Tübingen/Zollernalbkreis

Die Niederlage muss man nicht schönreden

24.09.2017

von Gudrun Stoll

Claudio Wellington zeigt sich enttäuscht über sein persönliches Abschneiden.

Mit dem erklärten Ziel, fünf Prozent plus X Stimmen zu holen, sind die Linken in Baden-Württemberg und auch im Wahlkreis 295 Zollernalb-Sigmaringen angetreten.

Auf Landesebene haben die Linken gepunktet und Wähler hinzu gewonnen. Ihr Stimmenanteil ist von 4,8 Prozent im Jahr 2013 auf nunmehr 6,1 Prozent gestiegen. Damit haben sie die Fünf-Prozent-Hürde geknackt. Fünf Mandate sind gesichert, ein sechstes wahrscheinlich. Bei der Wahlparty in Lustnau wollte gestern Abend dennoch keine Euphorie aufkommen.

Die Niederlage muss man nicht schönreden

© Anne Faden

Heike Hänsel (rechts) hat ihr Mandat für den Wahlkreis Tübingen-Hechingen erfolgreich verteidigt, Claudio Wellington, Kandidat im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen, zeigt sich von seinem Abschneiden enttäuscht.

„Auf Bundesebene haben wir das Ziel, ein zweistelliges Ergebnis zu erzielen, verpasst", zeigt sich Wahlkreiskandidat Claudio Wellington vom Ergebnis, das sich wohl bei neun Prozent einpendeln wird, enttäuscht. Auch sein eigenes Abschneiden bewertet der 31-Jährige Versicherungsfachmann aus St. Gallen sehr kritisch. Er hat zwar das Erstimmenergebnis aus dem Jahr 2013 von 4,2 auf 4,7 Prozent verbessert, hatte sich persönlich aber ein besseres Ergebnis erwartet.

Die Linken haben im Wahlkreis 295 beim Zweitstimmenergebnis sogar den Sprung auf 5,1 Prozent geschafft – vor vier Jahren waren es noch 4,1 Prozent. Trotz des Zugewinns will Wellington das Ergebnis nicht schönreden. Wer Ziele verpasse, müsse einfach eine Niederlage eingestehen, sagte er gestern am Telefon auf der Rückfahrt in die Schweiz.

Was den 31-Jährigen entsetzt, ist das Abschneiden der AfD, die drittstärkste Kraft im Bundestag sein wird – bislang hatte diesen Platz die Linke inne. Nach ersten Analysen, so Wellington, seien 230 000 Wähler der Linken zur AfD abgewandert.

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