Mössingen

Jetzt kann Meister Adebar den Flug bis nach Afrika schaffen

11.08.2017

In der Mössinger Nabu-Vogelstation wurde ein Findelstorch gesund gepflegt. Das Tier hatte bei Buchau einen Knochenbruch erlitten. Womöglich ist es gegen eine Stromleitung gestoßen.

Ein verletzter Weißstorch könnte es gerade noch schaffen, sich dem jährlichen Vogelzug gen Süden anzuschließen. „Das ist eine seltene Erfolgsgeschichte“, freut sich der Leiter des Nabu-Vogelschutzzentrums Mössingen, Daniel Schmidt-Rothmund.

Jetzt kann Meister Adebar den Flug bis nach Afrika schaffen

© Matthias Badura

Der Findelstorch, der von Daniel Schmidt-Rothmund in der Mössinger Vogelstation aufgepäppelt wurde, ist wieder gesund. Er kann die Reise nach Afrika antreten.

Er hat den einjährigen, geschwächten Storch vor drei Wochen im Zentrum aufgenommen und aufgepäppelt. „Der junge Storch stammt aus Heddesheim bei Heidelberg und war im oberschwäbischen Bad Saulgau vermutlich auf Braut- oder Bräutigamschau unterwegs“, sagt der Vogelexperte.

Schlüsselbeinbruch

Das Tier wurde unterhalb des Storchennests auf dem Buchauer Pfarrhaus auf der Straße verletzt gefunden. „Beim Röntgen hat der Tierarzt einen Schlüsselbeinbruch entdeckt. Verursacht wurde die Verletzung vermutlich bei einem Unfall im vorangegangenen Sturm. Ansonsten ist dies eher eine typische Verletzung, die sich große Vögel an Stromfreileitungen bei einer Kollision zuziehen“, so der Nabu-Fachmann. Die Verletzung ist sehr gut verheilt – „Ein seltener Glücksfall“, so Schmidt-Rothmund.

Vor dem Start in die Freiheit hat der Nabu-Ornithologe den Jungstorch noch einmal gewogen und festgestellt: „Er hat in unserer Obhut ziemlich zugelegt.“ Er brauche jetzt aber auch solche Fettreserven, um den weiten Flug nach Afrika gut zu überstehen. Die Mehrheit der Störche gehört zu den Langstreckenziehern. Sie fliegen im Spätsommer wegen des besseren Nahrungsangebots nach Süden und nicht – wie häufig angenommen – weil es ihnen in Deutschland zu kalt ist.

Auf dem Zug sind Vögel einer Vielzahl von Gefahren ausgesetzt. Kollisionen mit Hochspannungsleitungen sind eine davon. Allein in Deutschland gibt es jährlich mindestens 1,5 Millionen Fälle. „Auch deshalb machen wir uns dafür stark, dass kritische Leitungsabschnitte durch Vogelschutzmarker besser sichtbar gemacht werden“, sagt Andrea Molkenthin- Keßler. Sie leitet für den Nabu im Projekt „Dialogforum Erneuerbare Energien und Naturschutz“ den Bereich Verteilnetzausbau, der sich intensiv mit dem Vogelschutz an Freileitungen befasst.

Info Weiteres zur Problematik der Starkstromleitungen unter www.NABU-BW.de/erneuerbareundnaturschutz.

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