Schömberg

Tempo 30 durch Schömberg: Gemeinderäte zeigen sich genervt wegen erneuter Diskussion

09.05.2024

Von Daniel Seeburger

Tempo 30 durch Schömberg: Gemeinderäte zeigen sich genervt wegen erneuter Diskussion

© Privat

Schon immer so gewesen oder Auswirkungen der Geschwindigkeitsbegrenzung? Kurz vor Beginn der Tempo-30-Zone am Ortseingang Schömberg kriecht der Verkehr vom Fuchsloch hoch.

Nicht alle Anwohner sind zufrieden mit der Tempo-30-Zone in Schömbergs Ortsdurchfahrt. Eine Frau, die schon im vergangenen Juli, als das Landratsamt die Maßnahme anordnete, gegen die Temporeduzierung war, wandte sich erneut an das Regierungspräsidium. Dieses bat die Stadtverwaltung um eine Stellungnahme.

Der Redebeitrag von Gemeinderat Frank Polich, der, so führte er aus, Tempo 30 auch weiterhin skeptisch sieht, brachte die Stimmung in Gremium auf den Punkt. Man habe die Diskussion bereits vor 9 Monaten geführt, ein Beschluss sei gefasst worden. Das sollte man dann auch nicht alle paar Monate wieder neu aufkochen. Ähnlich Gemeinderat Manfred Wachter: „Ich verstehe wirklich nicht, weshalb wir jetzt schon wieder über dieses Thema diskutieren müssen.“

Anwohnerin wendet sich an Regierungspräsidium

Die Antwort darauf gab die Anwohnerin, die sich ans Regierungspräsidium gewandt hatte, schon vor dem eigentlichen Tagesordnungspunkt in der Bürgerfragestunde. Die Befragung unter den Anwohnern damals sei ein Witz gewesen, die Situation sei nicht besser geworden und wenn es schlechter ist, dann müsse man es wieder ändern. Das Regierungspräsidium, Adressat der Einwendung, forderte deshalb von Landratsamt und Stadtverwaltung eine Stellungnahme.

Ein anderer Anwohner zeigte sich verblüfft vom Ansinnen der Einwenderin. „Ich dachte eigentlich, dass der Käse gegessen ist“, führte er aus. Man habe abgestimmt und müsse jetzt eigentlich nicht schon wieder diskutieren. „Die Situation“, so der Anwohner, „ist definitiv besser geworden.“ Bürgermeister Karl-Josef Sprenger wies darauf hin, dass es nach den Lärmmessungen, die im Rahmen des Lärmaktionsplans gemacht wurden, durchaus Häuser gebe, die trotz Tempo 30 noch gesundheitsgefährdende Lärmwerte haben.

Geschwindigkeitsbegrenzung lediglich temporäre Maßnahme

Deshalb sehe er Tempo 30 lediglich als eine temporäre Maßnahme. Nur mit einer raschen Umfahrung könne die Situation maßgeblich verbessert werden. Das sahen die Gemeinderäte auch so, wenn auch die Ansichten über die Sinnhaftigkeit von Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt auseinandergingen. Die Situation habe sich tagsüber verschlechtert, führte Marc-Oliver Schwarz aus. Es sei beinahe unmöglich, die B27 zu kreuzen. Und auch das Einmünden in die Ortsdurchfahrt sei nun fast unmöglich, da die Autos bei geringerer Geschwindigkeit viel dichter aufeinander fahren. Zudem gebe es immer wieder lange Rückstaus – und das nicht nur im Feierabendverkehr.

Dem widersprach Manfred Wachter vehement. „Da behaupte ich das Gegenteil“, erklärte er. Er habe noch nie Probleme gehabt, die Ortsdurchfahrt zu kreuzen oder sich in den fahrenden Verkehr einzureihen. Dito Daniel Saffrin. „Ich habe eine komplett andere Wahrnehmung“, sagte er in Richtung Schwarz. „Ich kann besser auffahren und besser die Bundesstraße kreuzen“, sagte er, „und Rückstaus hat es auch bei Tempo 50 gegeben.“

Gemeinderat weist auf verbale Entgleisungen hin

Schwarz wies darauf hin, dass er wegen dieser Thematik in der Vergangenheit immer wieder verbalen Entgleisungen und Beleidigungen ausgesetzt gewesen sei. „Das geht gar nicht“, führte er aus und erhielt die Zustimmung der anderen Gemeinderäte.

Die Gemeinderäte gingen in ihrem Beschlussvorschlag darauf ein, dass man Tempo 30 auch weiterhin für keine nachhaltig wirksame Maßnahme halte und es als möglichst kurz zu haltende Übergangslösung ansehe. Gleichzeitig forderten die Räte eine zeitnahe Umsetzung der B27-Umfahrung und den versprochenen Planungsbeginn im zweiten Halbjahr 2024.

Im Lärmaktionsplan wird Flüsterasphalt gefordert

Gleichzeitig beschlossen die Räte den Lärmaktionsplan, in dem Maßnahmen zur Lärmverhinderung aufgeführt sind. Auch dort steht an erster Stelle der Bau der B-27-Umgehung. An die zweite Stelle setzten die Räte nun die Forderung, mögliche Lärmsanierungsmaßnahmen prüfen zu lassen – darunter vor allem der Einbau von Flüsterasphalt, der nach Ansicht von Gemeinderat Heiko Gerstenberger die wohl sinnvollste Alternative zur Lärmreduzierung ist.

Dagegen sperrt sich allerdings das Regierungspräsidium, da der Asphalt in der Ortsdurchfahrt nur wenige Schadstellen aufweist. Frühestens für 2025 bis 2028 könne darüber nachgedacht werden, heißt es aus der Tübinger Behörde.

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