Balingen

23 Grad und es wird noch wärmer: Balinger Räte drehen an der Freibadtemperatur

23.05.2023

Von Nicole Leukhardt

23 Grad und es wird noch wärmer: Balinger Räte drehen an der Freibadtemperatur

© Paul Braun

Ab sofort wird's noch ein bisschen wärmer: Die Räte einigten sich am Dienstag auf eine Mindesttemperatur von 23 Grad.

Wie warm ist warm genug? Die Frage um die richtige Temperatur fürs Balinger Freibad trieb die Gemeinderäte in den vergangenen Wochen schon einmal um, am Dienstagabend wurde schließlich ein Knopf an die Sache mit der Wohlfühltemperatur gemacht: Frostbeulen wird‘s freuen.

Keine Frage – wenn die Temperaturen in Balingen über die 30-Grad-Marke klettern, kann der Sprung ins kühle Nass gar nicht genug Erfrischung bringen. Doch wann ist das Wasser noch angenehm kühl und wann bedarf es größter Überwindung, weiter als bis zu den Knöcheln hineinzusteigen?

Gemeinderat Klaus-Dieter Schwabenthan (Freie Wähler) hatte in einer der vergangenen Sitzungen angeregt, das Wasser in diesem Jahr wieder auf 23 Grad aufzuheizen, „auf Vorkrisenniveau“, wie er auch am Dienstag in der Sitzung erneut betonte. Auf Wunsch von Dr. Dietmar Foth (FDP) jedoch sollte der Antrag so lange ruhen, bis die Verwaltung ausgerechnet hatte, welche Mehrkosten durch die Erwärmung entstehen. Denn bisher waren die Schwimmer bei 21 Grad ins Becken gestiegen.

Mehr Badevergnügen für 9 Euro am Tag?

Die Verwaltung hatte ihre Hausaufgaben gemacht und eine detaillierte Kostenaufstellung in der Vorlage mitgeliefert. „Ich bin sehr überrascht“, räumte Klaus-Dieter Schwabenthan ein, ging doch aus dem Rechenexempel hervor, dass die Erhöhung von 21 auf 22 Grad die Stadt pro Badesaison 1300 Euro kosten würde. „Eine Erhöhung um ein Grad für etwa 9 Euro am Tag, das sollte uns das Wohlbefinden unserer Badegäste Wert sein“, so der Rat der Freien Wähler. Er bat erneut darum, an der Heizung nicht nur auf 22, sondern auf 23 Grad zu drehen.

Schützenhilfe bekam er von Annegret Lang (SPD), die von umliegenden Freibädern berichtete, in deren Becken mindestens 23 oder sogar 24 Grad warmes Wasser lockt. Auch Dr. Ingrid Helber (FDP) fürchtete eine Abwanderung von Badegästen in wärmere Gewässer, außerdem hätten sich sogar Profischwimmer über das zu kühle Wasser beschwert.

Klimaziele nicht vergessen

Weil „die richtige Temperatur“ ohnehin ein subjektives Empfinden sei, dürfe man den Blick bei allem Verständnis für Wohlfühltemperaturen nicht verlieren für die auferlegten Klimaziele, mahnte hingegen Dr. Dietmar Foth (FDP). „Auch ein Grad ist ein wichtiger Aspekt, viele kleine Schritte bewirken einiges“, betonte er. Ihm stimmten Erwin Feucht (Die Grünen) und Klaus Hahn (CDU) zu.

Dass die Klimaziele durchaus ein relevantes Thema seien, da war auch der leitende Schwimmmeister Rainer Schneider einig. „Wenn wir das Wasser von heute auf übermorgen mit Gas auf 23 Grad heizen müssten, dann würden wir das mit Erdgas tun“, erklärte er. Würde man indes noch so lange zuwarten, bis die Sonne das Wasser ohnehin auf 23 Grad erwärmt hätte, „müssten wir die Temperatur nur noch halten“, rechnete er vor. Bei einer durchschnittlichen Absenkung der Temperatur in der Nacht um ein Grad, müsste man so nur den Verlust wieder „zuheizen“.

Der Besucheransturm kommt bei gutem Wetter

Eine Abwanderung von Badegästen, wie unter anderem auch Sevgi Turan-Rosteck (Die Grünen) befürchtete, sei schon denkbar. „Aber auch bei schlechtestem Wetter haben wir 100 Dauergäste, die große Besuchermenge kommt sowieso erst bei schönem Wetter“, entgegnete Schneider.

„Ich denke, wir müssen kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir die Temperatur auf 23 Grad erhöhen, sobald die Sonne da ist“, zog Markus Wochner (Freie Wähler) sein Fazit. Der Klimaschutzmanager habe an anderer Stelle noch viel Potenzial, der Stadt und der Umwelt Gutes zu tun. „Ich verstehe auch nicht, warum man da lange rumdiskutieren muss“, ergänzte er, „nehmen wir uns das doch als Ansporn, woanders mehr zu sparen als 9 Euro am Tag“.

Mehrheit für die Erwärmung

Ähnlich sah das auch Dr. Ingrid Helber: „An anderer Stelle haben wir schon 1,2 Millionen ohne mit der Wimper zu zucken durchgewunken, jetzt geht‘s um 9 Euro pro Tag für ein gutes Schwimmerlebnis“, gab sie zu bedenken. Dieser Argumentation folgte schließlich die Mehrheit: 19 Räte sprachen sich für eine Erhöhung auf mindestens 23 Grad aus, 11 dagegen bei einer Enthaltung.

Hinweis der Redaktion: Wir hatten in einer vorherigen Version dieses Artikels SPD-Stadträtin Annegret Lang fälschlicherweise den Grünen zugeordnet. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen!

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