Albstadt

Ist Bewegungslandschaft des TSV Ebingen wegen fehlender Bürgschaft der Stadt in Gefahr?

22.04.2024

Von Holger Much

Ist Bewegungslandschaft des TSV Ebingen wegen fehlender Bürgschaft der Stadt in Gefahr?

© Holger Much

Hartmut Rall vor der Sporteinrichtung des TSV Ebingen in einem Gebäude der Firma Gebrüder Haasis.

Oberbürgermeister Roland Tralmer will städtischerseits viele Möglichkeiten prüfen, um dem Ebinger Verein bei seinem ambitionierten Projekt unter die Arme zu greifen. Nur auf eine „verbindliche Zusage“ möchte sich der OB aktuell nicht festlegen.

Der TSV Ebingen will ein Gebäude auf dem Gelände der Firma Gebrüder Haasis zum Vereinssportzentrum umbauen. Das Vorhaben in der ehemaligen Strickerei der Ebinger Textilfirma Gebrüder Haasis wurde Mitte März im Rahmen einer außerordentlichen Versammlung von einer Mehrheit der Mitglieder befürwortet.

Die Insolvenz der Firma Gebrüder Haasis hat auf den Mietvertrag des TSV keinen Einfluss, da es für die Immobilien eine eigene Firma gibt, die Haasis Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG, mit der der Mietvertrag abgeschlossen wurde.

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© Holger Much

In diesem Gebäude hat der TSV Ebingen seine Sporthalle eingerichtet.

Bereits im Juli 2023 hat der TSV einen Teil der Lagerhalle in der Sigmaringer Straße 25 als Turnhalle und Trainingsstätte angemietet, der wiederum im September 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Durch den Abriss der Schlossbergturnhalle hatten sich, wie TSV-Vorsitzender Hartmut Rall auch jüngst im Rahmen der Hauptversammlung nochmals erläuterte, enorme Schwierigkeiten für den Verein ergeben. Rall hatte in dieser Zeit rund 15 leerstehende Gebäude angefragt und die meisten auch angeschaut: „Als wir im Mai 2023 die Möglichkeit bekommen haben, die Halle der Firma Gebrüder Haasis anzumieten, haben wir diese einmalige Gelegenheit ergriffen.“

Das Projekt erhielt Spenden von über 17.000 Euro

Und die Resonanz war rundum positiv, sowohl innerhalb des Vereins, in der Bürgerschaft und bei der Albstädter Verwaltungsspitze. Auch finanziell, so Rall, macht sich der Zuspruch bemerkbar: „Wir merken das auch an der Höhe der Spenden. Bis heute hatten wir eine finanzielle Unterstützung von mehr als 17.000 Euro.“

Ist Bewegungslandschaft des TSV Ebingen wegen fehlender Bürgschaft der Stadt in Gefahr?

© Holger Much

Die TSV-Sporthalle ist voll eingerichtet.

Doch nun kommt eine neue Problematik auf den TSV Ebingen zu, wie Hartmut Rall jüngst bei der Hauptversammlung erläuterte. Der Mietvertrag für das Gebäude wurde bis zum Ende des Geschäftsjahres 2023 der Gebrüder Haasis abgeschlossen. Das war der 31. März 2024.

Gespräche, um weitere Mieter zu finden, nicht von Erfolg gekrönt

Es sei, so erklärte der TSV-Vorsitzende, mit Bernd Haasis, dem Geschäftsführer vereinbart, dass der Verein in der Zeit bis zum Ende des Mietvertrages für die restlichen Hallenteile eine Nutzung oder Weitervermietung an Vereine oder an die Stadt Albstadt finden sollten: „Man darf nicht vergessen, dass die Firma Gebrüder Haasis hier für 9 Monate Mietausfälle für die anderen beiden Gebäudeteile akzeptiert hat, denn eigentlich wurde ein Mieter für die gesamte Halle gesucht“, so Rall.

Leider sei es dem Verein nicht gelungen, weitere Nutzer zu finden. Gespräche mit den Schulleitern bei der Schulleiterkonferenz, mit anderen Vereinen und natürlich mit der Stadt Albstadt seien, so Rall, diesbezüglich „nicht von Erfolg gekrönt“ gewesen. Dass die Stadt Albstadt unmittelbar nach der Entscheidung des Vereins für seine Planungen eine Haushaltssperre verkündet hatte, spiele hier sicherlich eine Rolle.

Räume sollen zu einer Art Bewegungslandschaft werden

Und so reifte eben der Plan, dass der TSV Ebingen die restlichen Flächen in der ehemaligen Strickerei der Ebinger Textilfirma Gebrüder Haasis selbst zu einer Art Bewegungslandschaft umgestalten könnte. Damit verbunden sind Investitionen in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro. Fördermittel sind in Aussicht, sodass laut Stadtverwaltung der TSV eine Summe von grob geschätzt 600.000 Euro selbst aufbringen müsste, sprich, Kredite aufnehmen müsste. Und hierfür wünscht der Verein sich eine Bürgschaft der Stadt.

Derzeit, so zählte Rall bei der Hauptversammlung auf, arbeite man mit Hochdruck an der Fertigstellung der Umbaupläne, den Bauanträgen, den Förderanträgen beim WLSB. Hierfür wiederum benötige der Verein einen Business- und Finanzplan. Denn, so hofft der Verein, könne man diesen dann der Stadt Albstadt für die Entscheidung über eine Bürgschaft vorlegen, die dann wiederum den Kreditinstituten für eine positive Kreditentscheidung präsentiert werden könne. Die Entscheidung über eine Bürgschaft für den TSV Ebingen muss im Albstädter Gemeinderat fallen.

Gemeinderat braucht grünes Licht vom Regierungspräsidium

Ob allerdings der Gemeinderat wirklich diese Bürgschaft leistet, respektive ob er sie überhaupt aus kommunalrechtlicher Sicht leisten darf, das, so ist von der Stadtverwaltung auf unsere Anfrage zu erfahren, steht noch nicht fest. Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer macht im Gespräch mit dem ZAK keinen Hehl aus seiner Begeisterung für die ehrenamtlichen Leistungen, die der TSV hier bisher gestemmt habe.

Doch der Gemeinderat der Stadt könne, skizziert der OB als Erläuterung, selbst nicht einfach pro oder kontra Bürgschaft abstimmen, sondern benötige hierfür wiederum grünes Licht vom Regierungspräsidium Tübingen. Daher sieht Roland Tralmer aktuell schon rein zeitlich wenig Chancen, die hieb- und stichfeste Zusicherung einer Bürgschaft der Stadt für den TSV herbeizuführen.

OB: „Verbindliche Bürgschaftszusage zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich“

„Das Regierungspräsidium ist aus rechtlichen Gründen bei derartigen Genehmigungen sehr restriktiv“, erläutert der Oberbürgermeister. „Erst recht dann, wenn die kommunale Haushaltslage angespannt ist. Deswegen ist seriöserweise eine verbindliche Bürgschaftszusage zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Im Übrigen“, ergänzt Tralmer auf unsere Anfrage hin, „wird aber städtischerseits jeder anderweitige Spielraum geprüft, um dem TSV bei diesem wichtigen Projekt unter die Arme zu greifen“.

Der derzeitige Entwurf des Mietvertrages sieht für den Fall, dass der TSV die Eigenmittel nicht aufbringen kann, eine Ausstiegsklausel zum 31. August 2024 vor. „Aus finanzieller Hinsicht können wir“, macht Hartmut Rall klar, „die TSV-Turnhalle leider nicht halten, wenn das Umbaukonzept scheitert. In dem Fall müssten wir die Halle wieder aufgeben.“

TSV Ebingen trägt selbst hohes Verlustrisiko

Sollte der Fall eintreten, dass der Verein zum 31. August 2024 die Halle aufgeben muss, hat er Mietausgaben in Höhe von rund 59.000 Euro geleistet. Diese Summe ist das Verlustrisiko, das der TSV Ebingen tragen muss. Der Kontostand des Vereins liegt bei rund 68.800 Euro. „Aber ohne zusätzliche Einnahmen werden wir möglicherweise einen Kredit benötigen. Die Bürgschaft dafür würde ich persönlich übernehmen“, äußert sich Hartmut Rall zu der finanziellen Situation.

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