Balingen-Endingen

Dieselfahrverbot trifft jungen BMX-Sportler aus Endingen

25.01.2019

Die Familie Ritter aus Endingen darf mit ihrem Fahrzeug nicht mehr nach Stuttgart fahren. Doch da findet dreimal in der Woche das Training ihres zehnjährigen Sohnes statt.

Das Dieselfahrverbot in Stuttgart hat auch Folgen für die Zollernälbler. Besonders betroffen ist die Familie Ritter aus Endingen oder besser gesagt ihr zehnjähriger Sohn Leon.

Dieselfahrverbot trifft jungen BMX-Sportler aus Endingen

© Privat

Leon Ritter (Zweiter von rechts, in weiß) will auf seinem BMX-Rad hoch hinaus. Doch dazu muss er regelmäßig in Stuttgart trainieren. Seine Eltern fahren jedoch einen Euro-4-Diesel.

Der junge BMX-Fahrer ist Baden-Württembergischer Meister in seiner Altersklasse und Mitglied des Württembergischen Landeskaders. Er trainiert dreimal in der Woche in Stuttgart.

Nun hat die Familie Angst, dass die weitere erfolgsversprechende Zukunft als BMX–Fahrer von Leon ein Ende nimmt, bevor sie so richtig Fahrt aufgenommen hat. Denn seine Eltern haben nur einen Diesel mit Euro 4. Und dem ist die Einfahrt nach Stuttgart verboten.

Fitness- und Bahntraining ist in Stuttgart

Montags hat Leon in Stuttgart im Turnforum Fitnesstraining. Am Mittwoch ist auf der Super Cross Strecke Bahntraining und donnerstags findet im Studio des BMX-Olympiastützpunkts Stuttgart von 18 bis 20 Uhr das Krafttraining statt.

Bisher wurden die wöchentlich über 500 Kilometer abwechselnd von seinen Eltern Tanja und Bernd Ritter gefahren. Mit den Fahrten zu den Wettbewerben – Leon fährt auch in der Bundesliga, dort belegte er den sechsten Platz – und bei Rennen in Europa, kommen in einem Jahr leicht 25 000 Kilometer zusammen.

Daher hat sich die Familie im vergangenen Jahr ein gebrauchtes Fahrzeug mit wenigen Kilometern angeschafft, in dem Platz für die komplette Ausrüstung, wie das BMX Rad, die Bekleidung, Helme und Zubehör ist. Aus Kostengründen für den Treibstoff war es ein Diesel. Dieses Fahrzeug hat die Euro Norm 4 und darf nicht nach Stuttgart einfahren.

„Die Bahnverbindungen von Balingen nach Stuttgart sind nicht so gut und nicht praktikabel, da Leon ja zum Fahrtraining das BMX-Rad und die Ausrüstung mitnehmen muss“, erzählt Bernd Ritter. Bei einem Trainingsende um 20 Uhr, wäre die Rückkehr nach Balingen um Mitternacht. Eine Uhrzeit, die man dem 10-jährigen Jungen nicht zumuten möchte.

Die Eltern haben den ganzen Aufwand und die Kosten für die langen Anfahrten zum Training auf sich genommen, um das Talent ihres Sohnes zu fördern und ihn bei der Umsetzung seines Traums zu unterstützen. Für die Familie – Bernd Ritter ist Lastwagenfahrer – ohnehin schon eine zeitliche und finanzielle Herausforderung.

Doch nun stehen sie vor einer noch größeren Herausforderung. Mit ihrem Diesel nach Stuttgart, das geht nicht mehr. Und niemand könne sagen, ab wann auch keine Fahrzeuge mit Benzinmotor in die Landeshauptstadt einfahren dürfen, so Bernd Ritter. Eine gesicherte Zukunftsplanung sei daher nicht machbar oder scheitere an den finanziellen Möglichkeiten.

Bis jetzt gibt es Ausnahmen für Oldtimer oder Landmaschinen, aber keine, die auf junge Nachwuchssportler zutrifft. Auch eine Empfehlung vom Württembergischen Radsportverband für die Beantragung einer Sondergenehmigung bei der Stadt Stuttgart gibt es nicht.

Eine teure Alternative: ein Euro-6-Wohnmobil

Dabei ist 2019 ist ein wichtiges Jahr für den jungen Sportler. Auf dem Rennkalender steht die Weltmeisterschaft im belgischen Zolder, an der Leon als Landeskaderfahrer teilnehmen darf. Daher sei ein regelmäßiges Training unter professioneller Anleitung sehr wichtig, erklärt Bernd Ritter.

Und so fahren die Eltern auch bisher noch mit ihrem Euro-4-Diesel nach Stuttgart rein. Doch auf Dauer ist das keine Lösung. „Wir überlegen, ein Wohnmobil mit Euro 6 zu kaufen“, sagt Bernd Ritter. Das würde zwar mehr Sprit brauchen, aber rein rechtlich dürfte die Familie damit – zumindest noch – zum Training nach Stuttgart fahren.

Um diese Anschaffung stemmen zu können, hofft die Familie aus Endingen auf Sponsoren. Ohne die wäre bereits jetzt das Hobby für den Sohnemann nicht möglich.

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