Winterlingen/Hechingen

Die Anklage lautet auf Mord

27.09.2018

von Michael Würz

Die Staatsanwaltschaft ist sicher: Der 49-Jährige, der im April seine Frau in Winterlingen erschossen haben soll, handelte aus niedrigen Beweggründen. Er steht seit Donnerstag vor Gericht.

Die Anklage lautet auf Mord

© Michael Würz/Archiv

Ein Rettungswagen rückt am Abend des 1. April vom Tatort in Winterlingen ab.

Zum Prozessauftakt am Landgericht Hechingen verlas der Staatsanwalt heute Morgen die Anklageschrift – demnach haben die Ermittler keine Zweifel am Ablauf der Tat. So soll der Angeklagte beschlossen haben, seine Frau zu töten, nachdem er erfahren hatte, dass diese ihn verlassen wollte. Das war den Ermittlungen zufolge spätestens im März dieses Jahres der Fall.

Die Ehefrau wollte ihren Mann verlassen

Die Ehefrau hatte geplant, mit den vier gemeinsamen Kindern in eine eigene Wohnung in Tailfingen zu ziehen. Der Angeklagte soll sich dann – laut Anklage auf nicht bekannte Weise – illegal eine Pistole besorgt haben. Am 1. April kam es den Ermittlern zufolge schließlich zu dramatischen Szenen in der Winterlinger Wohnung. „Der Angeschuldigte begab sich in die Wohnung, wobei er die Pistole versteckt bei sich führte“, heißt es in der Anklageschrift. „Gegen 19 Uhr gerieten der Angeschuldigte und seine Ehefrau in Streit.“

Daraufhin sei die Frau in das Wohnzimmer geflüchtet, wo sich zu diesem Zeitpunkt auch die vier Kinder aufgehalten hatten. Dort habe der Mann seine Pistole hinter seinem Rücken hervorgezogen. Eine der Töchter habe den Ermittlern zufolge vergeblich versucht, ihren Vater von der Tat abzuhalten, schilderte der Staatsanwalt heute vor dem Hechinger Landgericht.

Mehrere Schüsse aus der illegalen Waffe

Ihr Einsatz war jedoch vergebens: „Der Angeschuldigte schoss insgesamt fünfmal auf den Oberkörper seiner Ehefrau, um diese zu töten.“ Sie erlag ihren schweren Verletzungen noch am Tatort. Nur einen Tag später, so ergaben zwischenzeitlich die Ermittlungen, war der Auszug geplant, wollte die Frau mit den Kindern nach Tailfingen ziehen. Nach der Tat waren am 1. April schwer bewaffnete Beamte in Amokschutzausrüstung an den Tatort angerückt. Der Mann hatte sich jedoch widerstandslos festnehmen lassen. Auch das Rote Kreuz war seinerzeit im Großeinsatz, um die Kinder des Ehepaars zu betreuen.

Zu Unrecht in den öffentlichen Fokus gerieten nach der Tat minderjährige Flüchtlinge – die in einer Wohngruppe in dem Haus wohnen, mit der Tat aber entgegen der Gerüchte, die seinerzeit kursierten, nichts zu tun hatten. Der Angeklagte galt in Winterlingen als unauffällig, vor allem bei seinen Fußballfreunden sei er sehr beliebt gewesen, heißt es. Einzig ein Unfall, den er nicht verschuldet hatte, soll ihn vor Jahren beruflich und gesundheitlich aus der Bahn geworfen haben.

 

Eine Aussage ist zu erwarten

Der Prozess gegen den 49-jährigen Mann wird am Montag um 9 Uhr vor dem Hechinger Landgericht fortgesetzt. Dessen Verteidigerin ließ am Donnerstag verlauten, dass ihr Mandant plane, sich zu der Tat zu äußern. Er wolle sein Bedauern kundtun und fühle sich auch seinen Kindern gegenüber zur Rechenschaft schuldig. Er habe angekündigt, an der Aufarbeitung des Falls mitzuwirken. 

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