Oberes Schlichemtal

Auf Kandidatensuche: Gemeinderäte im Oberen Schlichemtal feilen an ihren Listen

29.02.2024

Von Daniel Seeburger

Auf Kandidatensuche: Gemeinderäte im Oberen Schlichemtal feilen an ihren Listen

© Daniel Seeburger

Erzählen von der Arbeit im Dotternhausener Gemeinderat (von links): Otto Scherer, Edgar Uttenweier, Georg von Cotta, Wolfgang Wochner und Karl Haller.

Am Sonntag, 9. Juni, werden die Gemeinderäte neu gewählt, am Donnerstag, 28. März, müssen die Kandidatenlisten vorliegen. Die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten gestaltet sich nicht überall einfach. In den Gemeinden des Oberen Schlichemtals ist es fast sicher, dass nicht alle Listen komplett aufgefüllt werden können. Wir haben mit fünf Dotternhausener Gemeinderäten geredet und einen Blick auf die anderen Gemeinden geworfen.

„Wir sind auf Kandidatensuche“, sagt Karl Haller, langgedienter Gemeinderat in Dotternhausen für die Liste „Bürger für Bürger“. Mit am Tisch sitzen Georg von Cotta, Otto Scherer, Edgar Uttenweiler und Wolfgang Wochner. Allesamt Profis in der Gemeindearbeit. Entweder schon seit langer Zeit im Gremium tätig wie Haller und Uttenweiler, oder mehrere Jahrzehnte lang in der gemeindlichen Verwaltungsarbeit unterwegs wie Otto Scherer. Dazu Georg von Cotta und Wolfgang Wochner, die die Gemeindeverwaltung in der bürgermeisterfreien Zeit zusammen mit dem damaligen Amtsverweser Alfons Kühlwein wieder auf die Beine stellten.

Altgediente Räte

Vier der fünf Gemeinderäte haben sich noch nicht definitiv entschieden, ob sie für eine weitere Legislaturperiode bereit stehen, Otto Scherer allerdings will aufhören. Man wolle vor allem Aufmerksamkeit für die Kommunalpolitik, sagt Wolfgang Wochner. Sein Kollege Georg von Cotta weist darauf hin, dass die Arbeit am Ratstisch zwar nicht immer einfach ist, man aber immer wieder einen Konsens gefunden habe. Da sich die Gemeinde in Sachen Holcim nun von einem Anwalt vertreten lässt, um auf Augenhöhe mit dem Weltkonzern handeln zu können, sei die Arbeit für die Räte übersichtlicher geworden.

Im Gemeinderat werde nicht grundsätzlich gemauert, sondern nach durchaus intensiven Verhandlungen und Diskussionen sachlich entschieden, sagt Karl Haller. Klar gebe es bei den Vertretern der anderen Liste andere Ansichten. „Aber es gibt eine Diskussionskultur im Gemeinderat“, führt er aus.

In der Vergangenheit viel Arbeit

Man habe in den vergangenen Jahren viel leisten müssen als Gemeinderäte. Gerade auch in der Verwaltung. Dass man Amtsverwalter Alfons Kühlwein zur Seite gestellt bekommen habe, als die damals amtierende Bürgermeisterin krankheitsbedingt ausgefallen ist, sieht Karl Haller als einen Glücksfall für die Gemeinde an. „Kühlwein hat uns den Hintern gerettet“, so der Gemeinderat.

Auch in den nächsten Jahren kämen wichtige Projekte auf den Dotternhausener Ratstisch, sagt Haller. Vor allem die Sanierung des Kindergartens oder die Sicherung der Wasserversorgung seien große Themen. „Deshalb wäre es nicht schlecht, wenn das Gemeindegremium verjüngt werden könnte“, führt Edgar Uttenweiler aus. Ziel sei es, gleichzeitig erfahrene und junge Ratsmitglieder im Gremium zu haben.

Wobei Wolfgang Wochner durchaus Arbeit auf die neuen Gemeinderätinnen und -räte zukommen sieht. „Es ist eine Frage der Verantwortung“, sagt er und konstatiert: „Wie weit ist der Sprung vom Interesse zur Verantwortung?“ Denn, so Georg von Cotta, „wenn man Interesse an seiner Gemeinschaft hat, ist es ein kleiner Schritt zur Mitarbeit im Gemeinderat“. Die fünf Dotternhausener Gemeinderäte bieten für Interessierte eine Informationsveranstaltung am Dienstag, 5. März, um 18 Uhr im Sankt-Anna-Stift an.

Zwei Listen in Dotternhausen

In den nächsten Tagen werden die fünf Gemeinderäte immer wieder Bürgerinnen und Bürger in Dotternhausen ansprechen. Genauso wie Ilse Ringwald und ihre Kolleginnen und Kollegen von der Dotternhausener Liste „Verantwortung+Fortschritt+Lebensqualität“. Auch sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind auf der Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten. Und auch sie sieht sich vor dieselben Probleme gestellt wie die „Konkurrenz“. „Wir sind auf der Suche, aber es ist nicht einfach“, umreißt sie die Situation.

