„Gallier von der Alb“ enttäuschen im schwäbischen Derby

25.03.2017

von Marcel Schlegel

Zwei Punkte wollte der HBW Balingen-Weilstetten am Freitag gegen den TVB Stuttgart einfahren, am Ende machte sich die Sigtryggsson-Truppe aber mit einer 21:25-Niederlage im Gepäck wieder auf den Heimweg.

Enttäuscht schritt Wolfgang Strobel in den Katakomben der Porsche-Arena umher. Die 21:25-Niederlage des HBW Balingen-Weilstetten im Kellerduell gegen den TVB Stuttgart hatte den Balinger Geschäftsführer ziemlich mitgenommen.

Er, der als langjähriger Kreisläufer der Balinger Bundesliga-Handballer in der wie gestern mit gut 6200 Zuschauern prall gefüllten Stuttgarter Halle einstmals so viele wichtige Spiele bestritten hatte, wusste genau, wie schwer die Niederlage wiegt. „Wir hätten einen großen Schritt im Abstiegskampf machen können. Den macht nun der TVB“, ärgerte sich Strobel.

Durch den verdienten Heimerfolg schoben sich die Bittenfelder am HBW vorbei auf Platz 14. Balingen-Weilstetten ist nun nur noch eine Position von einem Abstiegsplatz entfernt. Entsprechend angefressen war HBW-Coach Runar Sigtryggsson. Und entsprechend gelöst wirkte Markus Baur, der Trainer des TVB, der sagte: „Wir wussten, dass wir fighten müssen bis zum Umfallen, um zu gewinnen – das haben wir geschafft.“ Sigtryggsson sprach davon, dass die Partie im ersten Durchgang verloren worden sei: „Wir waren statisch, haben zu viele unvorbereitete Würfe genommen und zu wenig zusammengespielt.“

„Gallier von der Alb“ enttäuschen im schwäbischen Derby

© Gelhot

Die Derbypleite gegen Stuttgart beförderte den HBW Balingen-Weilstetten (14:34 Punkte) zurück auf Platz 15. Die Bittenfelder zogen an den „Galliern“ vorbei, haben vier Minuspunkte weniger.

Es war nicht zu erwarten gewesen, dass die Zuschauer gestern einen Leckerbissen zu sehen bekommen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. Die Anfangsphase verlief denn auch zerfahren. Flüssiger sah das Zusammenspiel zu Beginn beim TVB aus. Zu Beginn profitierte der HBW jedoch noch von einem gut aufgelegten Tomas Mrkva im Tor, der sich in den ersten zwölf Minuten fünf Bälle der Stuttgarter fischte.

Stuttgart legte nach fünf Minuten das 1:0 vor und gab die Führung bis zum Ende nicht mehr aus der Hand. Bis zum 4:4, das Pascal Hens in der 15. Minute erzielte, hielt der HBW das Schwaben-Derby offen. Dabei überstanden die Sigtryggsson-Jungs sogar eine Unterzahl beim 3:2 unbeschadet. Danach summierten sich die Fehler auf Seiten der Gäste aber erheblich – und dies blieb nicht ungestraft. Nach dem 5:4 durch „Mimi“ Kraus zogen die Stuttgarter davon, führten zur Pause mit 11:6. Sinnbildlich für den offensiven Durchhänger des HBW: ein Pass von Lars Friedrich ins Seitenaus (29. Minute).

Nach dem Seitenwechsel nahm das Duell an Fahrt auf. Die „Gallier“ nahmen noch mal Kontakt auf, doch nach dem 14:11 (37.) brach er erneut ein. „Wir kommen da eigentlich gut aus der Pause und erspielen uns auch die Chancen“, meinte HBW-Kapitän Martin Strobel. „Aber wir machen die Tore dann nicht.“

Immer wieder zeigten sich die Bittenfelder gedankenschneller. So hatte Baur in der 44. Minute beim 18:12 seinen bärenstarken Keeper Johannes Bitter aus dem Tor genommen, der HBW aber warf den Ball am leeren Kasten vorbei. Auf der Gegenseite fuhr Sigtryggsson die gleiche Taktik, nahm Peter Johannesson bei eigenem Angriff aus dem Kasten.

Der Tabellen-15. verlor leichtfertig den Ball und Kraus netzte entspannt zum 19:12 ein (45.). Im folgenden Angriff das gleiche Spiel – und diesmal folgte die Höchststrafe: Bitter warf den Ball in den leeren Kasten zum 20:12 (46.) ein. Die Halle kochte. Angeführt von Martin Strobel startete der HBW noch mal eine Aufholjagd (23:19/56.). Die Hypothek jedoch war zu groß. Da machte es aus Bittenfelder Sicht auch nichts, dass Dominik Weiß aus 15 Metern das Kunststück fertig brachte, den Ball per Aufsetzer über das leere Balinger Tor zu werfen. Den Schlusspunkt setzte Ex-Nationalspieler Kraus – mit seinem zehnten Treffer zum 25:21-Endstand. „Die bislang bitterste Niederlage der Saison“, resümierte Lars Friedrich.

 

TVB 1898 Stuttgart – HBW Balingen-Weilstetten: Teams & Tore

TVB 1898 Stuttgart: Bitter (1. – 60. Minute, 21 Gegentore/13 Paraden, 1 Tor), Jerkovic (n.e.); Kraus (10/1), Schagen (4/2), Schimmelbauer (2), Baumgarten (2), Fotache (2), Orlowski (1), Celebi (1), M'Bengue (1), Schweikardt (1), Weiß, Coric, Kretschmer.

HBW Balingen-Weilstetten: Mrkva (1. – 36. Minute und bei zwei Siebenmetern, 14 Gegentore/6 Paraden), Johannesson (36. – 60., 11/3); Kunkel (4/2), Hens (3), Strobel (3), Foth (3), Friedrich (3/1), Wagner (2), Ilitsch (2), Hausmann (1), Flohr, Nothdurft, Dangers, Dominikovic.

Schiedsrichter: Immel/ Klein (Tönisvorst/Ratingen).

Zuschauer: 6211 (ausverkauft).

Spielfilm: 2:2 (7.), 3:3, 4:4, 6:4 (17.), 7:5, 8:6, 10:6 (26.), 11:6 – 13:8 (35.), 14:10, 16:11, 20:12 (45.), 21:16, 23:18, 24:20 (59.), 25:21.

Zeitstrafen: 10:8 Minuten (Schimmelbauer, Weiß, Kraus, M'Bengue, Celebi – Ilitsch/2, Flohr, Strobel).

Siebenmeter: 5/3:6/3 (Schagen scheitert an Mrkva/6. und Johannesson/59. – Kunkel wirft daneben/4. und 42., Nothdurft wirft an die Latte/50.).

Nächstes Spiel: HBW Balingen-Weilstetten – Füchse Berlin (29. März, 20.15 Uhr, SparkassenArena).MAS

Fotostrecke
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© Eibner

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