Balingen

HBW steigt ab

03.06.2017

von Klaus Irion

Elf Jahre lang hielt sich der HBW Balingen-Weilstetten wacker in der 1. Handball-Bundesliga. Und was kommt nun? Der ZAK blickt zurück und voraus.

Der Aufstieg ist perfekt: Endstand 39:21. Herzlich willkommen in der 1. Handball-Bundesliga! Mit diesen Sätzen endete vor elf Jahren, am 20. Mai 2006, der Live-Ticker von ZAK-Sportredakteur Marcus Arndt. Der HBW hatte gerade auswärts Aue deklassiert und den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse geschafft.

Tags darauf gab es eine Meisterfeier auf dem Balinger Marktplatz, die ZAK-Redakteur Daniel Seeburger damals wie folgt beschrieb: „Es war ein Festival der Gefühle, das da gestern nach der Ankunft der Mannschaft nach dem 39:21 Sieg in Aue auf dem Marktplatz ausbrach. Gestandene Männer schämten sich ihrer Freudentränen nicht. Vor allem als die Spieler für ihre Fans den Ben-E.-King-Klassiker Stand by me anstimmten und sich für die großartige Unterstützung bedankten, blieb kaum ein Auge trocken.“

HBW steigt ab

© Moschkon

Die Mannschaft bedankte sich nach der Niederlage gegen Flensburg bei den Fans.

Nun flossen wieder die Tränen. Am heutigen Sonntag waren es jedoch Tränen der Enttäuschung. Elf lange Jahre hielt sich der Fusionsklub, der im Jahr 2002 aus den beiden Handballabteilungen des TV Weilstetten und der TSG Balingen heraus gegründet worden war, in der Beletage des Deutschen Handballbunds.

Schluss, aus, vorbei. Zumindest für ein Jahr ist das Team von Trainer Runar Sigtryggsson nun in der 2. Liga. Ein Jahr, das für den HBW, aber auch für die gesamte (Sport-)Stadt Balingen in Sachen überregionaler Bekanntheit wegweisend wird. Die Zeit der großen Kunstausstellungen in der Stadthalle, die deutschlandweit Furore machten, sind passé. Die Gartenschau an der Eyach wiederum ist erst in sechs Jahren. Bleibt das Bang-Your-Head-Festival.

HBW steigt ab

© Lydia Wania-Dreher

Enttäuschte Fans nach der Niederlage des HBW gegen Flensburg in der Sparkassenarena. Die Halle leerte sich schnell.

Ein Jahr in der 2. Liga lässt sich sportlich und finanziell überbrücken, hört man dieser Tage immer wieder von verschiedenen Seiten. HBW-Präsident Arne Stumpp und HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel wird demonstrativ der Rücken gestärkt.

Was aber, wenn die Balinger den direkten Wiederaufstieg nicht schaffen sollten? Droht ihnen dann womöglich ein ähnliches Schicksal wie dem baden-württembergischen Traditionsklub TuS Schutterwald? Der einstige Erstligist spielt heute in der füntklassigen Südbadenliga. Sicherlich ein Horrorszenario für alle HBW-Fans und die vielen ehrenamtlichen Mitstreiter, ohne die der Verein nie und nimmer die elf Jahre in der 1. Bundesliga hätte durchhalten können.

Elf Jahre voller Höhen und Tiefen. Den souveränen ersten drei Spielzeiten, folgten in der Saison 2009/10 der erste Fastabstieg und in den drei Spielzeiten danach drei weitere Male der (teils knappe) Klassenerhalt. Ganz eng wurde es in der Runde 2013/14. Sportlich abgestiegen, erkämpfte sich der HBW per einstweiliger Verfügung sein Startrecht in der 1. Bundesliga, nachdem die Sportgerichtsbarkeit wider jede Vernunft den insolventen HSV Hamburg die Erstligalizenz erteilt hatte.

Ironie des Schicksals: Die Balinger lieferten ihre beste Erstligasaison ab, dem HSV wurde in der darauffolgenden Spielzeit 2015/16 endgültig die Lizenz entzogen. Balingen hingegen erhielt erneut die Klasse, wenn auch knapp.

Ein weiteres Mal aber sollte dies nun nicht mehr gelingen. Bleibt die Hoffnung auf den direkten Wiederaufstieg. Der jedoch schwieriger ist als bisher, denn ausgerechnet zur Saison 2017/18 gibt es nur noch zwei Absteiger aus der 1. Bundesliga und dementsprechend nur zwei Aufsteiger aus der 2. Bundesliga.

Und dann ist ja auch noch die Hallenfrage: Die Balinger Sparkassenarena war die mit Abstand kleinste Halle aller Erstligisten. Vor geraumer Zeit rührten die Vereinsoberen quasi im gesamten Kreis kräftig die Werbetrommel für eine neue Großsporthalle. Doch blieb es bislang bei den Gedankenspielen. Ob die Pläne bei einem möglichen Wiederaufstieg wohl erneut auf die Tagesordnung kämen?

 

HBW steigt ab

© Moschkon

Kapitän Martin Strobel und seine Mannschaft schlugen sich wacker gegen den Tabellenzweiten aus Flensburg.

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