Ringwald und ihrer Ratskolleginnen und -kollegen haben sich bereits mit Interessierten getroffen. Auch sie gehen offensiv auf Personen zu und suchen das persönliche Gespräch. „Ganz schlecht sieht es bisher nicht aus“, gibt sich Ilse Ringwald vorsichtig optimistisch. Auch sie würde es begrüßen, jüngere Kandidatinnen und Kandidaten präsentieren zu können, „denn die Themen Kindergarten und Schule sollten uns wichtig sein“. Und gerade hier seien Eltern gefragt.

Mehrheitswahl in Zimmern u.d.B.

Wobei gerade die zeitliche Belastung der Gemeinderäte ein Ausschlusskriterium für viele jüngeren Menschen ist. Philipp Vogelmann, der die Gemeinderatsliste für Zimmern u.d.B. aufstellt, weist darauf hin, dass sich gerade diese Bevölkerungsgruppe bereits überdurchschnittlich stark in den Vereinen engagiert, beruflich eingespannt ist und vor allem auch Zeit für die Familie haben möchte. Die Zimmerner Räte sind in den vergangenen Wochen auf mögliche Kandidatinnen und Kandidaten zugegangen und haben Werbung für die Gemeinderatsarbeit gemacht. Drei der acht Räte hören auf, die fünf, die weitermachen, stehen dann auch auf der Liste. Die restlichen drei Plätze auf der Liste werden freigelassen. Das heißt, gewählt wird, wer am meisten Stimmen auf sich vereinigen kann – wenn er oder sie auch nicht auf dem Wahlzettel steht.

In Schömberg fehlen noch drei Kandidaten

Daniel Saffrin, Gemeinderat in Schömberg, war überrascht über die große Resonanz bei der Infoveranstaltung, die stattgefunden hat. Rund 15 Personen seien dabei gewesen. Drei Personen hätten bereits nach der Veranstaltung Interesse bekundet, zwei weitere Interessierte hätten einige Zeit später eine Kandidatur in Erwägung gezogen. Nachdem sechs Gemeinderäte definitiv weitermachen, wären schon elf Personen auf der Liste. Fehlen noch drei, um die 14 voll zu bekommen. „Wir sind weiter auf der Suche und sprechen potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten an“, erklärt Saffrin im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dormettingen kann Vollzug melden

„Unsere Liste ist voll“, sagt Gemeinderat Andreas Koch aus Dormettingen. Man habe in den vergangenen Wochen mögliche Kandidatinnen und Kandidaten abgeklopft. Bei einer Infoveranstaltung seien zudem mehrere Interessierte gekommen. Danach seien zwar einige wieder abgesprungen, trotzdem gebe es in Dormettingen nun eine ansprechende Liste. „Aber es war nicht einfach, Personen zu finden“, erklärt Koch. Von den 10 Gemeinderäten machen insgesamt 6 weiter.

Wahrscheinlich nur noch eine Liste in Weilen unter den Rinnen

Man sei gerade dabei, die Liste zu formen, erklärt Gemeinderat Rudolf Erler aus Weilen unter den Rinnen. „Es sieht nicht schlecht aus“, verrät er. Zwei Listen wie bei der vergangenen Wahl sind allerdings nicht mehr geplant. Letztendlich wisse er aber nicht, ob sich vielleicht doch eine weitere Liste zur Wahl stelle, ob es sonst noch Bestrebungen gibt. Tatsache ist, dass die bisher bestehenden zwei Gemeinderatslisten zusammengefasst werden. Drei Gemeinderatsmitglieder hören definitiv auf, drei neue würden gesucht, so Erler. „Die ersten Zusagen liegen bereits vor“, sagt er und freut sich.

Dautmergen ist noch in der Anfangsphase...

Auch Tobias Wager, Gemeinderat in Dautmergen, ist verhalten optimistisch. Mit der Zusammenstellung der Liste sei man allerdings noch nicht fertig. Die Gemeinderäte würden sich gerade abstimmen, potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten sollen angesprochen werden. „Wir sind aber noch in der Anfangsphase“, sagt er.

… genauso wie Ratshausen

Auch die Listenmacher in Ratshausen stehen noch am Beginn der Suche nach neuen Gesichtern. Am Donnerstagabend treffen sich die Gemeinderäte. Dann wird erst einmal abgeklärt, welche der bisherigen Räte weitermachen wollen. Der nächste Schritt sei dann, konkret auf Personen zuzugehen.

In Hausen am Tann ist man zuversichtlich

Zusammen mit Katrin Ettwein ist gerade Stefan Buhmann in Hausen am Tann auf Kandidatensuche. „Erwartungsgemäß tut man sich etwas schwer“, erklärt er. Denn, so Buhmann, man müsse sich als Gemeinderat durchaus gewissen Herausforderungen stellen. Es sei eine anspruchsvolle Arbeit, denn die Ansprüche, die an dieses Amt gestellt werden, würden stetig wachsen. Trotzdem sei es eine attraktive Arbeit, die viele Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Er ist zuversichtlich, dass man noch Kandidatinnen und Kandidaten findet. Ein Großteil der Gemeinderäte mache weiter – und das sei durchaus ein gutes Zeichen.

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