Albstadt

Beethovens Messe in der Tailfinger Pauluskirche: Meisterstück mit 90 Mitwirkenden

28.03.2023

Von Vera Bender

Beethovens Messe in der Tailfinger Pauluskirche: Meisterstück mit 90 Mitwirkenden

© Vera Bender

Mit Kammerchor, Orchester und Soloquartett brachte Brigitte Wendeberg in der Pauluskirche Beethovens Messe in C-Dur zur Aufführung.

Andächtig und hingerissen lauschten die vielen Zuhörer Beethovens Messe in der Pauluskirche Tailfingen. Das Gotteshaus war gut gefüllt.

Schon allein der Anblick der 90 in schwarz gekleideten Musiker und Sänger war ein wundervolles Bild. Den Altarraum der Tailfinger Pauluskirche füllten 50 Chormitglieder des Kammerchors Ebingen mit Gästen sowie Musiker der OrchesterfreundInnen und vier Solisten. Sie alle warteten auf ein Zeichen der musikalischen Leiterin.

Ruhig und leidenschaftlich zugleich

Gut gefüllt war die Kirche, als Brigitte Wendeberg ihren Dirigentenplatz einnahm und Applaus erschallte. Ruhig und leidenschaftlich zugleich leitete die Kirchenmusikdirektorin, die in Albstadt musikalisch schon viel bewegt hat, Orchester und Chor an.

Hinzu gesellten sich vier absolute Profis: Absolventen oder Studierende der Musikhochschule Stuttgart. Das Soloquartett setzte sich zusammen aus Karla Massouh (Sopran), Kathrin Schweizer (Alt), Leopold Bier (Tenor) und Dominik Hoffmann (Bass).

„Herr, erbarme dich“ auf Latein

Und gleich beim Kyrie zu Beginn der Messe in C-Dur von Ludwig van Beethoven kamen alle Mitwirkenden zum Einsatz. Im harmonischen Miteinander singt der Chor das „Herr, erbarme dich“ auf Latein, während die Streicher den andächtigen und ehrfurchtsvollen Vortrag untermalen.

Die vier Solisten kommen zum Einsatz. Eigentlich sind sie nur selten und immer nur für wenige Takte im Solo zu hören, denn meist stimmt einer in den Gesang des anderen ein, immer abwechselnd und immer mit Verzögerung, was einen wundervollen Klang erzeugt.

Gesang mit großer religiöser Überzeugung

Mit Paukenschlägen kündigt sich das Gloria an, wenn Gott als allmächtiger Vater verehrt wird. Stimmgewaltig ist der Chor zu vernehmen. Holz- und Blechbläser sorgen für Akzente. Das Credo, das Bekenntnis, nimmt den Hauptteil ein. Immer wieder spielen sich Chor und Soloquartett quasi musikalisch die Bälle zu.

Die Musik ist ergreifend, der Gesang mit großer religiöser Überzeugung. Aus tiefstem Herzen und mit großer Ausdruckskraft. Sanft und anbetend beginnt das Sanctus, das Preisen des Herrn, um dann immer nachdrücklicher zu werden. Im Agnus Dei wird die Friedensbitte voll Ehrfurcht vorgetragen.

Auftraggeber Esterházy war bei der Uraufführung wenig begeistert

Es ist ein Meisterwerk, diese erste Messe von Beethoven, die aber zu seiner Zeit nicht als solche erachtet wurde. Der Auftraggeber Fürst von Esterházy war bei der Uraufführung im Jahr 1807 wenig begeistert, war er doch von Joseph Haydn andere Messen gewohnt.

Doch Beethoven zeigte sich stolz ob der Andersartigkeit seiner Komposition, die von viel Bekenntnisfreude zeugt. Meisterlich wurde diese Messe Beethovens in der Pauluskirche aufgeführt. Ein seltenes Klangerlebnis, das sich viele Musikbegeisterte nicht entgehen lassen wollten.

Nach Verklingen des letzten Tones gab es zunächst einen langen Moment der absoluten Stille, bis sich Brigitte Wendeberg vor ihren Akteuren verneigte und anschließend das Publikum in tosenden Applaus ausbrach und sich von den Plätzen erhob.

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