Stetten am kalten Markt

Nach Brand in Stetten: Was sagen die Bewohner und was ist die Ursache?

25.04.2024

von Gerhard Feuerstein

Nach Brand in Stetten: Was sagen die Bewohner und was ist die Ursache?

© Gerhard Feuerstein

Der Großbrand hinterließ ein wahres Trümmerfeld.

Glück im Unglück hatten die Bewohner und Anwohner der beiden abgebrannten Häuser in der Neidinger Straße in Stetten am kalten Markt. Dem beherzten Einsatz der Einsatzkräfte ist es zu verdanken, dass die beiden Bewohner des mittleren Hauses aus dem Flammenmeer gerettet werden und ein Übergreifen des Feuers auf das rechte Gebäude verhindert werden konnte.

Es spielten sich wohl dramatische Szenen ab, als sich Hubert Sigg – zusammen mit seiner Ehefrau Karin Bewohner des mittleren Gebäudes –, gegen 13 Uhr zur Arbeit aufmachen wollte und vorher noch die geleerte blaue Tonne zurück in die Garage stellen wollte. Beim Öffnen des Tores sei im hinteren Bereich der Garage eine gewaltige Stichflamme entstanden, erzählen die Bewohner.

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Siggs größte Sorge habe der Rettung seiner Frau Karin aus dem Obergeschoss gegolten, die auf den Rollstuhl angewiesen ist, und das Haus nicht selbst verlassen konnte.

Doch glücklicherweise seien die eintreffenden Einsatzkräfte rechtzeitig zur Stelle gewesen, und konnten beide – zwar mit leichten Rauchvergiftungen – aus dem Gebäude retten und an das DRK übergeben. Schnell konnten die ins Gebäude vordringenden Atemschutzträger feststellen, dass im linken Gebäude niemand zuhause war.

Sicherung des linken Gebäudes inklusive Tieren

Schon bei der sogenannten „B4-Alarmierung“ sei klar gewesen, dass es sich um einen größeren Brand handle, berichtet Einsatzleiter Thomas Straub. Nachdem das Gebäude beim Eintreffen der Stettener Wehr bereits im Vollbrand stand, seien „sofort weitere Kräfte hinzugezogen“ worden.

Schnell habe sich herausgestellt, dass die Sicherung des nebenstehenden Gebäudes – samt Tierrettung aus dem landwirtschaftlichen Anwesen – oberste Priorität genieße. Mit vereinten Kräften sei dies gelungen, wobei die Brandschutzmauer zwischen den Gebäuden „viel gehalten“ habe, so der Einsatzleiter, der sich permanent mit den Kollegen der hinzugezogenen Wehren beriet: „Bis 21 Uhr waren wir mit dem Löschen von auftretenden Glutnestern beschäftigt“, berichtet Straub, dass die ganze Nacht bis morgens um 7 Uhr Brandwachen gestellt wurden. „Ich bin überglücklich, dass alle Kräfte den Einsatz schadlos überstanden haben“, zeigt sich Straub dankbar.

Weitere Herausforderungen für die Einsatzkräfte

Glutnester unter der Photovoltaikanlage sowie die Explosion einer Gasflasche im hinteren Bereich des Gebäudes hätten die Wehrleute genauso vor Herausforderungen gestellt, wie weitere Gasflaschen zunächst zu kühlen, und dann aus dem Gebäude zu bringen waren. „Die Löschwasserversorgung war zu jeder Zeit sichergestellt“, sagt Straub.

Familienerinnerungen ausgelöscht

Angesichts des gewaltigen Schadens und des Trümmerhaufens vor dem sie standen, zeigen sich Lothar und Sandra Sieber ziemlich gefasst: „Quasi im Handumdrehen ist ein ganzes Familienleben ausgelöscht“, bedauert Sandra Sieber, dass sämtliche Erinnerungen wie Familienfotos und dergleichen ein Opfer der Flammen geworden ist.

Sie waren bei ihrem Sohn Robin untergekommen, der in Glashütte wohnt. Robin selbst ist Angehöriger der Freiwilligen Feuerwehr und war unter schwerem Atemschutz mehrfach in das Elternhaus eingedrungen: „Schon bei Auslösung des Alarms in der Neidinger Straße habe ich einen Schmerz in der Magengegend verspürt“, sagt er.

Dass ihre Schwiegereltern bei einem Kameraden der Feuerwehr in Glashütte eine vorübergehende Bleibe finden, freut Robins Ehefrau Sarah, die gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter am andern Morgen vor den Trümmern des Hauses steht. Dass der Kater „Sammy“ von den Wehrleuten aus dem brennenden Haus gerettet werden konnte, hat die Damen sichtlich erfreut. Noch lebt ihre Hoffnung, dass auch Kater „Lucky“ wieder nach Hause findet: „Der hat hoffentlich nur das Weite gesucht“.

Ursache vermutlich ein technischer Defekt

Wie Einsatzleiter Thomas Straub wissen lässt, sei das Feuer vermutlich durch einen technischen Defekt einer Deckenlampe im hinten liegenden Holzschopf entstanden. Durch Öffnung des Garagentores habe der dortige Vollbrand sozusagen explosionsartig in das Dachgeschoss übergegriffen.

Nach Brand in Stetten: Was sagen die Bewohner und was ist die Ursache?

© Gerhard Feuerstein

Ein technischer Defekt einer Deckenlampe im hinten liegenden Holzschopf hat vermutlich das Feuer ausgelöst.

Neben den Stettener Abteilungen waren auch Kräfte der Bundeswehr sowie die benachbarten Wehren aus Schwenningen und Meßstetten im Einsatz. Dazu seien bei dem Großbrand viele Kräfte aus Herbertingen, Sigmaringen, Mengen und Bad Saulgau sowie auch das DRK, die Notfallseelsorge und die Polizei im Einsatz gewesen. Bis 21 Uhr habe die Bekämpfung von immer aufkommenden Glutnestern angehalten, nach denen auch mit Hilfe des Drohnenfliegerverbandes aus Pfullendorf gesucht worden sei.

Gemeinde sucht nach barrierefreier Wohnung und ruft zum Spenden auf

Inzwischen ruft die Gemeinde zu Spenden für die Geschädigten auf, und ist dringend auf der Suche nach einer barrierefreien Wohnung für zwei Personen.

„Wir haben bereits ein Spendenkonto bei der Volksbank Albstadt eingerichtet“, berichtet Bürgermeister Maik Lehn, dass diesbezüglich bereits einige Anfragen bei der Verwaltung eingegangen seien. Während die Familie Sieber zunächst bei ihrem Sohn Robin in Glashütte unterkam, und bei einem Kameraden der Glashütter Feuerwehr zumindest eine vorläufige Bleibe gefunden habe, gestalte sich die Suche nach einer passenden Unterkunft für das Ehepaar Hubert und Karin Sigg „deutlich schwieriger“. Grund: Seit einem Schlaganfall ist Karin Sigg auf den Rollstuhl angewiesen: „Wir sind also dringend auf der Suche nach einer halbwegs barrierefreien Unterkunft für zwei Personen“, appelliert Maik Lehn und ergänzt, dass sich die gesuchte Wohnung durchaus auch im näheren Umkreis von Stetten befinden könne.

Wer also helfen will, kann dies über das „Spendenkonto Wohnhausbrand“ bei der Volksbank Albstadt IBAN: DE68 6539 0120 0395 9590 04 gerne tun: „Das Konto wird von der Gemeinde treuhänderisch verwaltet“, versichert der Bürgermeister, der allerdings darauf hinweist, dass die Gemeinde (weil keine gemeinnützige Einrichtung) keine Spendenbescheinigungen ausstellen kann: „Die Geldspenden gehen eins zu eins an die betroffenen Familien Sigg und Sieber“, so Lehn, der sich freut, dass „eine Welle der Hilfsbereitschaft“ in Gang gekommen sei.

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