Winterlingen

Alle zwei Wochen gibt’s „Quality Time“: Zu Besuch beim „Elterntreff Kunterbunt“ in Winterlingen

26.01.2024

Von Janine Lehleiter

Alle zwei Wochen gibt’s „Quality Time“: Zu Besuch beim „Elterntreff Kunterbunt“ in Winterlingen

© Janine Lehleiter

Susanne Kopp (zweite Erwachsene von rechts) freut sich mit den Mamas und Kids über die regelmäßigen Treffen.

Im 14-tägigen Rhythmus sorgt Susanne Kopp in Winterlingen dafür, dass Eltern (meist Mamas) und ihre Kids für zwei Stunden ihrem Alltag entkommen können. Die Sozialarbeiterin leitet seit vielen Jahren den „Elterntreff Kunterbunt“. Wie diese Treffen ablaufen? Der ZOLLERN-ALB-KURIER hat’s einmal miterlebt.

In der Dezembersitzung des Winterlinger Gemeinderats wurden die Kleinen ganz groß geschrieben. Denn auf der Agenda stand neben den Berichten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, der Schulsozialarbeit, der Ferienbetreuung und der (Erweiterten) Verlässlichen Grundschule auch die Verlängerung des Vertrags von Susanne Kopp beziehungsweise der Kooperation mit dem Haus Nazareth.

Verlängerung nun automatisch

Susanne Kopp leitet den „Elterntreff Kunterbunt“ Winterlingen, der neben Hechingen und Burladingen einer von drei Elterntreffs im Zollernalbkreis ist. Bis dato musste ihr Vertrag jährlich verlängert werden. Doch nun stimmte der Gemeinderat einstimmig zu, dass dieser ohne erneute Abstimmungen weiterläuft. Grund genug für den ZOLLERN-ALB-KURIER, einmal hautnah dabei zu sein.

+++ Der ZAK auf Whatsapp: Jetzt hier kostenfrei den Kanal abonnieren +++

Es ist der erste „Elterntreff Kunterbunt“ in diesem Jahr. Acht Mütter mit ihren 14 Kindern im Alter zwischen 13 Monaten und sieben Jahren sind in die Begegnungsstätte „Alte Schule“ in Winterlingen gekommen – alle primär aus demselben Grund: um gemeinsam eine schöne Zeit zu haben oder wie man heutzutage so schön sagt – „Quality Time“.

Über 70 Adressen im Verteiler

Seit November 2011 kümmert sich Sozialarbeiterin Susanne Kopp darum, dass Eltern – zugegebenermaßen meist Mamas – und ihre Kinder zwei Stunden ihrem Alltag entfliehen können. „Es gibt einen festen Stamm, aber es kommen auch immer wieder neue dazu. Wenn es aber mal mehr als 37 Personen sind, ist es nicht mehr schön – Stichwort Lärmpegel“, lacht Susanne Kopp. Zwischen 70 und 80 Familien, hauptsächlich aus Winterlingen und den Teilorten, befinden sich mittlerweile im E-Mail-Verteiler der 43-jährigen Meßstetterin.

Alle zwei Wochen gibt’s „Quality Time“: Zu Besuch beim „Elterntreff Kunterbunt“ in Winterlingen

© Privat

Das Programm des „Elterntreffs Kunterbunt“ ist wahrhaftig bunt. Im Sommer geht es beispielsweise zum Picknicken nach draußen.

„Ich bin selbst mit meinen Kids in solche Gruppen gegangen und finde, das ist ein tolles Angebot. So niederschwellig, ohne Anmeldung, und außerdem bereichernd für Kinder und Mamas“, schwärmt Susanne Kopp von ihrer Aufgabe. Zusätzlich zum „Elterntreff Kunterbunt“ gibt sie für das Haus Nazareth auch Kurse unter den Rubriken „Resilienz for Family“ und „Alltagshelden. Elternoase“ oder besucht als Referentin verschiedene Einrichtungen.

Festes Ritual: Begrüßungskreis

Wie jeden zweiten Dienstag geht es pünktlich um 14.30 Uhr los, wobei die erste Viertelstunde nur dem Ankommen gewidmet ist. Dann werden Tische gerückt, ein großer Teppich ausgerollt und Sitzkissen darauf verteilt. Erst als alle – einschließlich unsere ZAK-Redakteurin – einen Platz im Sitzkreis auf dem Boden gefunden haben, startet Susanne Kopp mit ihrem Programm.

Zunächst besteht das aus dem Begrüßungskreis – ein festes Ritual beim „Elterntreff Kunterbunt“. Eine Handpuppe sagt den Kindern „Hallo“, im Anschluss rollen sich die Kinder ein Rad zu. Das Kind, bei dem es anhält, darf sich aussuchen, wie die Strophe des Begrüßungslieds umgedichtet wird. Pfeifen, klatschen, sägen, schnipsen, schnalzen und bellen sind angesagt, wobei das Pfeifen an diesem Tag ganz hoch im Kurs steht.

Alle zwei Wochen gibt’s „Quality Time“: Zu Besuch beim „Elterntreff Kunterbunt“ in Winterlingen

© Janine Lehleiter

Ein festes Ritual: Begonnen wir das Treffen immer mit dem Begrüßungskreis.

Anschließend schnappt sich Susanne Kopp eine Gitarre und bittet ihre heutige Assistentin, die kleine Frieda, Liedtexte zu verteilen. Es folgen die Lieder „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“ und „Aramsamsam“, die unsere Redakteurin prompt in ihre Kindheit zurückversetzen. Ein wahrer Ausbruch aus dem manchmal so ernsten Zeitungsalltag. Zum Abschluss liest Susanne Kopp den Kleinen noch ein Buch vor.

Tisch-Rap zur Melodie von „We will rock you“

Anschließend ist Kaffeepause angesagt – eine Zusammensetzung zweier Wörter, die für manch eine Mama wie Musik in den Ohren klingen mag. Drei Frauen haben dafür extra Kuchen gebacken. Doch erst nachdem der coole Tisch-Rap – das Lied „Alle guten Gaben“ zur Melodie von „We will rock you“ – zusammen performt wurde, werden die Leckereien verschmaust. Dabei bleibt den Erwachsenen genügend Zeit, sich auszutauschen, während sich die Kinder selbst beschäftigen.

Wenige Angebote für Kinder

Der Kaffeeklatsch bietet dann auch Zeit, einmal nachzuhaken, wieso und was die Anwesenden so am „Elterntreff Kunterbunt“ schätzen. Isabell Reining kommt zusammen mit ihren beiden Töchtern schon seit etwa vier Jahren regelmäßig zu den Treffen. Sie hat über Bekannte davon erfahren und freut sich: „Im Ort gibt es für Kinder nicht so viele Angebote. Die Mädels lieben das seit dem ersten Tag, alle beide.“

Nicole Hellstern schließt sich dem an: „Wir kommen hierher, weil das eine Abwechslung ist. Es ist fürs Kind und die Mama schön.“ Sie ist zusammen mit dem kleinen Marlon hier. Gerade für Kinder ab 0 Jahren gebe es sonst kein anderes Angebot in der Gemeinde.

Gemeinsam genießen

„Ich finde es für meine Kinder toll, dass sie im Pulk spielen können und dass wir das gemeinsam genießen können“, fügt Sarah Schmidt hinzu, die mit ihren beiden Kindern da ist. Auch Sandra Maier ist in Begleitung zweier Kids und schwärmt vor allem von den wertvollen pädagogischen Ideen, die Susanne Kopp immer parat habe.

Alle zwei Wochen gibt’s „Quality Time“: Zu Besuch beim „Elterntreff Kunterbunt“ in Winterlingen

© Privat

Basteln steht regelmäßig auf dem Programm.

So kommen wir auch im nahtlosen Übergang zum Input-Teil des Elterntreffs. Bei diesem Punkt auf der Agenda zeigt sich dann auch der Unterschied zu herkömmlichen Krabbelgruppen. Denn neben Austausch und Kinderprogramm gibt Susanne Kopp den Teilnehmenden auch wichtiges Werkzeug – wie pädagogisches Hintergrundwissen oder Tipps zum Erziehungsalltag – an die Hand.

Programm ist kunterbunt

Bei diesem Treffen ist aber Brainstorming angesagt. „Ihr dürft in die Liste eure Anregungen und Wünsche zu Themen, Referenten, Ausflügen und Familienangeboten eintragen“, leitet Susanne Kopp die Mamas an. Sie alle haben ein Mitspracherecht, wenn es um die Planung des Jahresprogramms geht. „Thema Konzentrationsfähigkeit“, „Buchvorstellung Manfred Mai“, „Mama-Auszeitabende beim Inder“ und „Ernährungsberater“ sind nur vier Stichworte, die notiert werden.

Bevor sich die Mamas mit ihren Kindern wieder auf den Heimweg machen, wird zusammen angepackt und aufgeräumt. Beim Abschlussritual singen dann alle gemeinsam das Lied „1,2,3 im Sauseschritt“ und trippeln dazu im Kreis. „Erst die rechte, dann die linke, beide machen winke, winke. Und zum Schluss – ein Abschiedskuss“, beendet Susanne Kopp den kunterbunten Nachmittag und die Kinder pusten sich Küsse durch die Luft.

Weitere Informationen

Informationen zum „Elterntreff Kunterbunt“ gibt es zum einen auf der Homepage des Hauses Nazareth (haus-nazareth-sig.de), zum anderen auf winterlingen.de. Auf Instagram (@erwachsenen_familienbildung_hn) teilt Susanne Kopp regelmäßig Impressionen ihrer Arbeit.

Wer es ganz genau wissen will, kann sich auch direkt bei ihr melden (susanne.kopp@haus-nazareth-sig.de). Am Dienstag, 30. Januar, findet der nächste Elterntreff statt. Dann wird es in der Begegnungsstätte nach leckerem Bratapfel duften. Vorbeikommen lohnt sich!

Diesen Artikel teilen: