Dormettingen

Der Weg nach Rom endet im britischen Canterbury

03.08.2018

Der aus Dormettingen stammende Pater Franz Pfaff vervollständigte seine Tour auf der Via Francigena und erzählt, was der heilige Franz von Assisi mit dem Freibeuter Sir Francis Drake zu tun hat.

Der gebürtige Dormettinger Pater Franz Pfaff (78) gehört zu den Afrikamissionaren der Weißen Vätern, die am 9. Januar dieses Jahres von Haigerloch nach Hechingen in das schön renovierte alte Marienheim umgezogen sind. Er arbeitete 40 Jahre als Missionar in Uganda und ist seit 2006 in Haigerloch und Hechingen tätig.

Der Weg nach Rom endet im britischen Canterbury

© Privat

Unterwegs auf den Spuren von Bischof Sigeric: Pater Franz Pfaff aus Dormettingen.

Pater Franz ist umtriebig, sehr aktiv – und er wandert gerne. Im Sommer 2006 beispielsweise ging er zu Fuß auf den Jakobsweg. Start war in Haigerloch, sein Ziel Santiago de Compostela. 2008 begann er den Weg nach Rom in mehreren Abschnitten und kam dort im Sommer 2012 an. Dort traf er eine querschnittsgelähmte Österreicherin mit einem handgetriebenen Dreirad. Sie erklärte, dass sie zuerst von Österreich nach England reiste und dort ihren Weg nach Rom begann, in klassischer Form wie Bischof Sigeric. Dieser wurde 990 zum Erzbischof von Canterbury erhoben und machte sich auf den Weg nach Rom, um sein Pallium, das offizielle Symbol seines Amtes, vom Papst in Empfang zu nehmen. Seine Reise beschrieb er in seinen Buch: „Via Francigena“. Der Titel dieses Buches ist der offizielle Name geworden für die Pilgerroute von Canterbury durch Frankreich, die Schweiz und Italien nach Rom.

Nach dem Gespräch mit der Österreicherin sagte sich Pater Franz, dass er irgendwie seine Via Francigena vervollständigen muss. Im Sommer 2014 begann er von Haigerloch aus, in Abschnitten Frankreich zu durchqueren. Letztes Jahr erreichte er die Mündung der Loire in den Atlantik. Somit war Frankreich durchquert. Was noch fehlte war der Weg von Dover nach Canterbury. Aber nun wurde es wieder paradox: „Ich reiste mit dem Flixbus nach England. Dieser Bus ließ die Passagiere erst in London aussteigen.“ So kam Pater Franz am 10. Juli morgens in London an und fuhr dann mit einem lokalen Bus zurück nach Canterbury.

Am folgenden Tag machte er sich auf den Weg nach Dover. Als er so wanderte, traf er Luciano und Helena, ein italienisches Ehepaar, zu Hause in Venedig. Dieses Ehepaar war wie die Österreicherin nach Canterbury gereist, um in klassischer Weise nach Rom zu pilgern. Pater Franz freute sich, Gesellschaft zu haben und die drei wanderten bis nach Shepherdswell und am folgenden Tag erreichten sie Dover. Dort trennten sich die Wege. Die Italiener bestiegen die Fähre nach Calais und setzen ihren Pilgerweg durch Frankreich nach Rom fort. Pater Franz hatte seinen Romweg vervollständigt. Er gibt zu, dass sein „Via Francigena“ nicht geradlinig verlief. „Aber so ist es im Leben, da geht ja auch nicht alles nach klassisch vorgegebenen Mustern“, sagt Pfaff.

Nach dieser Wanderung nach Dover hatte Pater Franz noch einige Tage Ferien übrig. Er fuhr mit dem Zug nach Plymouth und wanderte ein paar Etappen des „South West Coast Path“. Das ist ein ehemaliger Weg der Zollbeamten, die im 18. und 19. Jahrhundert an der Küste von Devon und Cornwall patrouillieren mussten, weil dort viel geschmuggelt wurde. Heute ist dieser Zöllnerpfad ein beliebter Wanderweg durch eine wunderschöne Natur. Der Blick aufs Meer, die herrlichen Buchten, die Talsenken und die Hügel machen jeden Tag zu einem Erlebnis. Die Stadt Plymouth ist sehenswert. Sie verehrt nicht den heiligen Franziskus sondern Francis Drake, einen Seeräuber im 16. Jahrhundert, der auch mithalf, die Armada, die spanische Kriegsflotte, zu besiegen, als sie 1588 England angreifen wollte. Der Name Armada ist auch der Name der Hauptstraße von Plymouth geworden.

Der Wanderweg führte den Dormettinger auch zum südwestlichsten Zipfel von England, genannt „Land's End“. Im Sommer ist dieser Platz überflutet von Touristen aus England und vielen andern Ländern. Als Pater Franz dort war, kam auch ein Bus der Firma Wiest und Schürmann von Hechingen, vollgepackt mit schwäbischen Touristen. „Es ist schon drollig, wenn man so viele Kilometer von zu Hause weg ist und sagen kann: Schao widr an Schwob“, sagt Pater Franz und schmunzelt.

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