Balingen

Viel mehr als Tigerente und Bär: Janoschs Lebenswerk kommt im August nach Balingen

11.03.2024

Von Nicole Leukhardt

Viel mehr als Tigerente und Bär: Janoschs Lebenswerk kommt im August nach Balingen

© Michael Kless

Horst Eckert alias Janosch lebt und arbeitet auf Teneriffa. Am 11. März feiert er seinen 93. Geburtstag.

Seine Figuren wie die Tigerente und der Bär sind aus der Kinderliteratur längst nicht mehr wegzudenken. Doch das Werk des Künstlers „Janosch“ ist vielschichtig und hat weit mehr Facetten, als weitläufig bekannt. Vom 10. August bis 6. Oktober erzählt eine große Ausstellung in der Balinger Stadthalle aus dem Leben des Illustrators, Kinderbuchautors und Malers Horst Eckert, der am 11. März seinen 93. Geburtstag feiert.

Denkt man an Janosch, so fällt einem fast automatisch sein Werk „Oh, wie schön ist Panama“ ein, die Geschichte, wie der kleine Tiger und der kleine Bär nach Panama reisen. Das Buch erschien 1978 und ist bis heute aus keinem Kinderzimmer wegzudenken. Doch nicht nur Kinder unterhalten die liebevoll gezeichneten Figuren des in Oberschlesien geborenen Horst Eckert, auch Erwachsenen entlockte der Künstler regelmäßig mit seiner Figur „Herr Wondrak“, der im Magazin der „Zeit“ über das Leben philosophierte, ein Schmunzeln.

Viel mehr als Tigerente und Bär: Janoschs Lebenswerk kommt im August nach Balingen

© Michael Kless

Die Tigerente ist eine der bekanntesten Figuren Janoschs.

Und nicht nur Wondrak – alle Figuren in Janoschs Arbeiten haben etwas Unverfälschtes, Anrührendes. „Er zeichnet sie in eine einfache und glückliche Welt. Janosch sagt es mit den Worten seines Hasen Baldrian: Ich brauche nichts. Ich habe alles, was ich brauche. Nämlich nichts“, schreiben die Ausstellungsmacher von Art28 aus Tübingen, die die Ausstellung nach Balingen bringen.

Studienabbruch „mangels Talent“

Kaum zu glauben, dass Eckert, der nach der Flucht aus seiner Heimat in seiner Kindheit und nach einem Aufenthalt in Paris schließlich in München an der Akademie der Bildenden Künste studiert hatte, sein Kunststudium nach einigen Probesemestern „mangels Talents“ abbrechen musste. Er arbeitete fortan als freischaffender Künstler. 1956 begann seine schriftstellerische Tätigkeit im Feuilleton. Ein Freund riet ihm, aus seinen Zeichnungen ein Kinderbuch zu machen und sein Verleger Georg Lentz, sich „Janosch“ zu nennen.

1960 erschien das erste Kinderbuch mit dem Titel „Die Geschichte von Valek dem Pferd“, 1970 der erste Roman „Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm“. Anfang der 1980er Jahre wurden Tiger, Bär und natürlich die Tigerente seine wichtigsten Figuren. Mit über 150 Büchern, zahlreichen Illustrationen und Filmen wurde Janosch in ganz Deutschland bekannt. Inzwischen sind seine Werke in mehr als 30 Sprachen übersetzt worden. 1985 und 1989 wurden seine Geschichten als „Janoschs Traumstunde“ fürs Fernsehen produziert.

„Ein reifer Maler und Zeichner“

Ein Glück, dass er nie den Glauben an sich aufgegeben hat, er „zeigt sich uns hier als ein – auch ohne Studienabschluss – reifer Maler und Zeichner, der früh sein Interesse am Geschichtenerzählen entdeckt hat“, heißt es zu seinem erstaunlichen Werdegang in der Ankündigung.

Auch Balingens Oberbürgermeister Dirk Abel freut sich, mit Janosch einen so bekannten und beliebten Künstler für die Eyachstadt gewonnen zu haben. „Es erfüllt uns mit großer Freude, dass wir auch im Jahr 2024 in Kooperation mit Art 28 einen attraktiven Publikumsmagnet während der Sommermonate in unserer Stadthalle präsentieren können“, betont er. Mit der Ausstellung „Janosch – Leben und Werk“ setze man so die lange Tradition der Balinger Ausstellungen, die bislang von weit über 1,1 Millionen Kunstfreunden besucht wurden, fort.

Der Künstler nimmt den Besucher mit ins Atelier

Dass Kunstfreunde dabei einen Einblick in Janoschs Atelier auf Teneriffa bekommen, ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. „Janosch ist bekannt dafür, dass ihm seine Privatsphäre heilig ist. So ist es etwas ganz Besonderes, dass er uns nicht nur Einblick in sein Atelier auf Teneriffa gewährt hat, sondern uns auch mit Kamera und Umzugskarton hineingelassen hat, damit wir einen Eindruck davon vermitteln können, wo nahezu sein gesamtes Spätwerk entstanden ist“, schreiben die Ausstellungsmacher.

Seine Zeichnungen, Illustrationen und Geschichten wurden durch zahlreiche Preise ausgezeichnet. Er erhielt er unter anderem den Literaturpreis der Stadt München, den Jugendbuchpreis, den Andreas-Gryphius-Preis, den „Prix Danube“ sowie den Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen. Das Bundesverdienstkreuz hat Janosch 1993 als Anerkennung für sein künstlerisches und literarisches Werk wie für seinen Einsatz für die Völkerverständigung verliehen bekommen.

Die ganze Bandbreite seines Schaffens

Den Besucher erwarten in Balingen neben zahlreichen Meisterwerken aus allen Schaffensperioden auch spannende Einblicke in die Arbeit des Künstlers. So wird gezeigt, wie eine Janosch-Radierung entsteht: von der Radierplatte über handkolorierte Andrucke bis zur fertigen Edition. Seine Radierungsmappen und Radierungsserien sind ebenso zu sehen wie Landschaftsgemälde und Stillleben und Illustrationen zu Kinderbüchern und Romanen. Wer sich ein Stück von Janoschs Welt mit nach Hause nehmen möchte, wird möglicherweise im Art-Shop mit neuen, exklusiven Editionen fündig.

Die große Retrospektive „Janosch, Leben und Werk“ ist in der Balinger Stadthalle von Samstag, 10. August, bis Sonntag, 6. Oktober, täglich von 10 bis 19 Uhr zu sehen, donnerstags sogar bis 21 Uhr.

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