Balingen

Balinger Bürgerverein will Schwefelbadareal erhalten

25.04.2017

Der Balinger Bürgerverein hat eine Stellungnahme zum geplanten Abriss und Neubebauung des Schwefelbadareals abgegeben. Wir veröffentlichen sie hier im Wortlaut.

Nun ist es heraus und die Gerüchte, die seit einiger Zeit in der Stadt umgehen, bestätigen die wahre Absicht des Balinger Bauamts.

Das ehemalige Kino, errichtet im seltenen expressionistischen Stil um 1920, und das historische Schwefelbad, das auf die Zeit Balingens als „Badeort“ hinweist, sollen abgerissen werden. Das Schwefelwasser war jahrhundertelang wichtig für die Gesundheit der Bevölkerung sowie für die Kurgäste und war bis ins 20. Jahrhundert hinein charakteristisch für Balingen.

Balinger Bürgerverein will Schwefelbadareal erhalten

© Klaus Irion (Archiv)

Zuletzt beherbergte das Schwefelbadgebäude das Jugenhaus Insel. Außerdem diente es als städtisches Lager.

Stadtschultheiß Eisele kämpfte für die Anerkennung als „Bad“ Balingen, doch war letztendlich die Konkurrenz aus Sebastiansweiler zu groß. Die im 19. Jahrhundert eingerichtete Gaststätte Schwefelbad mit ihrer Gartenwirtschaft war ein Traditionshaus. Warum sollen diese geschichtsträchtigen Kleinode wiederum der Spitzhacke zum Opfer fallen – ersetzt durch einen investorenfreundlichen „Mix aus Wohn- und Gewerberäumen“ oder durch ein weiteres lukratives Alten- oder Pflegeheim? Der verstorbene Stadtarchivar Dr. Hans Schimpf-Reinhard wünschte sich das ehemalige Kino als künftiges Stadtarchiv für die 1200 laufenden Meter an Akten.

Er meinte, das Kino wäre eine sinnvolle, kurzfristig verfügbare Lösung für das gesetzlich vorgeschriebene zukünftige Archiv und außerdem würde das Gebäude dadurch erhalten werden. Da keine Fenster vorhanden sind, wäre das Kino aus konservatorischen Gründen sogar prädestiniert für das Stadtarchiv. Sicherlich liegen seitens der Stadt noch keine Pläne für die Unterbringung des bestehenden Archivs vor.

Eine Zwischenlagerung und ein zweimaliger Umzug wären, wie schon früher gesagt, viel zu teuer und aktenschädlich. Die Verantwortlichen der Stadt sollten sich nicht nur dem kurzfristig wirksamen Erlös durch den Verkauf ihres Tafelsilbers hingeben, sondern sollten sich an ihre Verpflichtung für ihre Geschichte und für ihre Nachwelt halten. Schon das noch intakt gewesene historische Ensemble des Viehmarktplatzes mit der Gaststätte Sonne wurde durch einen riesigen Neubau zerstört. Am anderen Ende der Stadt will man laut Wettbewerbssieger den historischen Jugendstilbahnhof und den Bahnhofsplatz zubauen.

Dass nun zwei weitere historische Gebäude auf die Abbruchliste zu kommen scheinen, ist ein Skandal, zumal eine sinnvolle und kostengünstige Nutzung möglich wäre. Man sollte auch einmal Geld in die Hand nehmen, um für die Bürger und die Nachwelt etwas Historisches nachhaltig zu bewahren.

Für den Bürgerverein Balingen der Vorstand Heinz Schwab, Waldemar Rehfuß, Eugen Helber, Dr. Ingrid Helber.

Fotostrecke
/

Diesen Artikel teilen: