Naturverjüngung darf jedoch nicht vernachlässigt werden. So ist die Naturverjüngung bereits an die Boden- und Klimaverhältnisse vor Ort von klein auf bestens angepasst.

Aktive Zusammenarbeit ist gefordert

„Die Wälder im Zollernalbkreis sind bisher vom größten Unheil verschont geblieben. Damit dies weiterhin so bleibt, hoffen wir weiter auf die aktive intensive Zusammenarbeit aller Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer.“, resümiert Schmidt.

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