Zollernalbkreis

Unsere Kandidaten: Thomas Bareiß, Kämpfer für den Wahlkreis

08.08.2017

von Dagmar Stuhrmann

Für den 42-jährigen Thomas Bareiß, Bundestagsabgeordneter und CDU-Kandidat für den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen, ist inzwischen manches Routine. 

Dennoch ist er auf Wahlkampftour und nutzt die Gelegenheit zu hören, wo die Bürger der Schuh drückt. 

Lässig im Kaffeehausstuhl zurückgelehnt, entspannt und dennoch konzentriert, lässt Thomas Bareiß seinen Erinnerungen freien Lauf. Sein Humor blitzt auf, wenn er sagt: „Ich bin sozusagen das schwarze Schaf.“

Unsere Kandidaten: Thomas Bareiß, Kämpfer für den Wahlkreis

Thomas Bareiß im Gespräch mit der ZAK-Redaktion. Fotos: Holger Much

Damit spielt der 42-Jährige gebürtige Meßstetter schmunzelnd auf seine CDU-Karriere an. Andererseits aber auch darauf, dass er beruflich gesehen aus dem Raster fällt, was seine Familie betrifft. Vater, Mutter und die Schwester – allesamt Lehrer. Thomas Bareiß hingegen entdeckte schon früh die Politik für sich. Der Mauerfall sei ein prägendes Ereignis für ihn gewesen, erzählt er. „Es war beeindruckend, was da gemacht wurde.“ Helmut Kohl imponierte ihm und wurde zu einer Art Vorbild. Die Bewunderung für den Einheitskanzler führte schließlich dazu, dass Thomas Bareiß sich parteipolitisch engagierte.

1990 trat er in die Junge Union ein, 1994 wurde er CDU-Mitglied. Von 1997 bis 2003 war er Vorsitzender des JU-Kreisverbandes Zollernalb und von November 2002 bis November 2006 Landesvorsitzender der JU.

Daneben war er von 2001 bis 2005 Mitglied des Kreisvorstandes der CDU Zollernalb und von 2007 bis 2012 Kreisvorsitzender. Seit 2002 gehörte er in seiner Eigenschaft als Landesvorsitzender der JU als beratendes Mitglied dem CDU-Landesvorstand an, seit dem Landesparteitag 2005 als gewähltes Mitglied.

2011 wurde Thomas Bareiß zum neuen Vorsitzenden des CDU-Bezirksverbands Württemberg-Hohenzollern gewählt und wurde 2013 und 2015 wiedergewählt. Von 1999 bis 2008 war er im Gemeinderat seines Heimatortes Meßstetten.

Bareiß ist als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Zollernalb-Sigmaringen in den Bundestag eingezogen. Bei der Bundestagswahl 2005 erreichte er mit 55,5 Prozent der Erststimmen das beste Erststimmenergebnis in Baden-Württemberg. 2009 kandidierte er erneut für die CDU im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen und erreichte 49,4 Prozent der Erststimmen. 2013 erzielte er mit 60,7 Prozent der Erststimmen das beste Ergebnis in Baden-Württemberg und das zweitbeste CDU-Erststimmenergebnis deutschlandweit. Er ist in dieser Legislaturperiode Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie.

Dass Thomas Bareiß sich als Bundestagsabgeordneter in das Korsett eines Vollblutpolitikers zwingen lassen muss, lässt sich sicher nicht vermeiden. Nicht nur die Bürger im Wahlkreis erwarten ein entsprechendes Auftreten von „ihrem MdB“. Im Gespräch mit ihm merkt man jedoch schnell, dass es hinter der Politikerfassade einfach nur den Menschen gibt, der es trotz allen Eingebundenseins in einen kraftzehrenden Job schafft, sich in dem Moment, in dem er sich mit jemandem unterhält, ganz seinem Gegenüber zu widmen.

Als Kind der Region weiß Thomas Bareiß, wo die Menschen in seinem Wahlkreis der Schuh drückt. Nach dem Abitur 1994 am Wirtschaftsgymnasium Albstadt leistete Bareiß seinen Wehrdienst ab und begann 1995 ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Berufsakademie Ravensburg, das er 1998 als Diplom-Betriebswirt (BA) beendete.

Von 1999 bis 2005 war er als Assistent der Geschäftsführung, Leiter des Bereichs Controlling und zuletzt als Leiter des Bereichs EDV und Organisation beim Textilunternehmen Sanetta tätig.

Mit gerade mal 23 Jahren zog er als jüngstes Mitglied in den Meßstetter Gemeinderat ein und lernte die Politik von ihrer ganz konkreten Seite kennen. „Als Stadtrat trägt man Verantwortung für Projekte – und man bekommt die Resonanz unmittelbar zu spüren.“ Das ist etwas, was er auch mit Schulklassen, die ihn in der Hauptstadt besuchen, bespricht.

„Berlin ist für viele weit weg, aber was in ihrem unmittelbaren Umfeld passiert, wird in den Gemeinderäten entschieden.“ Was für einen Politiker am wichtigsten ist? Darauf hat Thomas Bareiß eine eindeutige Antwort: „Wenn es einem nicht gelingt, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, dann kann man nichts bewegen.“

Unsere Kandidaten: Thomas Bareiß, Kämpfer für den Wahlkreis

© Marco Urban

Thomas Bareiß im Gespräch mit Angela Merkel beim energiepolitischen Dialog der CDU/CSU-Fraktion.

