Euphorie und Kampfgeist der TSG allein reichen nicht aus

06.08.2018

von Marcus Arndt

Mit 0:2 hat Regionalliga-Neuling Balingen das württembergische Derby im Donau-stadion verloren. Nach einem couragierten Auftakt des Aufsteigers dominierten die Spatzen, welche ihr Potenzial aber nur phasenweise auf den Platz brachten.

Beide Übungsleiter sprachen gerne und häufig über „Phasen“ nach dem Prestigeduell in der Münsterstadt. Einig waren sich TSG-Trainer Ralf Volkwein und sein Gegenüber Holger Bachthaler aber nur bedingt bei ihrer Analyse.

Euphorie und Kampfgeist der TSG allein reichen nicht aus

© Eibner

Wuchtig und präzise köpfte Ardian Morina (Nummer zehn) zur Ulmer Führung ein. Am Ende setzten sich die Spatzen mit 2:0 (2:0) gegen den Branchenneuling aus Balingen durch.

Verdient habe Ulm gewonnen, blickt der Wehinger auf die Niederlage am Freitagabend zurück. Nicht nur physische Vorteile machte der Balinger Kommandogeber bei den Spatzen aus, welche nach dem Sieg in Mannheim allerdings nur schwer ins Spiel fanden. Klug hatte der A-Lizenzinhaber seine Mannschaft aufgestellt, ließ den Ex-Erstligisten früh anlaufen. Der SSV tat sich in der ersten Spielphase sehr schwer, generierte dennoch eine ganze Reihe von Chancen.

Wirklich gefährlich war aber nur ein Distanzschuss des überragenden Ardian Morina in der 20. Minute. Die TSG war ebenbürtig, hatte sogar die beste Chance des Spiels. Nach einem klasse Solo von Stefan Vogler, der es gegen die robuste Defensivabteilung der Gastgeber schwer hatte, traf Marc Pettenkofer jedoch nur das Aluminium (16. Minute). „Wenn wir diese Möglichkeit genutzt hätten ...“, sinniert Volkwein, welcher unumwunden einräumt: „In der ersten Halbzeit war der Gegner eine andere Kategorie, war uns in allen Bereichen überlegen, sowohl spielerisch als auch im Zweikampfverhalten. Trotzdem hatten wir die erste Chance des Spiels. Jetzt können wir spekulieren, was wäre wenn gewesen.“

Doch der Schuss des TSG-Dauerläufers knallte nur an den Pfosten – und Ulm führte nach einem Morina-Kopfball in den linken Torwinkel (26.) sowie einem Gutjahr-Abstauber (37.) mit 2:0. Allein Balingens Keeper Julian Hauser verhinderte einen höheren Rückstand. Die Eyachstädter fanden nicht mehr statt, verkörperten in allen Mannschaftsteilen die Stabilität eines Wasserglases auf einer schleudernden Waschmaschine. Euphorie und Kampfkraft allein reichten nicht aus, um den Qualitätsunterschied auszugleichen.

Daran änderte sich auch nach Wiederanpfiff von Schiedsrichter Jonas Weickenmeier zunächst nichts. Gegen das aggressive Pressing fand das Team um Kapitän Manuel Pflumm keine Mittel, versuchte es mit langen Bällen in die Spitze. Vergebens. „Wir haben erneut über 90 Minuten einen hohen Aufwand betrieben und in der ersten Hälfte den Gegner gut im Griff gehabt“, erklärt Bachthaler, der dennoch nicht zufrieden war. Denn in der nächsten „Phase“ hatte Pettenkofer den Anschlusstreffer auf dem Fuß (49.) – und die TSG nach der Einwechslung von Torjäger „Pät“ Lauble wieder mehr vom Spiel.

Allein zwingend waren die Aktionen des Aufsteigers vorerst nicht. „Wir haben mit unseren läuferischen Tugenden das Spiel offen gehalten“, bilanziert Volkwein, „sind nicht eingebrochen, konnten bis zum Schluss mithalten, das war das Positive, was wir mitnehmen.“ Ohne Zweifel stimmten Einsatz und Moral beim Kreisstadt-Klub, doch vor dem Kasten zeigte die TSG Defizite. „Wir hatten drei große Chancen, haben kein Tor gemacht“, ärgert sich Volkwein, „Ulm hatte fünf Möglichkeiten und war zweimal erfolgreich – das war der große Unterschied.“ In den Schlussminuten scheiterte zunächst Pascal Schoch an SSV-Keeper Christian Ortag (82.) – und auch ein Pettenkofer-Freistoß von der Strafraumgrenze brachte in der Nachspielzeit nichts mehr ein.

Mit dem 2:0-Heimsieg hat Ulm – punktgleich mit drei weiteren Klubs – die Tabellenführung in der Regionalliga Südwest übernommen. Für Bachthaler nicht mehr als eine Momentaufnahme. Nach dem Derby folgt bereits am Dienstagabend die Auswärtspartie beim anderen Aufsteiger in Pirmasens und dann am Freitag der Knüller daheim gegen Kickers Offenbach. „Erst danach“, konstatiert der 43-Jährige, „kann man sagen, was am Ende der Saison möglich ist.“ Das gilt auch für die Balinger, welche am Mittwochabend die Hoffenheimer U23 in der Bizerba-Arena erwarten.

 

Richtungsweisender Doppelpack für Balingen

Nach zwei Spielen in Liga vier führen die Spatzen aus Ulm das Klassement an, gefolgt von Worms, Steinbach und Pirmasens (alle sechs Punkte). Branchenneuling Balingen reiht sich an achter Stelle ein. Im Donaustadion präsentierte sich die TSG nur bedingt konkurrenzfähig, wackelte in Durchgang eins doch gewaltig. Auffallend: Das Team von Trainer Ralf Volkwein tat sich gegen den körperlich starken Kontrahenten sehr schwer. Diese Robustheit fehlt dem Kreisstadt-Klub. „Die waren alle 1,88 Meter groß oder größer . . .“, betont der Balinger Coach. Nichtsdestotrotz hatten die Schwarz-Roten in der Anfangsviertelstunde sowie in der Schlussphase die größeren Spielanteile und die besseren Chancen. Am Ende hieß es 2:0 für die favorisierten Spatzen, „doch wir haben uns nach der Pause nicht schlecht präsentiert“, meint Balingens stellvertretender Abteilungsleiter Ralph Conzelmann. Auf die Schwaben wartet nun ein richtungsweisender Doppelpack: gegen die U 23 aus Hoffenheim (Mittwoch, 19 Uhr) sowie Mit-Aufsteiger SC Hessen Dreieich (12. August, 14 Uhr). Beide Kontrahenten sind noch ohne zählbaren Erfolg. Im Prestigeduell mit Vizemeister Waldhof Mannheim unterlagen die Kraichgauer am Samstag knapp mit 1:2 – Dreieich hat das Hessen-Derby gegen Eintracht Stadtallendorf mit 0:1 verloren.ar

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