Balingen

Come together bei Balinger Gesamtkirchengemeinde: „Wir sind zu allen Schandtaten bereit!“

26.05.2019

Von Silke Thiercy

Come together bei Balinger Gesamtkirchengemeinde: „Wir sind zu allen Schandtaten bereit!“

© Silke Thiercy

Die erste gemeinsame Feier der fusionierten Balinger evangelischen Stadtkirche und dem Bezirk Ost war für Matteo ein Highlight. Der Fünfjährige bekam von neuen und alten Gemeindemitgliedern ein Ständchen zum Geburtstag.

Die Gastgeber standen an der Tür Spalier, begrüßten jeden mit Handschlag. Am Freitagabend hatte die Evangelische Gesamtkirche zu Andacht und Infos eingeladen, um nach der Fusion und Umstrukturierung der Gemeinden den Startschuss für ein neues Miteinander von Stadtkirche und dem Bezirk Ost zu geben.

„Wir sind zu allen Schandtaten bereit, so lange sie zum guten Gelingen beitragen“, fasste Kirchengemeinderätin Beate Thumm die Frage ans Plenum zusammen, was denn für das Zusammenwachsen der bislang getrennten Gemeinden auf der Agenda stehe.

50 Interessierte kommen

Noch wenig, wie Stadtpfarrerin Birgit Wurster gestand. Aber: genau dazu war der Abend im Johann-Tobias-Beck-Haus gedacht. Um sich zu treffen, kennen zu lernen und Ideen zu sammeln. Gut 50 Interessierte hatten den Weg gefunden.

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Das ist ein neues Format, so eine Fusion kommt selten vor. Dekan Beatus Widmann

Menschen machen eine Gemeinde sichtbar und erlebbar, aber dafür braucht es viele. Pfarrerin Birgit Wurster

In der Andacht zu Beginn des Abends ging es um die Grafik eines weißen Kreuzes, dessen Umriss von unzähligen Menschen gebildet ist. Dekan Beatus Widmann sieht darin auch ein Symbol für einen geerdeten Menschen, der mit ausgebreiteten Armen fest geerdet ist. „Wir Christen sind eine bunte Gemeinschaft und wir gehören überall auf der Welt zusammen.“ Für Widmann war der Abend „ein neues Format, so eine Fusion kommt ja selten vor.“

Dafür hatten sich die Kirchengemeinderäte vorab ins Zeug gelegt und für das Buffet Dips zubereitet. Diese wurden nach der Andacht serviert – und zum Gespräch eingeladen. Pfarrerin Wurster sagte: „Menschen machen eine Gemeinde sichtbar und erlebbar. Aber dafür braucht es viele.“ Sie und ihre Mitarbeiter möchten künftig Anlaufstelle für alle Evangelischen sein. Und Ansprechpartner.

„Zwangsheirat“ wirft Fragen auf

Was wohl Zeit braucht, denn mit der offiziellen „Zwangsheirat“ der Gemeinden Stadtkirche und Balingen Ost sind auch viele Fragen offen geblieben. Zum Beispiel, wie weit denn nun welcher Bezirk reiche. Wurster weiß es: die Haushalte unterhalb der Lisztstraße bis Haus Nummer 37 zählen zur Stadtkirche, alle Straßen oberhalb ab Haus Nummer 44 gehören zu Heselwangen. Ganz neu ist die Umstrukturierung nicht. Schon länger wurden bei Beerdigungen oder dem Konfirmationsunterricht die neuen Einteilungen vorgenommen. Ein langsames Hineinwachsen also, das aber auch schon gut funktioniere.

Bindung muss noch wachsen

Die neu zur Stadtkirchengemeinde hinzugekommenen Mitglieder würden sich bereits seit längerem engagieren, in der Kantorei, beim Mittagstisch, bei den Besuchsdiensten. Ihr Wunsch: dass sich auch die „Neuen“ für den Kirchengemeinderat aufstellen lassen. In der lockeren Diskussionsrunde wurde klar: das Zugehörigkeitsgefühl, die Bindung muss noch wachsen.

Ein Vorschlag aus dem Gremium war, die bestehenden Veranstaltungen wie das Sommerfest beim Beck-Haus oder das Basteln der Palmen für den Konfi3-Gottesdienst weiterhin anzubieten. „So lange das Beck-Haus nicht verkauft ist, sollten wir die Örtlichkeiten mischen.“

Anliegen werden erst genommen

Die Anliegen der Anwesenden wurden durch die Bank ernst genommen. Etwa das jener älteren Dame, welche die schlechte Akustik in der Stadtkirche bemängelte. „Ich verstehe höchstens ein Drittel der Predigt, da ist mein Sonntag gelaufen.“ Wurster wusste Abhilfe. Man habe neulich spezielle Kopfhörer angeschafft, die man beim Mesmer leihen könne. Und dann war da noch der 5-jährige Matteo. Der mit Abstand jüngste Besucher des Abends hatte am Vortag Geburtstag und wünschte sich ein Ständchen. Was er vielstimmig auch bekam.

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