Angela Merkel ist für ihn in diesem Punkt beispielhaft: Sie habe Deutschland bzw. Europa durch unsichere Zeiten geführt und dies exzellent gemacht. Sie habe bei zentralen Themen über Parteigrenzen hinaus Dinge angestoßen, die eine breite Mehrheit fanden, etwa in der Euro- oder in der Flüchtlingskrise. Die CDU habe sich in vielen Punkten modernisiert, was manche Stammwähler fordere und auch, wie beispielsweise beim Atomausstieg, für Diskussionen sorge.

Als direkt gewählter Abgeordneter sieht sich Thomas Bareiß als Lobbyist für seinen Wahlkreis. Er habe seine Hausaufgaben im Rucksack, sagt er. Wichtige Themen in beiden Landkreisen sind Infrastruktur, Straßenbau, Breitbandausbau und Flüchtlingspolitik. „Ich kämpfe für die Interessen meiner Heimat.“

Bürgerbüros in Balingen und Sigmaringen sowie regelmäßige Frühschoppen halten ihn auf dem Laufenden darüber, was seine Wähler umtreibt. Die Lautlinger Umfahrung ist aus seiner Sicht „eines der großen Themen“. Der dreispurige Ausbau der B 463 zwischen Balingen und Laufen in einem weiteren Teilbereich ebenfalls.

In den nächsten vier Jahren müsse Letzteres soweit geplant sein, dass „wir bis Ende der nächsten Legislaturperiode loslegen können“. Die Elektrifizierung der Zollernbahn wird seiner Einschätzung nach nicht bis in vier Jahren umgesetzt sein. „Aber wir müssen bis dahin ein Konzept haben, wie der Kreis an Stuttgart 21 angebunden werden kann. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht abgehängt werden.“

Er wehrt sich gegen Versuche, den Wahlkreis schlecht zu reden. Von Berlin aus geblickt, hört die Welt für manchen nach Tübingen auf. „Daran müssen wir arbeiten. Auch nach Tübingen kommt noch was. Wir haben hier tolle Firmen, Projekte und Vereine, auf die wir stolz sein können.“ Diese Stärken der Region gelte es auszubauen.

Als energiepolitischer Sprecher der Fraktion befasst er sich mit allem, was mit diesem Themenbereich zu tun hat. Ob's um EEG, Leitungsausbau, Elektromobilität oder, ganz aktuell, Atomfonds geht – all das läuft über seinen Schreibtisch. Bareiß, der mit seiner Frau Andrea Verpoorten in Balingen wohnt, aber auch eine kleine Wohnung in Berlin-Mitte hat, pendelt viel.„Das ist das Los eines Abgeordneten“, sagt er.

Sein Hauptbüro ist im Paul-Löbe-Haus. Er beschäftigt vier Mitarbeiter, die ihm eine unersetzliche Hilfe sind. Denn an Lesestoff mangelt es nicht. Es wäre ein Trugschluss zu glauben, dass Bareiß alles, was auf seinen Tisch kommt, von der ersten bis zur letzten Seite selbst lesen kann. Das machen die Mitarbeiter, die für ihn die wesentlichen Punkte zusammenfassen.

Dass es um seine Hochzeit mit der Steueranwältin aus Köln vergangenes Jahr doch einigen Wirbel gab und das Paar in den einschlägigen Magazinseiten auftauchte, kann Thomas Bareiß einerseits nachvollziehen, erwartet hatte er dies nicht. „Aber ich kann es wohl nicht verhindern“, sagt er. Nichtsdestotrotz wolle er über seine Arbeit definiert werden, nicht über sein Privatleben.

Privates soll privat bleiben, zumal seine Frau zwar aus der Eierlikör-Dynastie stammt, aber nicht selbst im Unternehmen tätig ist. Sie war Abgeordnete im nordrhein-westfälischen Landtag. Seit Januar 2014 ist sie für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft in Berlin tätig und ist, wie ihr Mann, ein „100 Prozent politischer Mensch“. Deshalb sei sie ihm auch in vielen Fragen ein guter Ratgeber.

Unsere Kandidaten: Thomas Bareiß, Kämpfer für den Wahlkreis

Thomas Bareiß beim Gespräch mit Bundestagspräsident Norbert Lammert, der kürzlich in Albstadt zu Besuch war.

„Wer einmal Politik gemacht hat, kann nicht mehr davon lassen“, sagt Bareiß. Voraussetzung ist, dass einem die Politik Spaß macht. „Sonst kann man das nicht machen.“ Stünde er noch einmal vor der Wahl, welchen Weg er einschlagen würde, würde er sich dann gleich entscheiden? „Auf jeden Fall“, sagt Thomas Bareiß. Man könne als Politiker etwas bewegen, habe viel mit Menschen zu tun. Man müsse aber auch mit Misserfolgen umgehen können.

Er empfindet es als „großes Privileg“, den Wahlkreis in Berlin vertreten zu dürfen. „Wenn man weiß, dass einen jeder Zweite gewählt hat, dann ist das ein tolles Signal.“ Dass damit auch eine enorme Erwartungshaltung verbunden ist, ist Thomas Bareiß klar. Denn als einer, der derzeit seine dritte Amtsperiode im Bundestag absolviert, zählt er mittlerweile zu den alten Hasen.

Doch auf den Lorbeeren ausruhen will er sich nicht. Er mache einen regen Wahlkampf. Dass der gegenseitige Respekt insbesondere in den sozialen Netzwerken verloren gegangen zu sein scheint, findet er bedauerlich, denn das ist nicht sein Ding. „Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten darf.“ Dennoch: Kritik nimmt er ernst. Wer verhindern wolle, dass Menschen in populistische Fänge geraten, müsse sich um ihre Sorgen und Ängste kümmern. Und auch das gehört für Bareiß zu einem guten Politiker: „Man muss selbstkritisch bleiben.“

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