Streichen

Bruder Franz taucht in die Filmwelt ein

27.03.2018

Der Streichener Daniel Zeeb ist seit einigen Jahren in der Mönchskutte auf Mittelaltermärkten unterwegs. Nun durfte er als Statist in „Zwingli – der Reformator“ mitspielen.

Der Streichener Daniel Zeeb ist in der Mittelalterszene als Buchbinderey Bruder Franz schon ein wenig bekannt. Der 40-Jährige ist schon seit einigen Jahren in der Mönchskutte auf Märkten unterwegs. Doch jetzt kann man ihn ab Januar 2019 auch auf der Kinoleinwand sehen. Die Mitgliedschaft und enge Freundschaft zu dem Burgenverein Graubünden und dem Mittelalterverein Seehaufen aus dem Bodenseekreis waren der Schlüssel zur Erfüllung seines Traumes.

Bruder Franz taucht in die Filmwelt ein

© Privat

Der Streichener Daniel Zeeb ist schon seit einigen Jahren auf Mittelaltermärkten als Buchbinder Bruder Franz unterwegs. Nun durfte er in einem Film über die Reformation mitspielen.

Gegen Ende 2017 erhielt Zeeb einen Anruf von einem Mittelalterfreund aus dem Burgenverein. Er fragte, ob er nicht Lust hätte, als Statist in einer Filmproduktion über den Schweizer Reformator Huldrych Zwingli mitzumachen. Der Spielfilm entsteht anlässlich des Reformationsjubiläums in der Schweiz. Hier wird unter anderem 2019 dem Amtsantritt Zwinglis in Zürich gedacht.

Das Interesse des Streicheners war sofort geweckt. Eine einmalige Gelegenheit für den Angestellten einer Metallfirma. Wenn man schon Erfahrung in mittelalterlicher Darstellung hat, liege es auch nahe, dies bei einer Filmproduktion anzuwenden, erklärt Daniel Zeeb. Schnell wurden weitere Freunde informiert und Fotos von sich und der Mittelalterausrüstung an die zuständige Castingagentur geschickt. Nach regem E-Mailaustausch und Terminabklärungen stand im Februar fest: Daniel Zeeb bekommt die Statistenrolle eines Chorherren beziehungsweise eines Geistlichen. Seit der Anmeldung bei der Agentur Ende vergangenen Jahres ließ sich Zeeb die Haare wachsen. Bei der Masken- und Kostümprobe Mitte Februar war die Maskenbildnerin hoch erfreut über die Haarpracht. An den zwei darauf folgenden Wochenenden war der Streichener bei den Dreharbeiten im Großmünster in Zürich mit dabei. Zuerst hörte er auf Zwinglis erste Predigt in deutscher Sprache und sang bei der Gottesdienstliturgie mit. Genau die richtige Rolle für den engagierten Chorsänger und Mönchsdarsteller. Danach ging er mit einer Berner-Delegation nach dem Bildersturm durch das geräumte Münster.

Mitte März standen dann Dreharbeiten im mittelalterlichen Stein am Rhein auf dem Plan. Die Location war ein Glücksfall für die Filmproduktion. Denn das Klostermuseum und die angrenzenden Gassen wurden seit dem Mittelalter nur wenig verändert. Außerdem konnten für die Statisten ein leerstehendes Hotel für Maske und Garderobe sowie eine kleine Gaststätte als Aufenthaltsraum genutzt werden.

Zuerst war Daniel Zeeb als Chorherr Teil einer Prozession durch die Kirchgasse kurz nach der Pestwelle 1519 in Zürich. Danach verfolgte er die erste Züricher Disputation, bei der Zwingli mit dem Stadtrat und dem Vertreter des Bischofs von Konstanz diskutierte. Etwas gewöhnungsbedürftig waren für Daniel Zeeb die „Fremdsprachen“ am Set – verschiedene Schweizerdeutsche Dialekte und die englischen Fachausdrücke in der Filmbranche. „Doch alle Beteiligten zusammen bildeten ein supernettes Team“, resümiert er. Die Profischauspieler hätten auf Augenhöhe mit den Statisten agiert. Die Produzenten Anne Walser und Mario Krebs sowie Regisseur Stefan Haupt hätten ruhig und respektvoll klare Anweisungen gegeben. „Als am 17. März in Stein am Rhein sich zahlreiche Statisten von dem Produktions- und Castingteam verabschiedeten, herrschte eine rührende, freundschaftliche Abschiedsstimmung, die von gegenseitigem Dank geprägt war“, erinnert sich Zeeb gerne an den Dreh zurück. Das Casting- und Produktionsteam versorgte die Statisten mit Essen und Trinken, Schirmen und sonstigen Möglichkeiten zum Aufwärmen. Denn eine Filmproduktion im Winter sei eine Herausforderung. Genau so wie die Produktion eines Mittelalterfilms an und für sich. Ob Edeldame oder Bettler – die Maske sei für fast jede Rolle umfangreich gewesen. Hinzu kamen aufwendige und teure kirchliche Gewänder und Gegenstände.

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