Binsdorf

Ein wahrer Schatz für die Binsdorfer

10.04.2017

Der Butz ist die älteste Maske der Alten Beisdorfer Fasnet und schon seit vier Generationen im Besitz der Familie Schneider. Um das alte Häs zu schützen, wurde eine Kopie gefertigt.

Der Binsdorfer Fasnetsbutz, eine Maske aus Lindenholz, das Häs mit Ölfarben auf grobem Webstoff bemalt. So stellt sich das nun nachgewiesene Häs aus dem 18. Jahrhundert dar. Die Maske wurde auf rund 240 Jahre datiert. Der Butz ist schon seit vier Generationen in Familienbesitz. Roland Schneider erbte das Häs von seinem Großvater Matthias Niggel aus Binsdorf. In den 1950er- bis 1960er Jahren, so erinnert sich Roland Schneider, wurde das Häs an der Fasnet immer ausgeliehen, bis eines Tages ein Narr betrunken mit dem Häs stürzte. Zum Glück sei nichts passiert. Dies war jedoch Grund genug, dass Margarete Schneider, die Mutter von Roland Schneider zum Anlass nahm, das Häs fortan unter Verschluss zu halten. So wurde es im Wohnhaus auf dem Speicher aufbewahrt.

Bis Ende der 1980er Jahre. Damals holte Roland Schneider das Häs wieder hervor, um mit den anderen historischen Masken der Alten Beisdorfer Fasnet, die aus den Baura, Strohbär und dem Fasnetsbutz besteht im Ort zu jucken. Die Alte Beisdorfer Fasnet konzentriert ihr Treiben auf die örtliche Fasnet am Binsdorfer Umzug und am Schmoziga Donnerstag. Die rund 25 einzigartigen Masken sind ausschließlich an diesen Tagen zu bestaunen.

Vor rund 15 Jahren begannen die Überlegungen über das Alter des Binsdorfer Butz. Stephan und Andras Schreijäg nahmen Kontakt zu Dr. Werner Mezger aus Rottweil aufgenommen, um mehr über die Maske und das dazugehörige Häs zu erfahren. Jener konnte die Maske aber auch nicht genau datieren.

Wiederum wurde im Jahr 2005 Wulf Wager nach Binsdorf geladen. Dieser war gleichauf begeistert von dem historischen Häs. Er datierte die Maske auf s späte 18. oder frühe 19. Jahrhundert. Drei Jahre später, im Jahr 2008 wurde mit Rudolf Schmidberger aus Schömberg ein Maskenschnitzer gefunden, der die historische Larve eins zu eins kopierte, da es mittlerweile einfach zu gefährlich war, weiterhin mit der alten Maske an der Fasnet teilzunehmen.

Über weitere Stationen, angefangen von Wolfgang Koch, von den Larvenfreunden aus Endingen am Kaiserstuhl, dem Narrenschopf in Bad Dürrheim und dem Landesmuseum Württemberg gingen die Recherchen.

Ein wahrer Schatz für die Binsdorfer

© Privat

Unter der Maske im kompletten alten Häs: Michael Schneider.

Nun wollte man auch das alte Häs aus Sicherheitsgründen nachbilden. Einen geeigneten Maler fand man in Jörg Schlenker aus VS-Schwenningen. Er machte sich 2014 gleich an die Arbeit und konnte mit einer besondren Technik die Motive vom alten auf das neue Häs übertragen. In Ölfarbe, so musste es sein. Damit es dem historischen Gewand in nichts nachstünde. Der Charakter und die Originalität standen beim Malen im Vordergrund. Man wollte das Originalhäs unbedingt eins zu eins kopieren, um die vorhandene Tradition weiterzugeben und sie zu pflegen.

So wurde im Dezember 2015 mit Erich Buff aus Bingen, ein kompetenter und exzellenter Restaurator gefunden. Er nahm die Maske in seine Obhut, um nun endlich mehr über sie zu erfahren. Nach über einem Jahr, kurz vor der diesjährigen Fasnet, kam der Fasnetsbutz wieder zurück in die Heimat.

Erich Buff erläuterte, dass die Maske fünf Fassungen aufweisen könne. Dies wurde mit einem UV- Licht und Mikroskop Analyse festgestellt. Die erste und damit auch älteste Fassung, ist auf einer Kreidebasis zurückzuführen und wurde anhand der Farbpigmente ermittelt. Auch der Stoff des Häs, seine Webung und die verwendeten Materialien gaben Aufschluss, dass die Maske zwischen 1780 und 1785 datiert werden könne. Sie ist also 240 Jahre alt. Im späten Rokoko wurde sie aus Lindenholz geschnitzt. Ein wahrer „Schatz“, den es in Binsdorf gibt, so die Aussage von Erich Buff und Michael Schneider, der den Kontakt herstellte. Andreas Schreijäg sowie Michael und Roland Schneider freuen sich, dass nach all den Jahren nun endlich Gewissheit über das Alter herrscht.

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