Winterlingen

Pokki träumt von warmen Ländern

11.11.2017

In diesem Herbst legt das Winterlinger Autorenpaar Manfred Mai und Martin Lenz gleich zwei Kinderbücher vor. Darin geht es unter anderem um einen Pinguin. Vorgestellt wurden sie auf der Frankfurter Buchmesse.

Im ersten Buch geht es um ein aktuelles Thema: Flucht und Integration. Das beschäftigt nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder. Denn unter den Flüchtenden sind viele Kinder, die hierzulande dann am Schulunterricht teilnehmen. Die beiden Autoren verpacken das wichtige Thema altersgerecht in eine Abenteuergeschichte.

Pokki träumt von warmen Ländern

© Privat

Bei ihren Lesungen in diesem Herbst hat Martin Lenz zur Freude der Kinder den Pinguin gespielt. Auch bei der Frankfurter Buchmesse (Bild) waren Manfred Mai und Martin Lenz vertreten.

Die vier Freunde Matteo, Emma, Daria und Jusuf wollen eine Hütte bauen. Aber jeder hat andere Vorstellungen. Es kommt zu Reibereien, und der Bau geht nicht voran. Da taucht eines Tages ein fremdes Mädchen im Viertel auf, das sich eigenartig verhält und „wirklich komisch ist“, wie Daria findet. Es stellt sich heraus, dass das Mädchen mit den Eltern aus Syrien geflohen ist und nun in der Nachbarschaft wohnt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommen sich die Kinder näher. Und weil Mayla auf der langen Flucht unter anderem gelernt hat, wie man Hütten baut, kann sie den anderen dabei helfen.

Beide Seiten lernen und profitieren also voneinander: Mayla ist nun in ihrer neuen Heimat angekommen und wird aufgenommen; die vier Freunde bekommen dank der neuen Freundin eine tolle Hütte. So vermittelt das Buch neben einer unterhaltenden Geschichte auch eine wichtige Botschaft für junge Leser. „Alle unter einem Dach“ ist eine gefühlvolle, starke Geschichte über Freundschaft und Miteinander. Viele Kinder sind mit ähnlichen Situationen konfrontiert und können sich mit dem hier Erzählten identifizieren. Das im Fischer-Duden Verlag erschienene Buch hat als besonderes Extra noch abwechslungsreiche Übungen zum Textverständnis eingestreut. Und ein interaktives Lesezeichen dient als Lösungsschlüssel.

Das zweite Buch handelt von einem kleinen Pinguin und beginnt so: Es war ein kalter Wintermorgen tief in der Antarktis. Ein grimmiger Wind trieb die Schneeflocken über die karge Eiswüste. Nichts deutete darauf hin, dass hier Leben existierte. Doch durch die umherwirbelnden Schneeflocken war in der Ferne ein dunkler Fleck zu erkennen. Eine Schar Pinguine stand mitten in der weißen Landschaft und trotzte dem eisigen Wind. „Mir ist kalt“, rief plötzlich eine Stimme in das Heulen des Windes hinein. „Verdammt noch mal, hier ist es eiskalt! Aber ihr steht immer nur herum, glotzt und tut nichts! Ich hab den Schnabel voll, ich hau ab und geh dahin, wo es wärmer ist!“

Weil Manfred Mai und Martin Lenz es als Kinder nicht leicht hatten und oft von einem besseren Leben in einer schöneren Welt geträumt haben, haben sie sich eine Hauptperson ausgedacht, der es ähnlich geht: den kleinen Pinguin Pokki. Der macht sich trotz aller Warnungen tatsächlich auf den Weg. Aber wer schon einmal einen Pinguin watscheln gesehen hat, dem ist klar, dass Pokki zu Fuß niemals warme Länder erreichen kann. Würde seine Freundin Emilia, ein Albatros, ihm nicht zur Seite stehen, wäre er verloren. Weil sie ihn mit ihren Reiseerzählungen von fernen warmen Ländern sehnsüchtig gemacht hat, fühlt sie sich für ihn verantwortlich. Was sie sich einfallen lässt, damit Pokkis Traum in Erfüllung geht, will Manfred Mai nicht verraten. Nur so viel: Emilia kann ihn nicht in die warmen Länder tragen, auch wenn es auf dem Umschlagbild so aussieht.

Wenn man die letzte Seite aufschlägt, kann man den Pokki-Song hören, den Martin Lenz zu der Geschichte gemacht hat.

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