Hechingen

Urban-Gardening in Hechingen: Gemeinsam die Hände schmutzig machen

07.05.2024

Von Olga Haug

Urban-Gardening in Hechingen: Gemeinsam die Hände schmutzig machen

© Olga Haug

Gärtnern ist für Karin Wätzig eine Auszeit. Sie ist seit rund 4 Jahren Teil des Urban-Gardening-Projekts in Hechingen und schätzt das gemeinschaftliche Arbeiten und Bewirtschaften des Grundstücks am Rande des Fürstengartens.

6 Menschen mit 12 grünen Daumen gärtnern regelmäßig entlang des Schaukelwegs in Hechingen. Karin Wätzig ist eine der Hechinger Urban-Gardening-Pioniere. Hier erzählt sie, was sie am gemeinschaftlichen Gärtnern schätzt.

Die Elemente spüren, die Hände in Erde stecken, sich körperlich betätigen – das ist es, was Karin Wätzig am Gärtnern schätzt. Für sie ist Gartenarbeit eine Auszeit. Das macht sie allerdings nicht in ihrem eigenen Garten, solch einen besitzt sie gar nicht.

Als sich vor rund vier Jahren eine Gruppe bildete, die gemeinsam Gärtnern wollte, war Wätzig sofort dabei. Das war die Geburtsstunde von Urban Gardening in Hechingen. Heute sind es rund 6 Menschen, die auf einem länglichen Grundstück entlang des Schaukelwegs ihrer Leidenschaft nachgehen.

„Oft bleiben Passanten stehen und fragen, was wir hier tun“

Einzelne Beete, ein Hochbeet, Obstbäume, ein gemähter Rasen – der Gemeinschaftsgarten präsentiert sich Anfang Mai in einem saftigen Grün, umzäunt von einem einfachen Holzzaun. Jeder, der vorbeikommt, kann sehen, was hier gemacht wird. Und das ist auch durchaus so gewollt. „Oft bleiben Passanten stehen und fragen, was wir hier tun“, sagt Wätzig.

Eigenes anpflanzen, ohne selbst einen Garten zu besitzen

In blauen Gummistiefeln und von Erde schmutzigen Händen steht die junge Mutter im Garten und erklärt, was der Grundgedanke von Urban Gardening ist: Es ist zum einen die Möglichkeit, Eigenes anzupflanzen, ohne selbst einen Garten zu besitzen, und zum anderen ist es ein Raum für Begegnungen und Gemeinschaft.

Die Idee war in Hechingen im Rahmen des Stadtentwicklungsprojektes „Quartier 2020“ aufgekommen. Das brachliegende Grundstück am Rande des Fürstengartens schien ideal zu sein. Ein Stück, das die Stadt zur Verfügung stellt, verwaltet wird das Projekt von der Volkshochschule. Wer also mitmachen möchte, kann sich über die Vhs Hechingen anmelden.

Man teilt sich die Arbeit – und am Ende auch die Ernte

„Wir nehmen sehr gerne noch Mitglieder auf“, sagt Wätzig, die jede Gelegenheit nutzt, für das Urban Gardening in Hechingen zu werben. Gärtnerische Erfahrungen werden nicht vorausgesetzt, stellt Wätzig klar. „Einfach vorbeikommen und mitmachen“, lautet ihre simple Einladung. Denn genau darum geht es: „Jeder gibt so viel, wie er kann.“ Man teilt sich die Arbeit – und wer möchte, am Ende des Jahres auch die Ernte.

„Das ist das Gute an der Idee: Keiner muss alleine Verantwortung tragen“, erklärt Wätzig, die vielen Hechingern als Erzieherin und Kita-Leiterin bekannt sein könnte. 2018 hatte sie die Leitung des Naturkindergartens übernommen. Mittlerweile ist die zweifache Mutter in einer anderen Kita tätig, sagt sie im Gespräch mit dem ZAK.

