Handball

„Ein absoluter Vertrauensbeweis“: Tobias Hotz in neuer Rolle beim HBW Balingen-Weilstetten

26.04.2024

Von Larissa Bühler

„Ein absoluter Vertrauensbeweis“: Tobias Hotz in neuer Rolle beim HBW Balingen-Weilstetten

© Moschkon

Tobias Hotz übernimmt für die verbleibenden fünf Saisonspiele als Cheftrainer beim HBW.

Als er am Montag in den Tag startete, ging Tobias Hotz noch von einem völlig normalen Wochenverlauf aus. Doch schon wenige Stunden später wurde er vom Co- zum Cheftrainer des Balinger Handball-Bundesligisten.

Die Rochade habe ihn überrascht, gesteht Hotz ein. „Mit dieser Entscheidung haben zu diesem Zeitpunkt wohl nur noch sehr wenige gerechnet“, sagt Hotz zur Freistellung von Jens Bürkle. „Das war auch für mich und die Spieler so nicht unbedingt vorhersehbar.“ Direkt rückte der 39-Jährige selbst in den Fokus. „Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen kann, diese Aufgabe bis Saisonende zu übernehmen. Und dann ging es doch ganz schnell.“

Nicht nur für den Verein, sondern auch für Hotz selbst ging eine Ära zu Ende. „Ich habe übergreifend fast acht Jahre mit Jens zusammengearbeitet, wenn man noch die gemeinsame Zeit in der JSG dazuzählt“, blickt Hotz zurück. „So etwas schweißt schon zusammen. Es war ja zwar schon absehbar, dass sich unsere Wege in ein paar Wochen trennen werden. Trotzdem: Der Abschied war jetzt einfach sehr abrupt.“ Er habe am Montag viele Nachrichten bekommen, „ob man mir jetzt gratulieren soll oder nicht. Ehrlich gesagt, ich hätte die Situation so im ersten Moment nicht gebraucht. Es ist für mich aber auch eine Chance, ein absoluter Vertrauensbeweis.“

Jahrelange Erfahrung

Dieses Vertrauen hat sich der B-Lizenzinhaber in Balingen über viele Jahre erarbeitet. Seit der Gründung der JSG Balingen-Weilstetten wirkte Hotz in der Talentschmiede der Schwaben. „So wie das eben läuft: Ich habe als E-Jugend-Trainer angefangen und mich hochgearbeitet“, blickt Hotz zurück. Den Jahrgang 1992/93 begleitete er quasi von der C- bis zur A-Jugend, „und dort bin ich dann verharrt.“ Acht Jahre verbrachte Hotz bei der finalen Jugendstation, begleitete zahlreiche Talente auf ihrem Weg in die erste und zweite Bundesliga. „Mal als Co-Trainer, mal als Chefcoach oder auch als Trainerteam mit Leuten wie ‚Aco‘ Stevic, Jens Bürkle, André Doster, Christoph Foth oder auch Lars Friedrich“, zählt der neue „Gallier“-Coach auf.

Parallel war Hotz auch immer beim HBW 2 involviert. Zunächst selbst als Spieler, ab 2010 dann auch als Technischer Leiter – erst unter Eckart Nothdurft, später dann auch unter Doster. „Als Co-Trainer würde ich mich nicht bezeichnen. Aber ich war trotzdem eigentlich in jedem Training dabei.“

Seit 2022 Co-Trainer beim Bundesligisten

Mit der Doppelrolle war es dann 2019 erst einmal vorbei, Hotz verabschiedete sich vom Trainerjob bei der JSG. Den Posten beim Perspektivteam behielt er, 2022 wartete aber noch ein neuer Schritt: Hotz folgte beim Bundesligisten auf Co-Trainer Matthias Flohr, seit Januar 2023 ist er offiziell hauptamtlich bei den „Galliern“ angestellt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mit Handball mal mein Geld verdiene“, gesteht er ein.

Zuvor war Hotz auch als Bankkaufmann eingebunden, spätestens jetzt wäre die Zeit dafür aber zu knapp. Denn seinen zweiten Posten als „Co“ beim HBW 2 behält der 39-Jährige weiter. Kurios: Während er beim Drittligisten offiziell Micha Thiemann assistiert, wird dieser nun Hotz‘ Co-Trainer bei der ersten Mannschaft. Schon in der Vergangenheit sahen sich beide aber ohnehin als Trainerteam. Dabei bleibt es, auch wenn Hotz nun beim Bundesligisten deutlich mehr in den Fokus rückt. „Die klare Rollenverteilung muss es geben – im Training und vor allen Dingen natürlich auch beim Spiel. Es dürfen ja gar nicht beide gleichzeitig coachen“, scherzt der Balinger.

„Etwas völlig anderes“

Bei acht Punkten Rückstand auf das rettende Ufer dürfte der Klassenerhalt nur noch schwer zu schaffen sein. „Ich hoffe einfach, es werden erfolgreiche Wochen – wie auch immer man Erfolg dann definieren möchte“, blickt Hotz voraus. „Wir haben für die nächsten fünf Wochen jetzt schon eine spannende Aufgabe. Das wird aber auch extrem lehrreich für uns sein. Micha hat noch nie in diesem Sinne Bundesliga-Handball erlebt und auch ich sehe es jetzt noch mal aus einer anderen Rolle. Natürlich, das Spielfeld ist überall 40 mal 20 Meter groß – aber trotzdem wartet auf mich jetzt etwas völlig anderes.“

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