Albstadt

Zwei Albstädter beziehen Stellung: „Ein Organspendeausweis bewirkt nur Gutes“

28.02.2020

Von Holger Much

Zwei Albstädter beziehen Stellung: „Ein Organspendeausweis bewirkt nur Gutes“

© Holger Much

Thomas Weisshaupt und Martina Maier setzen sich intensiv mit der Thematik der Organspende auseinander.

Sie setzen sich für breite Aufklärung in Sachen Organspende ein: Martina Maier und ihr Bruder Thomas Weisshaupt aus Albstadt bedauern, dass Spahns Gesetzesentwurf der Widerspruchslösung keine Mehrheit fand. Für die beiden wäre dies ein guter Weg gewesen, Menschen mit der so ungeliebten wie existenziell wichtigen Thematik zu konfrontieren.

Das Thema Organspende ist ein so existenzielles wie sensibles Thema. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte eine Widerspruchslösung. Jeder wäre damit automatisch zum Organspender geworden, der nicht zu seinen Lebzeiten aktiv widersprochen hätte.

Spahns Gesetzesentwurf fand keine Mehrheit

Im Januar hat der Bundestag dann zwar eine Reform der Organspende auf den Weg gebracht, der Gesetzesentwurf von Spahn fand aber keine Mehrheit. Statt der Widerspruchslösung sollen die Bürger nun künftig mindestens alle zehn Jahre auf das Thema angesprochen werden, wenn sie ihren Ausweis abholen.

Zahl der dringend benötigten Spender muss erhöht werden

Martina Maier und ihr Bruder Thomas Weisshaupt bedauern, dass Spahns Gesetzesentwurf keine Mehrheit fand. Für sie wäre dieses Vorgehen ein guter und unkomplizierter Weg gewesen, Menschen mit der Thematik zu konfrontieren, die Zahl der dringend benötigten Spender zu erhöhen und natürlich Kranken zu helfen.

Die Bereitschaft, einem kranken Menschen im eigenen Todesfall zu helfen

Mit einem Organspendeausweis, so sind sich Martina Maier und ihr Bruder Thomas Weisshaupt sicher, wird gleich in mehrfacher Hinsicht Positives getan. Einerseits natürlich signalisiert der Träger seine deutliche Bereitschaft, im Falle seines Todes Organe zu spenden und damit einem kranken Menschen, der auf ein Spenderorgan angewiesen ist, wieder ein lebenswertes Leben zu ermöglichen.

Den Angehörigen wird eine schwere Entscheidung abgenommen

Andererseits bürden Besitzer eines Organspendeausweises ihren nächsten Angehörigen im Zweifelsfall nicht die schwere Aufgabe auf, entscheiden zu müssen. „Man stelle sich die Situation einer Familie vor, die im Krankenhaus ist, wenn beispielsweise ein Angehöriger gestorben ist oder einen Unfall hatte. Die sind nervlich eh total angegriffen. Da ist es gut, wenn der Betroffene die Frage nach der Organspende zuvor selbst klar entschieden hat“.

Ein Weg, um der menschlichen Bequemlichkeit etwas entgegen zu setzten

Zudem, macht Thomas Weisshaupt deutlich und nennt einen weiteres Aspekt, wäre Spahns Weg ein gangbarer gewesen, um der menschlichen Bequemlichkeit etwas entgegen zu setzten. Denn, so Weisshaupt, die zu niedrige Zahl an möglichen Spendern liegt seines Erachtens nicht primär daran, dass sich die meisten Mitbürger bewusst und aktiv dagegen entscheiden, Organspender zu sein.

Die unangenehme Thematik wird gern vor sich her geschoben

Sondern sie liegt vielmehr daran, dass sich die meisten Leute bewusst gar nicht mit dem Thema befassen oder es immer wieder vor sich her schieben: „Das mache ich dann irgendwann mal“. Aus irgendwann wird dann schnell nie. Zudem beschäftigt sich niemand gern mit dem Tod als Thema, schon gar nicht mit dem eigenen.

„Es geht so schnell: Ausweis ausfüllen, in den Geldbeutel, fertig“

Ihm selbst, so Weisshaupt, habe es auf die Sprünge geholfen, als er bei seiner Krankenversicherung mit der Thematik konfrontiert wurde: „Dabei geht das so schnell: Ausweis ausfüllen, in den Geldbeutel, fertig“. Er trägt das Dokument seither immer bei sich, aus Überzeugung.

Krankenkassen sollten ihre Kunden mit der Thematik konfrontieren

Aus dieser eigenen Erfahrung heraus, sagt Thomas Weisshaupt, wäre es sein dringender Wunsch, dass alle Krankenkassen den Weg einschlagen würden, der bei ihm selbst Wirkung gezeigt habe: „Alle Krankenkassen sollten ihre Kunden alle zwei, drei Jahre unaufgefordert mit der wichtigen Thematik konfrontieren und ihnen die entsprechenden Unterlagen zusenden. Ich bin überzeugt, dass viele den Ausweis, wenn er schon mal vor ihnen liegt, dann auch mit Überzeugung ausfüllen.“

„Meine Seele kann mir keiner herausschneiden“

„Wenn ich sterbe oder einen tödlichen Unfall erleide“, erläutert Thomas Weisshaupt seinen Standpunkt, „dann nutzen mir meine Organe nichts mehr. Wohl aber könnten sie einem anderen Menschen nützlich sein, dem sie vielleicht das Leben verlängern, und wenn es nur fünfzehn Jahre sind. Es wären fünfzehn kostbare Jahre.“ Das, so Weisshaupt, sei doch eine wunderbare Sache, wenn sein toter Körper zu so etwas beitragen könne. „Meine Seele“, fügt er hinzu, „kann mir nämlich keiner herausschneiden“.

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