Albstadt

Böse kommen aus Balingen

20.09.2018

von Vera Bender

Dodokay stellte seinen neuen Film „Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“ persönlich im Ebinger Capitol vor und plauderte mit den Gästen.

Böse kommen aus Balingen

© Vera Bender

Auf Augenhöhe mit den Fans: Autogramme von Dodokay waren im Kino äußerst gefragt.

Ein Kriminalfilm von 1960 in Schwarz-Weiß gedreht, reißt heute eigentlich niemanden mehr vom Hocker. Auch große Namen wie Gert Fröbe oder Peter van Eyck sind der jüngeren Generation kein Begriff. Wie spannend und äußerst amüsant so ein Streifen sein kann, zeigt die schwäbische Adaption „Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“, die gerade in den Kinos läuft.

Der Superverbrecher Dr. Mabuse hat bereits vor 100 Jahren die Romanleser und später die Cineasten fasziniert. Eine ganze Reihe dieser Filme gibt es. Darunter auch „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“. Liebe, Tod und Wahnsinn spielen darin eine Rolle. Komisch wird es, wenn Gert Fröbe alias Kommissar Krass während der Verfolgungsjagd eine Pizza bei Luigi bestellt, sich Dawn Addams in der Rolle der Sabine Hirrlinger vom Dach stürzen will, weil ein Leben ohne Thermomix keinen Sinn macht, und das Auto des Dr. Mabuse ein Balinger Kennzeichen trägt. „Die Bösewichte kommen nämlich immer aus Balingen“, bestätigt Dominik Kuhn beim Interview lachend.

Als Dodokay wurde er mit seinen schwäbischen Synchronisationen „Die Welt auf Schwäbisch“ bekannt und hat nach über zehn Jahren sein lang erstrebtes Projekt umgesetzt, einen Kinofilm ins Schwäbische zu übersetzen. Warum gerade Dr. Mabuse? Seine jungen Fans würden sich über einen schwäbischen James Bond viel mehr freuen.

90 Minuten lang labern

„Diese Rechte sind unbezahlbar“, erklärt Dodokay. Alice Brauner, die Tochter von Artur Brauner, bei dessen CCC-Filmkunstfirma die Rechte liegen, hat den Reutlinger Tontechniker, Produzenten und Regisseur aus dem großen Fundus an Filmen eine Vorlage aussuchen lassen. So hat das schwäbische Multitalent Dr. Mabuse gewählt, weil „die 90 Minuten lang labern“, so Kuhn. Nur bei pausenlosem Gerede ist ja eine Mundart-Synchronisation sinnvoll. „Das bin eben ich“, lautet die Erklärung, wie man auf derlei amüsante Dialoge und aberwitzige Handlungen kommt. Der Film entspricht nicht dem Original. Dodokay hat den Streifen in 48 Einheiten unterteilt und neu geschnitten.

Herausgekommen ist ein mehr als sehenswerter Kinofilm. Wie Kinobetreiber Ralf Merkel versichert, haben „Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“ bereits den zweiten Platz in Albstadt erreicht. Auch wer bislang noch kein Dodokay-Fan ist, sollte sich diese 90 Minuten schwäbischer Komik gönnen. Aus dem Hotel „Luxor“ wurde das Hotel „Zum güldenen Grasdackel“, was auch so an der Fassade steht.

Da lässt man sich ein Schwabenbräu servieren und liest das „Handbuch der Kehrwoche“. Es sind die vielen Kleinigkeiten, auf die Dominik Kuhn geachtet hat. Und auch die Mundbewegungen stimmen exakt mit der schwäbischen Synchronisation überein.

Geburtstag im Capitol

Zur Premiere begrüßte Dominik Kuhn begrüßt seine Fans persönlich im Capitol. Und die stimmen erst einmal ein „Happy Birthday“ an. Denn Kuhn ist 49 Jahre alt geworden, hat seinen Geburtstag aber absichtlich geheim gehalten, weil er „die Singerei hasst“, wie er lachend bekennt. Er freut sich dennoch. Für die Fans gibt es von Kinobesitzer Merkel Amerikaner mit Zuckerguss. Ganz ohne Allüren plaudert Dodokay mit den Leuten. Er erzählt auch, dass ihm ein anonymer Internetnutzer schon mal die „Pest an den Hals gewünscht“ habe.

Im Anschluss lädt Dominik Kuhn alle dazu ein, im Foyer mit ihm weiter zu plaudern, Fotos zu machen und ihm gegebenenfalls auch die Pest an den Hals zu wünschen. Ja, so ist Dodokay eben. Authentisch, sympathisch, locker und sehr humorvoll.

 

In eigener Sache

In der ursprünglichen Version des Artikels hieß es: 

Alice Brauner, die Tochter des verstorbenen Artur Brauner, bei dessen CCC-Filmkunstfirma die Rechte liegen, hat den Reutlinger Tontechniker, Produzenten und Regisseur aus dem großen Fundus an Filmen eine Vorlage aussuchen lassen. 

Artur Brauner ist nicht verstorben. Der Fehler ist durch ein ärgerliches Missverständnis entstanden, das wir und die Autorin des Textes zutiefst bedauern. Wir bitten die Familie Brauner um Entschuldigung. 

Michael Würz
Leitung Onlineredaktion 


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