Geislingen

Auf dem Steinefurthof in Binsdorf läuft die Eier-Produktion seit Wochen auf Hochtouren

09.04.2020

Von Jasmin Alber

Auf dem Steinefurthof in Binsdorf läuft die Eier-Produktion seit Wochen auf Hochtouren

© Privat

Matthias Hölle vom Steinefurthof brachte 1500 Kartons voll bunter Ostereier ans Zollernalb-Klinikum.

Frische Eier sind dieses Jahr besonders gefragt, wohingegen die gefärbten nicht den reißenden Absatz der Vorjahre haben: Matthias Hölle, Geschäftsführer des Binsdorfer Steinefurthofs, hat ein deutlich verändertes Einkaufsverhalten seit Beginn der Coronakrise festgestellt. Er selbst hat sich bei den Helfern in der aktuell schwierigen Zeit bedankt und insgesamt mehr als 10.000 Ostereier an die Mitarbeiter des Zollernalb-Klinikums und an die Tafel verschenkt.

Die zehn Tage vor Ostern sind erfahrungsgemäß die Tage mit der stärksten Eiernachfrage im ganzen Jahr, berichtet Matthias Hölle. Auch dieses Jahr läuft das Geschäft. Der Geschäftsführer muss trotz der Coronakrise keine Verluste verzeichnen. „Wir sind noch zufrieden“, so der Landwirt. Dennoch ist heuer eine Verschiebung des Einkaufsverhaltens bemerkbar.

Matthias Hölle spricht von einer „gigantischen Nachfrage“ nach frischen Eiern, wohingegen die Nachfrage nach bereits gefärbten Eiern, die sonst zur Osterzeit ein Kassenschlager sind, deutlich abgenommen hat. „Dieses Geschäft fällt in den Keller“, sagt Hölle, der sich das Verhalten durch die Ausgangsbeschränkungen sowie Schul- und Kindergartenschließungen erklärt: Die Leute – Erwachsene wie Kinder – seien viel zu Hause, haben Zeit, kochen und backen und färben auch Ostereier dieses Jahr eher selbst.

Die Belieferung des Gastrobereichs ist seit einigen Wochen eingebrochen. Viele Gastronomiebetriebe haben ihren Betrieb ganz eingestellt oder verkaufen lediglich zu reduzierten Öffnungszeiten Essen zum Mitnehmen. Beachtlich: Diese Einbußen konnten jedoch aufgefangen werden, da die gesamte Menge statt an die Gaststätten und Restaurants über den Lebensmitteleinzelhandel und den Automaten verkauft wurden.

Ganze Tagesproduktion geht immer direkt an die Geschäfte

Man bemühte sich, schnell auf die veränderte Nachfrage zu reagieren. Da die Produktionsplanungen aber immer längerfristig gemacht werden, sei die schnelle Umstellung eine Herausforderung gewesen.

Aufgrund der enormen Nachfrage von Privatleuten nach Roheiern wird derzeit die gesamte Tagesproduktion vom Steinefurthof direkt in die Geschäfte in der Region zum Verkauf verteilt. „Es gibt keinen Puffer mehr“, sagt Hölle.

Insbesondere die Eier von Hühnern aus Freilandhaltung sowie Eier der „Huhn und Hahn“-Initiative seien so gefragt, dass es in den Läden teilweise Engpässe gibt.

„Wir sind verwöhnt. Für die heutige Gesellschaft ist es eine Selbstverständlichkeit, dass immer alles verfügbar ist“, so der Geschäftsführer. Viele müssten sich mehr Gedanken machen, dass alle Lebensmittel auch immer erst gemacht oder produziert werden müssen, bevor sie in den Verkauf kommen.

Dieses Bewusstsein werde aktuell geschärft. Und so könne aus der Krise auch etwas Positives für die Zukunft gezogen werden.

Hofladen geschlossen, Automat gefragt wie nie

Die Türen des betriebseigenen Hofladens sind indes seit einiger Zeit zu. Durch dessen Standort direkt auf dem Gelände des Landwirtschaftsbetriebs – und somit mitten in der Produktion, wo auch die Mitarbeiter zugange sind – habe man diesen geschlossen. Und das, obwohl Hofläden laut Landes-Coronaverordnung eigentlich weiterhin geöffnet haben dürften. „Das war eine reine Sicherheitsmaßnahme“, erläutert Hölle.

So lasse sich das Infektionsrisiko minimieren. Denn seit jeher wird für die Familie Hölle die Verantwortung, die sie für die Tiere, Mitarbeiter und Kunden trägt, groß geschrieben. Und bei einer Landwirtschaft in der Größe des Steinefurthofs mit Platz für mehr als 30.000 Legehennen in Boden- und Freilandhaltung käme es zudem zu einer undenkbaren Situation, wenn der Betrieb aufgrund vieler erkrankter Mitarbeiter zum Erliegen käme.

Ein rege genutzter Ersatz für den Einkauf von Eiern und weiteren Lebensmitteln ist der Selbstbedienungsautomat an der Straße direkt neben der Hofeinfahrt. Von morgens um sieben bis abends um neun müsse dieser zur Zeit im Stundentakt aufgefüllt werden, berichtet Hölle und versichert: Auch über Ostern werde regelmäßig für Nachschub gesorgt.

Mehr als 10.000 Ostereier für Klinikmitarbeiter und Tafel

Fernab von Betrieb und wirtschaftlichen Herausforderungen hebt Matthias Hölle besonders die tolle Arbeit der Mitarbeiter des Zollernalb-Klinikums hervor. Er wollte sich bei ihnen bedanken, ihre Leistungen in der aktuellen Krise honorieren und einfach sein Dankeschön aussprechen.

„Es ist wirklich klasse, was diese Leute derzeit leisten“, betont Hölle. Er habe sich mit Landrat Günther-Martin Pauli in Verbindung gesetzt, der über sein Vorhaben sehr erfreut gewesen sei. So überbrachte Matthias Hölle am Mittwochabend eine bunte Spende: Das Klinikpersonal durfte sich über insgesamt rund 1500 Sechserpackungen Ostereier freuen.

300 weitere Ostereierkartons verschenkte der Steinefurthof an die Tafel – deren Mitarbeiter nach der Schließung des Tafelladens auch auf die veränderte Situation schnell reagieren mussten. Hölle beliefert die Balinger Tafel zwar das ganze Jahr über, hat nun – sozusagen als Ostergeschenk – noch eine zusätzliche Ladung vorbei gebracht.

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