Arbeit wird auf mehrere Schultern verteilt

Wer übernimmt beim Urban Gardening welche Arbeit? Darüber sprechen sich die Mitglieder regelmäßig ab. Wer in den Urlaub geht, braucht sich keine Sorgen übers Gießen zu machen – das übernimmt die Gemeinschaft. Die durchaus intensive Pflege des Gartens wird auf mehrere Schultern verteilt.

Ihren Kindern das Gärtnern ermöglichen

Wätzig kommt gerne morgens in den Garten, zusammen mit ihrem Sohn. „Wir sind gerne draußen“, sagt Wätzig, die es sehr zu schätzen weiß, ihren Kindern das Gärtnern und die intensive Auseinandersetzung mit der Natur ermöglichen zu können, obwohl die Familie in einer Wohnung mit Balkon und ohne Garten lebt. Die meisten Mitglieder haben keinen Garten. Aber das ist nicht die einzige Motivation, sich im Urban Gardening zu engagieren.

Urban-Gardening in Hechingen: Gemeinsam die Hände schmutzig machen

© Olga Haug

Das Hochbeet entstand 2021 in einer Kooperation zwischen dem Hechinger Berufsschulzentrum und der Weiherschule.

Zu den Gründungsmitgliedern gehören auch die Kunstgeragogin Ina Simone Petri oder die Lehrerin Maria Krug-Laub. Beide nutzen den Garten auch für künstlerische oder pädagogische Zwecke. So sieht man die Künstlerin auch gerne mal mit Malwerkzeug im Grünen sitzen oder Landart gestalten. Lehrerin Maria Krug-Laub hatte 2021 mit Schülern ein Hochbeet bepflanzt. Das Beet selbst entstand in einer Kooperation zwischen dem Hechinger Berufsschulzentrum und der Weiherschule.

Die Oberstadt als Lebensraum aufwerten

Der Garten hat also auch eine kooperative Funktion, eingebettet in den öffentlich städtischen Raum. „Die Aktiven wollen durch den Garten die Oberstadt als Lebensraum aufwerten und einen interkulturellen und generationsübergreifenden Begebungsort schaffen“, hatten die Gründungsmitglieder damals ihre Motivation gegenüber der Stadt erklärt.

„Wir lernen voneinander. Und das ist schön“

Ihr Projekt wurde mit einem Startbudget bewilligt. Davon schafften sie ein Gerätehäuschen, Gartenwerkzeug und eine Grundausrüstung an. Wiederum ein Vorteil des gemeinschaftlichen Gärtners: Alles, was benötigt wird, ist vorhanden. Dafür zahlen die Teilnehmer einen Jahresbeitrag in Höhe von 15 Euro an die Vhs. Das Urban Gardening wird dort als Kurs verbucht. „Es ist aber keineswegs so, dass wir hier wie bei einem Kurs anderen etwas beibringen“, betont Karin Wätzig lächelnd. „Aber wir lernen voneinander. Und das ist schön.“

Jeder, der Lust hat, soll vorbeikommen

Wer also Lust auf Natur und Arbeit mit den Händen hat, soll vorbeikommen. „Vielleicht springt der Funke über“, richtet Gärtnerin Wätzig mit der gelben Gießkanne in der Hand einen freundlichen Appell an alle Interessierten, sich den Garten am Rande des Fürstengartens einmal näher anzusehen.

Grüne Oasen in der Stadt

Der Ort wird offiziell als Grüner Salon bezeichnet. „Gemeinsam einen Garten bestellen und unsere Stadt verschönern“, lautet der Slogan der Vhs zum Kurs „Urban Gardening in der Oberstadt“.

Anmeldungen sind über die Website der Vhs möglich: vhs-hechingen.de

Weitere Informationen gibt es auch per E-Mail oder per Telefon:

vhs@vhs-hechingen.de oder 07471 5188.

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