Balingen

Balinger Rapper Nano und RiG: „Wir möchten Kunst machen“

27.10.2017

von Hannes Mohr

Deutsch-Rap ist populärer denn je. Zwei, die in diesem Genre mitmischen, sind die beiden Balinger Rapper Nano und RiG. Jetzt kommt ihr erster Song raus. Mit Video.

Musiker ohne Gesellschaftskritik seien keine Künstler, sondern nur Entertainer, sagt Adriano Da Silva. Deshalb verarbeiten Nano, so sein Künstlername, und Demian Rieger, bekannt als RiG, alles in ihren Songs, was sie im Leben beschäftigt. Das erste gemeinsame Lied der beiden Balinger Musiker heißt „Ikarus Komplex“ und wird zusammen mit dem selbstproduzierten Musikvideo am 27. Oktober veröffentlicht.

Balinger Rapper Nano und RiG: „Wir möchten Kunst machen“

© Hannes Mohr

Die beiden Balinger Demian Rieger (links) und Adriano Da Silva, bekannt als RiG und Nano, machen nach vielen Jahren wieder Musik. Ihr erster gemeinsamer Song wird heute veröffentlicht.

„Wir haben schon als Jugendliche gerne gerappt“, sagt der 28-jährige Nano. Schon vor zehn Jahren hatten RiG und er mit anderen Rappern die Crew „4. Welt“ gegründet. Ein Freund von ihnen hatte ein Aufnahmestudio in Engstlatt, wo sie ihre Songs aufnehmen konnten. Es folgten ein paar Auftritte. Dann kam das Leben dazwischen: „Jeder verfolgte andere Ziele im Leben“, erzählt RiG. Das Hobby blieb auf der Strecke – bis jetzt.

Nano und RiG hatte es wieder in den Fingern gejuckt. Ihre Leidenschaft zu deutschem Hip Hop war einfach zu groß. „Das ist unser erstes richtiges Musikprojekt zu zweit“, sagt Nano. RiG und er waren gemeinsam in Mallorca, als sie die Idee vom Song und dem Videodreh hatten. „Wir wussten erst gar nicht, wie wir an die Sache rangehen sollen“, erinnerte sich RiG. Sie brachten stundenlanges Videomaterial von der spanischen Insel mit nach Hause. In über 150 Stunden Arbeitszeit verwandelte Nano das Filmmaterial in ein Musikvideo zu ihrem neuen Song. „Ich hatte davor noch keine Erfahrung mit Videoschnitt. Vieles habe ich mir dafür selbst beibringen müssen“, sagt Nano.

Das Video zeigt einsame Buchten, menschenleere Strände, sonnige Strandpromenaden. Doch „Ikarus Komplex“ ist kein Gute-Laune-Lied. Als Kontrast zu diesen anmutigen Bildern bekommt der Zuschauer im Refrain statt einer eingängigen Textzeile verstörende Bilder von Missständen auf dieser Welt gezeigt – gemischt mit abstrakten Klängen.

„Das Video soll zeigen, das die Menschen sowohl die Schönheit, als auch das Elend gerne übersehen“, erklärt Nano. Diese Kritik spiegelt sich auch in den Texten wider: „Wir übernehmen diese Welt, aber die Verantwortung nicht“, rappt RiG an einer Stelle im Stück, und bringt die Haltung der beiden Hip-Hop-Künstler auf den Punkt. „Wir möchten die Menschen mit unseren Liedern ein wenig wachrütteln“, sagt RiG. Denn oft verliere man den Blick fürs eigene Leben, sobald man in die Automatik des geringsten Widerstands verfällt.

Ihr Stil ist ausgewogen: Nachdenkliche Texte, aber nicht zu schwer. Begleitet werden die Liedzeilen von eingängigen, kräftigen Beats. Dabei halten sie Abstand vom übertriebenen Gangster-Rap. Ihre Musikrichtung erinnert vielmehr an die Anfangszeiten des Deutschen Hip Hop Ende der 1980er Jahre. Schon damals brachten die Künstler der ersten Stunde ihre Kritik an der Gesellschaft über Musik zum Ausdruck.

Musikalisch wollen die beiden Rapper einiges in der Region bewegen. Im Moment sind sie dran, ein eigenes Label zu gründen. Unter dem Dach eines Kampfsportstudios in Bisingen, soll das Label „Planet Eater Records“ entstehen. „Bei Planet Eater kommen Menschen aus der ganzen Region zum Trainieren. Das möchten wir auch – nur, dass wir Musik machen, anstatt Sport“, sagt Nano. Sie wollen gezielt lokale Künstler fördern.

Sie selbst streben nicht den großen internationalen Durchbruch an. „Wir machen unsere Musik selbst und benötigen keine großen, bekannten Produzenten“, sagt Nano. RiG und er möchten Kunst machen. Das ginge nur, wenn sie unabhängig sind.

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