Balingen

Bewegte Erinnerungen: Videoprojekt bringt junge und alte Balinger zusammen

22.01.2016

von Michael Würz

Junge Filmemacher auf den Spuren ihrer Vorfahren: Ein Team der Jugendkunstschule Balingen hat Erinnerungen von Zeitzeugen aus den 50er- und 60er-Jahren festgehalten. Am Mittwoch ist Premiere.

Bewegte Erinnerungen: Videoprojekt bringt junge und alte Balinger zusammen

Bei den Dreharbeiten waren die jugendlichen Filmemacher mitunter aufgeregter als die Protagonisten, die in den Interviews aus den 50er- und 60er-Jahren berichteten. Volkshochschule Balingen

Wann immer es etwas zu filmen gibt, zücken Jugendliche heutzutage ihr Smartphone. Doch schon beim Videoschnitt scheitern viele. Der Medienpädagoge Daniel Stumfol wollte das im vergangenen Jahr ändern. „Es wird heutzutage mehr gefilmt als je zuvor, aber kaum jemand kennt sich mit Technik und Videoschnitt aus“, sagt Stumfol, der hauptberuflich im Jugendhaus Mössingen arbeitet und sich in der Region vor allem als Musiker einen Namen gemacht hat.

Entstanden ist so ein Projekt voller Widersprüche: Junge Videofilmer machten sich in den vergangenen Monaten auf die Spuren des Balingen der 50er- und 60er-Jahre. „Uns war wichtig, dass ältere Menschen zu Wort kommen, aber auch, dass es ein generationenübergreifendes Projekt wird“, sagt Helga Huber vom Generationennetz Balingen, zu deren Veranstaltungsreihe Wege des Älterwerdens das Filmprojekt gehört. „Für mich ist das selbstverständlich, dass die jungen Leute wissen, was ihre Vorfahren gemacht haben“, sagt Huber. Oft werde das vergessen, mahnt sie, dabei sei es doch eben die Geschichte, die uns präge, die in nachfolgende Generationen wirke. Doch würden sich Jugendliche dafür begeistern lassen? Daniel Stumfol hatte zu Beginn noch Zweifel: „Ich war skeptisch, weil das Thema bereits vorgegeben war und wir nicht wussten, ob sich Jugendliche überhaupt dafür interessieren“, sagt er. „Alte Menschen zu interviewen klingt ja ehrlich gesagt nicht gerade hip.“

Doch dann kam alles anders: Mit Feuereifer hätten sich die Nachwuchsfilmemacher – zwei Jungs und vier Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren, die sich davor nicht kannten – ans Werk gemacht. „Sie haben sich in das Projekt gestürzt und wollten vor allem herausfinden, wie es damals war, jung zu sein“, erzählt Stumfol. Fünf Frauen und drei Männer haben sie dafür im vergangenen Herbst interviewt. „Alle waren sehr aufgeregt“, erinnert sich Stumfol. Und schmunzelt: „Die Jugendlichen hinter der Kamera manchmal mehr als die Protagonisten davor.“

Doch das Eis sei schnell gebrochen gewesen. „Die Jugendlichen hatten sich ganz auf ihre Interviewpartner eingelassen.“ Und manchmal, wenn ein Interview schon lief, aber die Kamera noch nicht, seien es die Älteren gewesen, die den Reportern die Aufregung nahmen. „Dann machen wir das einfach noch mal“, sagten sie dann. Dadurch sei das Projekt, das sich in erster Linie dem Thema Video annehmen sollte, nun auch eines geworden, das junge und alte Balinger zusammenbrachte. „Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie die Generationen sich ausgetauscht haben“, sagt Projektleiter Stumfol.

Die Entstehung des Films im Überblick

Der Beginn Im VHS-Zentrum in Balingen lernten die Jugendlichen die notwendigen Grundlagen rund um Videodreh, Schnitt und YouTube.

Die Produktion Nach dem Drehtag ging das Material in den Schnitt, im Moment arbeiten die Jugendlichen am Feinschliff für die Premiere.

Der Film Nach seiner Premiere im Balinger Bürgerkontakt am Mittwoch zeigen wir den Film und Outtakes der Dreharbeiten auf zak.de.

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