Winterlingen

Winterlinger Kirchturm droht einzustürzen

13.04.2017

von Volker Schweizer

Bei der Außensanierung wurden erhebliche Mängel am Gebälk festgestellt. Die Gottesdienste der Winterlinger Protestanten finden bis auf Weiteres im Gemeindehaus statt.

Böse Überraschung kurz vor Ostern: Weil das Gebälk in der Turmspitze morsch ist, mussten am Mittwochnachmittag die Arbeiten am Winterlinger Gotteshaus von einer auf die andere Minute komplett eingestellt werden. Bei Sturm oder Erdbeben drohe Einsturzgefahr, berichtet Pfarrer Ernst Nestele. Die Sache sei hochdramatisch. Deshalb habe man umgehend das Gelände um den Turm herum mit Bauzäunen großräumig abgesperrt.

Winterlinger Kirchturm droht einzustürzen

© Privat

Das Bild, das in der Turmspitze aufgenommen wurde, zeigt eindrücklich, wie morsch und marode das Gebälk ist.

Die evangelische Kirche in Winterlingen ist schon seit über einen halbem Jahr eine Baustelle. Eigentlich war vorgesehen, nur die Außenfassade zu richten. Weil aber vor zwei Jahren nach einem Sturm ein Dachdecker geraten hatte, sich das Holz genauer anzuschauen, wurde vorsorglich nicht nur das Kirchenschiff eingerüstet. Was sich nun als sehr vorausschauend erwiesen hat. Denn von außen seien die Schäden nicht zu sehen gewesen, berichtet Ernst Nestele.

Erst als Arbeiter den zweiseitigen Bretterverschlag entfernt hatten, war das ganze Ausmaß zu sehen. Die tragenden Elemente sind zum großen Bedauern des Pfarrers „total hinüber“. Der Kirchengemeinde bleibe nichts anderes übrig, als den Turm abzutragen und neu aufzubauen. Dafür fehle aber noch die Zustimmung des Landesdenkmalamtes.

Wegen der Osterferien rechnet Nestele erst bis in zwei Wochen mit einer Reaktion von der Behörde. Parallel will er mit dem Architekten schon mal das weitere Vorgehen besprechen. Nesteles Ziel ist nämlich ehrgeizig: Er möchte das Reformationsfest „unter einer soliden Spitze“ feiern. Das Gemäuer, betont der Pfarrer, sei intakt.

Wie lange das Gotteshaus gesperrt ist, kann nicht genau abgeschätzt werden. Ernst Nestele ist vorsichtig optimistisch: „Schön wäre natürlich, wenn man die Kirche spätestens bei der Konfirmation wieder begehen darf.“

Die Gottesdienste über Ostern und bis auf „Weiteres finden im evangelischen Gemeindehaus statt. Zum Pfarramtsbüro und zum Gemeindehaus gelangen die Besucher über den Friedhof. Die Wege sind ausgeschildert.

Pfarrer Ernst Nestele ist überzeugt, „dass uns Gott durch diese schwere Zeit hilft“. Seit Mittwoch habe er schon viel Unterstützung von der Gemeinde, von der Firma Schotter-Teufel, von den Mitarbeitern des Pfarramtes und von freiwilligen Helfern erfahren. Er könne so gelassener in die nächsten Tage blicken. Die Anwohner bitte er um Verständnis. Ostern ist für Nestele „der gefüllteste Abschnitt des Kirchenjahres“, zumal er keine Vertretung hat und alle Gottesdienste selber halten muss.

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