Bittere Balinger Momente im „Abstiegsendspiel“

02.05.2017

von Sascha Staat

Über weite Strecken der zweiten Halbzeit hatte der HBW Balingen-Weilstetten die Partie beim Bergischen HC im Griff, am Ende verlor er erneut in den Schlusssekunden. 

Die Situation vor dem Spiel war klar, die Titulierung der Partie als „Gipfel des Abstiegskampf“ sagte alles über deren Stellenwert aus. Es lastete viel Druck auf den Schultern der Spieler des HBW Balingen-Weilstetten.

Dabei waren die Erfahrungen mit dem BHC in dieser Runde gut. Sowohl in der Hinrunde als auch im DHB-Pokal hatten die „Gallier von der Alb“ die Bergischen allerdings schlagen können. Genug Grund also, um zuversichtlich in die Begegnung zu gehen.

Zu Beginn war den Teams ihre Anspannung extrem anzumerken. Lars Friedrich vergab direkt einen freien Ball in Person, kurze Zeit später scheiterte er auch noch mit einen Siebenmeter an Björgvin Gustavsson. Doch der konnte seinerseits zwei lange Pässe nicht bei seinen Mitspielern anbringen. Erst in der sechsten Minute fiel der erste Treffer, den Martin Strobel in der achten Minute ausgleichen konnte. Diese Phase war sinnbildlich für das Spiel, mit Leichtigkeit und Spielwitz war wenig zu gewinnen, Kampf um jeden Zentimeter war angesagt.

Dabei war den Hausherren die plötzliche Drucksituation durchaus anzumerken. Hatte man zuletzt aufgrund der schier aussichtslosen Lage befreit aufspielen können, war das am Samstag anders. Gegen Mitte der ersten Hälfte nutzte der HBW auch die Unsicherheit des BHC insbesondere durch Yves Kunkel. Doch auch der zukünftige Leipziger war nicht frei von Fehlern und scheiterte am starken Gustavsson, der sich ein ebenbürtiges Duell mit HBW-Keeper Tomas Mrkva lieferte.

Kaum zu erklären war allerdings, wie die Gastgeber vor der Pause wieder ausgleichen konnten, denn die Balinger wirkten spielbestimmend, auch wenn es Manager Wolfgang Strobel etwas anders sah. „Im Griff hatten wir das Spiel nicht, wir haben geführt, das ist richtig“, so der ältere Strobel-Bruder, der nach dem Schlusspfiff sichtlich mitgenommen war.

Nichtsdestotrotz gelang es den Gästen, sich nach dem Remis zur Pause im zweiten Durchgang wieder leicht abzusetzen. Stück für Stück erarbeitete man sich einen leichten Vorsprung, in der 46. Minute führte man mit 18:15. Doch aus dem Nichts und völlig grundlos brachten die Balinger den Gegner wieder in die Erfolgsspur, bis in den Schlussminuten die Partie auf des Messers Schneide stand. Die Gäste konnten ihren Ballbesitz gegen eine aggressive BHC-Defensive allerdings nicht erfolgreich abschließen, die Bergischen bekamen mit gut 60 Sekunden auf der Spieluhr noch einmal die finale Chance auf den Sieg.

Nach einer Auszeit der Gastgeber war Martin Strobel zu einem Foul an Moritz Preuss gezwungen, die folgende Zeitstrafe war eine relativ harte Entscheidung. Doch es kam noch dicker aus HBW-Sicht, denn Kristian Nippes tankte sich durch, und der Siebenmeter-Pfiff die logische Konsequenz. Wie schon eine Woche zuvor gegen Lemgo war es die letzte Aktion, wie schon gegen Lemgo landete der Ball im HBW-Kasten. Arnor Gunnarsson traf zum viel umjubelten Sieg für die Bergischen.

Und das, obwohl es für die Gäste noch kurz vor dem Ende extrem gut ausgesehen hatte. Umso bitterer, dass man mit leeren Händen da stand, obwohl man alles in die Waagschale warf, was im Abstiegskampf von Nöten ist. „Wir schlagen uns selbst, weil wir einfach zu viele Fehler machen. Der BHC war heute sicher nicht das bessere Team“, fasste Martin Strobel die Niederlage perfekt zusammen. „Wir waren in Minden nah dran, gegen Lemgo sowieso und dann heute wieder, das tut richtig weh.“ Nicht nur auf der langen Rückfahrt wird man sich nun ausreichend Gedanken machen können, wie man den Klassenerhalt noch schaffen kann.

Bittere Balinger Momente im „Abstiegsendspiel“

© Eibner

Björgvin Gustavsson erwischte im Kellerduell gegen den HBW Balingen-Weilstetten einen guten Tag, der BHC-Torhüter parierte immer wieder gute Chancen der Schwaben.

Bergischer HC – HBW Balingen-Weilstetten: Teams & Tore

Bergischer HC: Gustavsson (1. – 60., 22 Gegentore/11 Paraden), Rudeck (n. e.); Gunnarsson (8/5), Alexander Hermann (5), Preuss (4), Gutbrod (2), Hoße (1), Jan Artmann (1), Babak (1), Vilovski (1), Nippes, Nourouzinezhad, Criciotoiu, Nils Artmann (n. e.).

HBW Balingen-Weilstetten: Johannesson (n. e.), Mrkva (1. – 60., 23 Gegentore/12 Paraden); Strobel (6), Kunkel (6), Friedrich (4), König (3), Foth (2), Ilitsch (1), Wagner, Flohr, Hausmann, Nothdurft, Kirsch, Krieg.

Schiedsrichter: Thöne/ Zupanovic (beide Berlin).

Zuschauer: 2601 (ausverkauft).

Spielfilm: 1:0 (6.), 1:1, 4:3, 4:5 (16.), 4:6, 7:8, 8:10 (27.), 10:10 – 11:10 (35.), 12:12, 14:16, 15:18 (46.), 18:19, 20:20, 22:22 (58.), 23:22.

Zeitstrafen: 8:14 Minuten (Criciotoiu, Vilovski, Hoße, Hermann – Foth/2, Flohr/2, Hausmann, Friedrich, Strobel).

Siebenmeter: 5/5:0/1 (Friedrich scheitert an Gustavsson/3.).

Nächstes Spiel: HBW Balingen-Weilstetten – SC DHfK Leipzig (13.Mai, 19 Uhr, SparkassenArena).

Fotostrecke
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© Eibner

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