Zollernalbkreis

Wenn ein junger Mensch zum Messer greift – Jugendkriminalität im Landkreis im Fokus

14.05.2024

Von Gert Ungureanu

Wenn ein junger Mensch zum Messer greift – Jugendkriminalität im Landkreis im Fokus

© Max Fleischmann/Unsplash

Die Polizei musste zu zahlreichen Fällen ausrücken. (Symbolfoto)

7488 Straftaten verzeichnet die Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Reutlingen im Jahr 2023 im Zollernalbkreis. Kriminalhauptkommissar Lothar Rieger hat im Jugendhilfeausschuss des Kreistags über die aktuelle Entwicklung informiert und ging dabei auch auf die Jugendkriminalität ein.

In der Statistik, räumte Rieger ein, seien nur die Straftaten erfasst, die bei der Polizei angezeigt worden seien. „Die Dunkelziffer dürfte höher liegen.“ Immerhin stehe der Zollernalbkreis im Vergleich gut da: Mit 3878 Straftaten je 100.000 Einwohner sei der Landkreis sicherer als beispielsweise der Landkreis Reutlingen, auch sicherer als der Landesdurchschnitt.

Balingen an der Spitze, Dautmergen Schlusslicht

Während die „höchste Belastung“ in Sachen Straftaten im vergangenen Jahr in Balingen angezeigt worden seien, so habe es die wenigsten in Dautmergen gegeben, wo nur drei Straftaten bekannt wurden.

Bei Vergewaltigungen gebe es insgesamt einen Zuwachs von 30 Prozent, bei Diebstählen von 34 Prozent und bei Sachbeschädigungen von 14 Prozent. Die Zahl der Rauschgift- und Gewaltdelikte sei hingegen zurückgegangen. Von 3486 Tatverdächtigen im Zollernalbkreis seien die meisten männlich (74 Prozent), 33,9 Prozent seien „Nichtdeutsche“, davon 6,4 Prozent Flüchtlinge. 1571 Tatverdächtige waren bereits polizeibekannt und werden in der Statistik als „Wiederholungstäter“ bezeichnet. Die meisten Straftäter (2358 von 3486) wohnen in der Tatgemeinde.

Knapp 770 Jugendtäter

Von 768 Jugendtätern (unter 21) sind laut Polizeistatistik 191 Nichtdeutsche. Acht Jugendtäter im Zollernalbkreis werden als „besonders straffällig“ eingestuft.

Ein Zuwachs von 44,5 Prozent wird im Bereich der Kinderkriminalität (jünger als 14 Jahre) verzeichnet. Insgesamt sind im vergangenen Jahr 329 Kinder straffällig geworden, davon auch sieben, die noch keine acht Jahre alt waren. Insgesamt 82 sind als Nichtdeutsche erfasst. Unter den 241 Heranwachsenden waren 58 Nichtdeutsche.

Was den Zollernalbkreis neben der relativ niedrigen Kriminalitätsrate besonders auszeichnet, ist die hohe Aufklärungsquote: Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 6970 Straftaten aufgeklärt werden. Bei der Gesamtzahl der Delikte gibt es immerhin einen Zuwachs von 51 Prozent.

Kind greift zu Messer

Häufig ist bei Gewaltdelikten ein Messer im Spiel – auch bei Jugendlichen und Heranwachsenden. Im vergangenen Jahr ist ein Fall in die Statistik eingegangen, bei dem ein Kind zum Messer gegriffen hat. In den Reihen der Jugendlichen sind 14 Fälle registriert, in den Reihen der Heranwachsenden (18 bis 21) vier Fälle.

Was die Opfer von Straftaten angeht, so waren 157 Kinder unter 14 Jahren, 142 Jugendlichen unter 18 und weitere 129 Heranwachsende.

Der Kriminalhauptkommissar, der beim Referat „Prävention“ arbeitet, verwies auf die Bedeutung der Prävention im Bereich Gewalt und Drogen, aber auch auf die Gefahren durch die neuen Medien und den Straßenverkehr. Prävention, sagte er, gehöre in der Schule auf den Stundenplan.

Der Zollernalbkreis, sagte Landrat Günther-Martin Pauli, habe eine „traditionell niedrige Kriminalitätsrate“. Das sei nicht zuletzt der guten Arbeit der Polizei vor Ort zu verdanken.

Diesen Artikel teilen: