Handball

Abstieg aus der Bundesliga: HBW Balingen-Weilstetten erst am Drücker, dann zu stark unter Druck

10.06.2022

Von Marcus Arndt

Abstieg aus der Bundesliga: HBW Balingen-Weilstetten erst am Drücker, dann zu stark unter Druck

© Herl

Gegen Berlin verpasste der HBW nur knapp einen Sieg.

Im letzten Saisondrittel verspielte das Team von Jens Bürkle endgültig den Klassenerhalt. Der HBW Balingen-Weilstetten distanzierte zwar Schlusslicht TuS N-Lübbecke, aber eben nicht Altmeister Minden. GWD bewies einmal mehr Nehmerqualitäten.

Das Mühlenkreis-Duo und der Low Budget-Klub aus Balingen machten erwartungsgemäß die beiden Absteiger unter sich aus. Stuttgart (22:44 Punkte) zitterte kurz, war aber nie wirklich gefährdet. Dafür sei die Qualität der Mannschaft einfach zu groß, meint der HBW-Trainer, welcher am Liveticker Mindens Erfolg über Erlangen miterlebte.

Mit 22:21 setzten sich die Ostwestfalen vor heimischer Kulisse durch und brachten vor dem letzten Spieltag zwei Zähler zwischen sich und die Schwaben. Die deutlich bessere Tordifferenz spricht ebenso für die Carstens-Truppe, welche als Tabellen-16. finisht. Überraschend, nachdem Minden in der gesamten Runde nur zwei Heimsiege gelungen waren. Markant: In den letzten zehn Begegnungen holten die Weserstädter neun Punkte, der Aufsteiger von 2019 kam nur auf sieben.

Die „Gallier“ schafften nach fünf Niederlagen in Folge gegen Berlin (Endstand: 23:23) zwar die Trendwende, doch die kam einfach zu spät. „Ich bin schon sehr niedergeschlagen“, erklärt der Balinger Coach, „ich bin zwar nach unserem Remis gegen die Füchse schon davon ausgegangen, dass wir absteigen, hatte aber immer noch Hoffnung. Wir haben es am Mittwoch verpasst, den Druck auf Minden zu erhöhen und selbst noch einmal eine Hand ins Geschäft zu bekommen.“

Punktlos in „Kann-Spielen“

Die Chance gaben die Kreisstädter nach einer guten Phase im April etwas leichtfertig aus der Hand. Souverän packten die Schwaben sechs Zähler in vier Spielen drauf, fertigten im Kellerduell N-Lübbecke mit 26:21 ab. „Nach dem Heimsieg über den TuS hatten wir einen Zwei-Punkte-Puffer“, blickt Bürkle zurück.

„Danach hatten wir die drei ‚Kann-Spiele‘ beim BHC, gegen den TBV Lemgo und bei der TSV Hannover-Burgdorf. Das wären Momente gewesen, um weiter zu punkten. Das sind alles Gegner, die wir an einem guten Tag kriegen können. Wir haben es in diesen Spielen aber nicht geschafft, die Qualität aufs Feld zu bringen, wie uns das beim 23:23 gegen Berlin gelungen ist. Gegen den BHC waren wir schlecht, in den beiden anderen Spielen war es okay, aber eben nicht gut genug, um in dieser Liga zu gewinnen.“ Auch gegen Wetzlar und in Magdeburg blieb der Aufsteiger von 2019 ohne zählbaren Erfolg – und auf dem vorletzten Tabellenplatz hängen.

Zu wenig Topleistungen

Ein wenig habe auch das Spielglück gefehlt, sinniert der Sportwissenschaftler, welcher mit ein paar Schiedsrichterentscheidungen „alles andere als glücklich war“. Das summiere sich eben auf, fährt der 41-Jährige fort und fügt hinzu: „Wir hatten schon viele Spiele, wo es wirklich auf Messers Schneide stand und solche Kleinigkeiten eben viel ausmachen. Allein in den letzten fünf Begegnungen fallen mir zwei, drei solche Dinger ein, wo ich gerne auch mal einen Pfiff auf unserer Seite gesehen hätte . . .“ Die blieben aber aus – wie beim Wiede-Foul an Oddur Gretarsson am Mittwochabend in der 60. Minute.

„Wir haben es in der Summe zu selten geschafft, solche Leistungen wie am Mittwoch gegen Berlin oder in Magdeburg abzurufen“, räumt der Balinger Kommandogeber unumwunden ein, „das ist natürlich auch schwer, das darf man nicht vergessen. Aber es waren schon auch ein paar Topleistungen in dieser Runde dabei – und wenn man im richtigen Moment so eine Leistung gegen eine Mittelfeldmannschaft abgerufen hätte, hätten wir vielleicht noch einmal ein, zwei Punkte mehr ergattern können.“

Abschied in Nürnberg

Den vorerst letzten Auftritt in Liga eins haben die „Gallier“ am Sonntagnachmittag beim Tabellen-14. HC Erlangen (15.30 Uhr, Arena Nürnberger Versicherung). „Natürlich wollen wir trotzdem das finale Saisonspiel gewinnen“, betont Jens Bürkle, „die letzten paar Begegnungen waren sportlich wirklich sehr, sehr gut von uns. Wir sollten alles daran setzen, dass wir zumindest ein gutes letztes Spiel machen.“

Die Mittelfranken waren am Donnerstagabend noch in Minden gefordert, unterlagen an der Weser knapp mit 21:22. Dennoch hat Erlangen nach dem Trainerwechsel (Alonso für Haaß) eine solide zweite Halbserie absolviert. „Wir haben eine vernünftige Rückrunde gespielt“, bilanziert HCE-Trainer Raul Alonso, „dazu kam die erste Teilnahme am Pokal-Final-Four, wo wir uns super präsentiert haben. Dazu konnten wir den Meister aus Magdeburg beim 36:38 stark fordern, haben erstmals in Lemgo sowie gegen Melsungen und in Wetzlar gewonnen. Wir haben da an Stabilität gewonnen, das ist eine große Freude.“ Was kann man vom HCE zukünftig – sprich in der kommenden Spielzeit – erwarten? „Wir haben relativ frühzeitig unsere Transfers für die kommende Saison getätigt“, sagt der Spanier, „da habe ich ein gutes Gefühl.“

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