Benzingen

Benzinger Ringtreffen: Absage tut den Narren weh, aber die Devise heißt „Kopf hoch“

21.01.2021

Von Gudrun Stoll

Benzinger Ringtreffen: Absage tut den Narren weh, aber die Devise heißt „Kopf hoch“

© Zunftarchiv

Wie sehr die Fasnet fehlt, wird beim Anblick solcher Fotos schmerzlich bewusst.

Am Wochenende wollte die Benzinger Germanenzunft 50. Geburtstag feiern und das Ringtreffen ausrichten. Daraus wird nichts. Der Ringpräsident nutzt für seine Grußbotschaft das Internet.

Am Freitagabend sollte mit dem traditionellen Ringabend das 43. Ringtreffen des Narrenfreundschaftsringes Zollern-Alb starten. Eigentlich. Aber in diesem Jahr ist halt alles anders. Auch die Fasnet. Es gibt keine Großveranstaltungen, keine Umzüge, keine Saalfasnet.

Germanen gehen neue Wege

Die Narren sind tieftraurig, halten sich aber an die Auflagen und Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie. Aber Not macht auch erfinderisch: „Durch Corona sind wir gezwungen, neue virtuelle Wege zu gehen“, sagt Walter Sieber, seit 2005 Ringpräsident und Zunftmeister a. D. der Benzinger Germanen.

Narrenruf gilt als Motto

Die Alten Germanen wollten aus Anlass ihres 50-jährigen Bestehens das diesjährige Ringtreffen ausrichten. Aber Corona hat den Narren einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch schon im Schlachtruf der Germanen steckt jede Menge Optimismus: „Heisao, mit lebet no“, grüßen die urige Holzmasken tragenden Narren bei den Umzügen das am Straßenrand stehende Publikum.

Dieses Motto gilt, trotz aller Widrigkeiten, auch für die Saison 2021. Ringpräsident Walter Sieber hat eine Grußbotschaft an die Narren in der gesamten Region verfasst, die am Abend online geht. Gleichzeitig stellt die Germanenzunft ihr Maskottchen Germo mit weiteren Hinweisen auf die Fasnet ins Netz. Die Beiträge sind zu sehen auf der Homepage des Narrenfreundschaftsringes Zollern-Alb (narrenfreundschaftsring-zollernalb.de) und der Germanenzunft Benzingen (germanenzunft.de).

Fasnet ist wertvolles Kulturgut

Wenn auch Worte wie Corona, Pandemie und Lockdown Leben und Alltag bestimmen, hebt Walter Sieber in seiner Grußbotschaft die Fasnet als ein wertvolles Kulturgut hervor, welches es zu bewahren und auszubauen gelte. „Sie ist fester Bestandteil in unserem Jahreskalender und hat die gleiche Berechtigung wie Ostern oder Weihnachten“.

Kleine Gemeinde ist ein guter Gastgeber

Der 50. Geburtstag der Narrenzunft Alte Germanen war der Auslöser, das 43. Ringtreffen nach Benzingen zu vergeben. Die Alten Germanen Benzingen sind seit 1983 Mitgliedszunft im Ring und im Laufe der Jahre zu einer festen Größe in der närrischen Familie herangewachsen und weit über den Zollernalbkreis hinaus bekannt. Mit zahlreichen großen Veranstaltungen haben Zunft und Bürger bewiesen, dass die kleine Albgemeinde ein würdiger und guter Gastgeber für große Veranstaltungen ist. Für insgesamt acht Narrentreffen zeichnen die Germanen verantwortlich - fünf an der Zahl für den NFZ Zollern-Alb, drei für den Narrenring Alb-Lauchert.

Politik und Pandemie

Nicht das erste Mal mussten die Germanen durch äußere Umstände ihre Fasnet absagen. Das 13. Ringtreffen im Jahr 1991 sollte in Benzingen gefeiert werden. Nach dem Ausbruch des Golfkrieges wurde die Veranstaltung kurzfristig abgesagt. Benzingen war damals bestens vorbereitet, das Zelt war aufgestellt und 55 Zünfte hatten ihr Kommen zugesagt. Ein erhebliches finanzielles Minus in der Vereinskasse war die logische Folge der Absage. Nur zwei Jahre später war alles vergessen und beim 15. Ringtreffen anno 1993 tummelten sich am Festwochenende über 5000 Narren im Ort.

Zufall oder Schicksal?

Zum 30-jährigen Bestehen der Zunft wurde dann 2001 das 23. Ringtreffen ausgerichtet. Der 33. Geburtstag wurde zum Anlass genommen, um 2004 ganz Benzingen in ein großes Narrendorf mit 18 Besenwirtschaften zu verwandeln. Wer damals mit dabei war, behält diese unvergesslich gute Straßenfasnet als besonderen Markstein in Erinnerung. Im Schwabenalter von 40 Jahren angekommen, luden die Germanen 2011 zu einem bislang einmaligen Doppelringtreffen auf die Alb ein. Die Narren vom Narrenring Alb-Lauchert und vom NFZ Zollern-Alb gaben sich in Benzingen ein Stelldichein.

Bereits im Sommer abgesagt

„Man kann es nun auch als Zufall oder gar Schicksal bezeichnen, dass es unsere Germanen nun 2021 mit der Corona-Pandemie erneut mit einer Absage trifft“, resümiert Walter Sieber und fügt an: „Diesmal vielleicht nicht ganz so hart und mit finanziellen Verlusten, aber dennoch tut die Absage im Herzen der Narren weh.“ Mit großem Elan und Vorfreude auf den 50. Geburtstag der Germanen ging es in die Planungen für das Treffen 2021, die aber bereits im Juli 2020 eingestellt wurden. Mit neuen Ideen sollte das Jubiläum gefeiert werden. Auf der Liste standen Brauchtum beim Ringabend und Ringumzug sowie eine Party in der Tradition der Germanen.

Kopf hoch heißt die Devise

Zudem sollte am Samstag das 22. Kinderringtreffen gefeiert werden. Für alle Veranstaltungen zu diesem 50. Jubiläum wollte Gerlinde Kretschmann, Ehefrau des baden-württembergischen Ministerpräsidenten, die Schirmherrschaft übernehmen.

Kübele-Hannes zeigen Solidarität

Doch die Devise in Benzingen lautet: Ärmel hochkrempeln und Kopf hoch. Der Antrag zur erneuten Durchführung dieses Ringtreffens im Jahr 2022 liegt bereits vor. Und eine erfreuliche Nachricht übersandte die Narrenzunft Kübele-Hannes aus Lautlingen: Diese verzichtet aus Solidarität mit den Germanen auf die Durchführung des 23. Kinderringtreffens im Jahr 2022 und reicht den Stab nach Benzingen weiter. Ringpräsident Walter Sieber freut sich: „Das zeugt von wahrer Kameradschaft und Miteinander in unserer närrischen Familie“.

Zünfte zeigen jede Menge Kreativität

Er hoffe auf baldiges Licht am Ende des Tunnels, damit alle Narrenzünfte in der Region und im ganzen Land wieder zusammen kommen dürfen und die Fasnet im Wortsinn fröhliche Urständ feiert. Wie fest und lebendig das Brauchtum verankert sei, zeige sich seit Dreikönig in ganz besonderem Maß.

Wurzeln leben auf

Es sei erstaunlich, mit welcher Kreativität die Zünfte, aber auch einzelne Narren, neue Wege gehen, sagt Sieber. „Vielleicht können wir der Pandemie auch etwas Gutes abgewinnen, in dem wir uns an die Wurzeln der Anfänge erinnern und neue Erfahrungen machen“, sinniert der altgediente Fasneter, der 22 Jahre als Zunftmeister der Germanen tätig war und als Ehrenpräsident immer noch mit anpackt, wenn Hilfe gebraucht wird.

Mit Farbe durch triste Zeit

„Wir würden uns freuen, wenn sich unser Ort mit vielen kleinen Narrenbäumen schmücken würde“, kommunizieren die Germanen über ihre Homepage. „Bringt Farbe in unseren Ort und verwandelt euren ausgedienten Weihnachtsbaum in einen bunten Narrenbaum vor eurer Haustüre. Man darf in dieser tristen Zeit erkennen, dass Benzingen die Fasnet liebt!“

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