Hartheim

Das Jubiläum schweißt ganz Hartheim zusammen

19.07.2018

von Harald Ritter

Mit viel Bürgersinn würdigt Hartheim am Wochenende sein 1250-jähriges Bestehen. Über 90 Gruppen sind am Sonntag zu bestaunen. Mit dabei ist Peter Kipper mit seinen Tieren.

Zu Wochenanfang wird noch gehämmert, gesägt und geschliffen, lackiert und auch diskutiert: Kommen wir mit unserem Motivwagen, unseren Gerätschaften, unserer Kleidung dem Anspruch nahe, möglichst authentisch die Zeichen der Zeit nachvollziehbar darzustellen?

Das Jubiläum schweißt ganz Hartheim zusammen

© Harald Ritter

Peter Kipper, Kutscher aus Leidenschaft, führt die erste Kutsche im Festumzug. Sein aufwendiges Zaumzeug fertigt der Geislinger selbst. Ehrensache.

Der Festumzug zur 1250-Jahr-Feier hat Anspruch, ist ein Spiegel der Jahrhunderte, soweit man ihn sich vorhalten kann. Er berücksichtigt Gesellschaft, Wirtschaft, Landleben, Kultur, historische Ereignisse. Und was die Hartheimer Bürgerschaft, Freunde und Bekannte aus der Umgebung da in den vergangenen Monaten zusammengetragen, restauriert haben und in Szene setzen, das kann sich sehen lassen. Gleichwohl, 90 Prozent des Festumzuges, der am Sonntag, 22. Juli, ab 13.30 Uhr durch die Straßen des Ortes rollt, sind fertig.

Der Ort putzt sich heraus

Die Motivwagen, abgedeckt mit Planen, stehen jetzt in vielen Scheunen des Ortes, einsatzbereit für ein Jahrhundertereignis. Am Sonntagvormittag werden sie wie Perlen an einer Schnur zum Zug der Geschichte zusammengeführt. Dafür ist die Ortsdurchfahrt von Hartheim ab 11.30 Uhr für den Durchgangsverkehr gesperrt, eine Umleitung ist ausgeschildert. Parkplätze für die vielen Besucher sind hergerichtet. Die Festzelte sind gestellt und bestuhlt. Die Mitarbeiter des städtischen Bauhof putzen den Ort raus, so wie die Anrainer Vorgärten richten und Straßen besonders aufmerksam kehren: In der Gemeinde sind wohl alle Bürger irgendwie involviert. Das ist gut und schweißt zusammen. Möglichst ganzheitliche Darstellung von Geschichte und Geschichten fordert manchen Experten. Wo vor Ort Wissen und Fähigkeit nicht vollumfänglich vorhanden sind, hilft ein starkes Netzwerk. Und Netzwerken war bei den Hartheimern schon gängige Praxis, als es das Modewort noch gar nicht gab.

Einer in diesem Geflecht ist der gelernte Werkzeugmacher, Kutscher und Hobbysattler und überhaupt handwerklich beschlagene Peter Kipper aus Geislingen. Nicht, was er sich nicht an handwerklichen Wissen anzueignen vermag. Er führt die erste Kutsche im Festumzug, eine „Wagonette“ mit den „Herren von Werenwag“ mit seinen stolzen Morizburger Rappen, Stockmaß 1,70 Meter. Das kann sich sehen lassen. Seit jungen Jahren sind Pferd und Kutsche seine Passion. Der in Epfendorf bei Rottweil geborene Kipper betreute sein erstes Fohlen im Jahr 1971, seine erste eigene Kutsche führte er im Jahr 1978. Das Fahren hat er bei alten, im wahrsten Sinne des Wortes, erfahrenen Fuhrmännern erlernt. Seit dem hat ihn das Hobby, das ihm zur Passion wurde, in seiner Ganzheitlichkeit nicht mehr losgelassen.

Historische Vorlagen

Sichtbare Krönung all seiner Freizeitaktivitäten ist sicher das Zaumzeug für die stattlichen Pferde, das er nach historischen Vorlagen selbst fertigt, vom Zuschneiden des Leders bis zum Werkeln der Schnallen und Besatzstücke. Und Peter Kipper sitzt selbstverständlich auch an der Nähmaschine. Teils näht er auch von Hand. Locker zehn Garnituren hat er mittlerweile auf den Stangen im Dachgeschoss seines Hauses sitzen, Anlässen entsprechend.

Unzählige Kutschfahrten, ob Hochzeiten oder Ausflüge, haben dem Kipper-Peter in der Region zu einem liebenswürdigen wie bescheidenen Original gemacht, einer, der seit über 30 Jahren am Weingartener Blutritt teilnimmt. Mit welchem Geschirr er beim Hartheimer Festumzug glänzt, bleibt sein Geheimnis. Lasse das Fest beginnen!

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