Albstadt-Tailfingen

Heinrich del Core im Thalia: Strafzettel für zu schnelles Gucken

20.03.2017

von Vera Bender

Ob Italienurlaub oder Thermomixparty – Heinrich del Core kann mit Alltagsgeschichten die Massen begeistern und zu Lachtränen rühren. Auch die Besucher im Thalia in Tailfingen waren begeistert.

Heinrich del Core im Thalia: Strafzettel für zu schnelles Gucken

© Vera Bender

Der Rottweiler Kabarettist Heinrich del Core weiß mit Alltagsbegebenheiten die Massen zu unterhalten. Bereitwillig gab er im Thalia auch Autogramme.

Keine auswendig gelernten Gags, keine effektheischenden Schrullen, kein inszenierter Sprachfehler. Heinrich del Core ist ein Mensch wie du und ich. Einzig seine glänzenden, knallroten Lackschuhe heben den Rottweiler von der Masse ab. Da steht also dieser scheinbare Durchschnittsbürger auf der Bühne und erzählt aus seinem Leben – und die Besucher im Thalia schütteln sich vor Lachen.

Was liegt näher, als von seiner Heimatstadt zu berichten, in der ein Aufzugtestturm gebaut wurde, eine Justizvollzugsanstalt in Planung ist und eventuell die längste Hängebrücke der Welt umgesetzt wird? Alles an sich nicht wirklich komisch. Doch Heinrich del Core schafft es, Verbindungen zu ziehen, welche die Lachmuskeln strapazieren. Im Testturm für Hochgeschwindigkeitsaufzüge sei man wohl eher Projektil als Passagier und auf der höchsten Aussichtsplattform Deutschlands könne man garantiert bis in die Schweiz blicken: „Doch wer will das? Nachher bekommst du noch einen Strafzettel, weil du zu schnell geguckt hast? Dann heißt es, Sie haben die Sehgeschwindigkeit um 0,3 Dioptrien überschritten.“

Wenn die JVA direkt neben dem Turm gebaut werde, handle es sich dann um „Hochgeschwindigkeitsstrafvollzug“, fragte sich del Core. Garantiert lägen dann aber die schönste und die schlechteste Aussicht nah beieinander. Und wenn der Privatinvestor tatsächlich die längste Hängebrücke der Welt verwirklichen dürfe, dann hätten die „Knackis“ wenigstens den schönsten Fluchtweg der Welt. Allerdings nicht, wenn vor ihnen eine Oma mit Rollator unterwegs sei. Dann müsse man schon warme Kleidung einpacken und könne unterwegs dreimal Geburtstag feiern.

Die Pointen kommen bei Heinrich del Core manchmal so unerwartet, dass man erst einmal einen Moment braucht, um die Bilder im Kopf umzusetzen. Denn darauf versteht sich der Kabarettist. Auf Metaphern und darauf, groteske Bilder vor dem inneren Auge des Zuhörers entstehen zu lassen. Und auch die Vergleiche suchen ihresgleichen. „Wenn die Pro-Erdogan-Demonstranten in Köln auf die Straße gehen, das ist, als wenn Freilandhühner für Käfighaltung demonstrieren.“

Es sind die Szenen des Alltags, welche man plötzlich mit ganz anderen Augen sieht. Beispielsweise wenn sechs Frauen um etwas herumstehen, was wie eine Maja-Gebetsschale aussieht, in ein dunkles Loch blicken und man plötzlich einen neuen Mitbewohner hat, der keine Miete zahlt, Platz braucht und einen höllischen Lärm macht. Das Zauberwort heißt „Thermomix“. Was der kann? „Der kann alles warm machen“, soll del Cores Frau geantwortet haben. „Na dann häng doch heute Nacht deine Füße rein“, lautete der Tipp des Kabarettisten.

Urkomisch wirkte auch die Begebenheit beim Radfahren, als Heinrich del Core von einer „Rentnertruppe mit Schummelrädern“ überholt wurde. Oder die Aussage: „Der Baumarkt ist der Douglas für den Mann – da bekommst du Pinsel, Abtönfarbe und Spachtelmasse.“ Nach der Geschichte im High-Tech-Badezimmer wollte man den Kabarettisten immer noch nicht von der Bühne lassen und deshalb gab es auf allgemeinen Wunsch noch den „Wanderhoden“ und den „Zahnarzt“. Und da die Vorstellung in Tailfingen so schnell ausverkauft war, gibt es schon einen nächsten Termin im Januar 2018, für den auch schon wieder 100 Karten verkauft sind.

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