Zurück in den Spielbetrieb: HBW Balingen-Weilstetten rückt Taktik in den Fokus

Von Marcus Arndt

Akribisch arbeitete Jens Bürkle in der WM-Pause die Defizite der „Gallier“ auf. Der Sportwissenschaftler drehte wohl an den richtigen Stellschrauben – wie die Ergebnisse in den Testspielen gezeigt haben.

Zurück in den Spielbetrieb: HBW Balingen-Weilstetten rückt Taktik in den Fokus

In der Vorbereitung hat der HBW drei Mal gewonnen. In Minden geht es für Kapitän Jona Schoch & Co. wieder um Punkte.

Mit drei Siegen holte sich der Bundesliga-17. Selbstvertrauen für die selektive Rest-Runde mit einem dicht getakteten Programm, vielen Unwägbarkeiten und vier Absteigern am Saisonende. „Das wird brutal lang und intensiv“, blickt der HBW-Trainer voraus, welcher erneut auf Marcel Niemeyer verzichten musste.

Nach dem Wiederaufstieg nahm der 27-Jährige eine zentrale Rolle bei den Schwaben ein: am Kreis und in der Abwehr. Im Sommer hat sich Niemeyer dann den rechten Fuß gebrochen, welcher nach einer konservativen Behandlung wohl nicht optimal verheilt ist. Die Folge: Operation und Saison-Aus für den Westfalen (wir berichteten).

Gute Eindrücke im Training

Mit Kristian Beciri legten die „Gallier“ personell nach. Wie Niemeyer spielte dieser zuletzt beim klassentieferen ThSV Eisenach, hat aber mit Zagreb und Lasko bereits international Erfahrung gesammelt. „Er war im Probetraining und hat es da in der Abwehr wirklich sehr, sehr gut gemacht“, erklärt Bürkle, „im Angriff werden wir sicher noch ein paar Sachen anpassen müssen und auch ein paar Lösungen finden müssen. Dass er einfach möglichst schnell lernt, die Leute zu verstehen. Wann sie Bälle spielen, wie sie Bälle spielen...“

Unumwunden räumt der Sportwissenschaftler ein: „Das wird schon noch seine Zeit dauern – da müssen wir Geduld haben.“ Dass der 2,01 Meter große Kroate, welcher im hessischen Heppenheim geboren ist, die wacklige Balinger Defensive stabilisieren kann, zeigte er bereits in den ersten Einheiten. „Seine Körperlichkeit wird uns guttun“, hebt der ehemalige Erstliga-Spieler hervor, „er hat auch schon ein bisschen Erfahrung, auch in Deutschland – auch wenn es ‚nur‘ 2. Liga war.“

So ein Länderwechsel – Beciri kam vor der Saison aus Zagreb zum Traditionsverein nach Thüringen – ist „auch immer mit einem Sprachthema verknüpft“ (O-Ton Bürkle). „Aber er hat das im Training jetzt schon gut gemacht und auch direkt versucht, Deutsch zu sprechen“, so der 40-Jährige weiter. Ohnehin ist der erfahrene Coach überzeugt von dem abwehraffinen Kroaten, der in der Verteidigung bereits lieferte. „Da werden sich Lösungen ergeben“, ist sich der Übungsleiter sicher, „vor allem in der Passung mit ‚Kiwi‘ und mit Jona im Mittelblock. Das sah in der kurzen Zeit jetzt schon sehr gut aus. Weil er einfach einen großen Körper hinstellt mit über zwei Metern.“

Wenig Zeit bis zum Minden-Spiel

Natürlich debütiert der HBW-Neuzugang am Samstagabend im richtungsweisenden Kellerduell beim Tabellennachbarn GWD Minden (Spielbeginn: 18.30 Uhr). „Er wird spielen“, legt sich Bürkle fest, „natürlich ist das die Aufgabe, ihn schnellstmöglich zu integrieren. Aber warum auch nicht? Er hat es im Probetraining schon sehr gut gemacht. Er wird natürlich noch nicht alles machen können, aber ein paar Dinge zumindest.“

Im Idealfall verbessert der 24-Jährige die Balinger Abwehr, die wie schon in der vergangenen Runde wackelt. Auch in dieser Spielzeit stellen die Schwaben eine defizitäre Defensive: mit 446 Gegentoren. Allein Schlusslicht HSC Coburg (457) ist schwächer. Bereits am 11. Februar gastiert der Aufsteiger in der SparkassenArena (19 Uhr). Erneut ein Schlüsselspiel für die Schwaben (7:23 Punkte), welche mit einem Zähler Rückstand auf die HSG Nordhorn-Lingen (8:22) in die zweite Saisonphase gehen. Minden weist drei Pluspunkte mehr auf als die „Gallier“ – und hat noch drei Nachholspiele in der Hinterhand.

Taktik rückt in den Fokus

„Montag und Dienstag haben wir uns noch einmal um uns gekümmert – auch um Beciri ein paar Wiederholungszahlen zu geben“, erklärt der Sportwissenschaftler, „es wird nun komplexer. Mehr Sechs-gegen-Sechs, Abwehr plus Konter, stehender Angriff plus Rückzug – einfach damit wir auch in der Komplexität Wiederholungszahlen haben. Wir haben in den vergangenen Wochen viele individuelle Sachen gemacht, das schiebt sich ein bisschen in die andere Richtung.“

Mehr und mehr rückt der Balinger Kommandogeber taktische Dinge in den Fokus – auch im Hinblick auf das Kellerduell an der Weser. Am Freitag reist der HBW nach dem Abschlusstraining in der SparkassenArena nach Minden, kehrt am Sonntag zurück. Zeit um durchzuatmen bleibt kaum: Schon am Donnerstag erwarten die „Gallier“ den Tabellenletzten aus Coburg, welcher am Samstag beim TVB Stuttgart gefordert ist. „Zwei wichtige Spiele für uns“, betont Bürkle, welcher sein Team vor dem Doppelpack in die Pflicht nimmt: „Wir müssen anfangen, gegen die direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt zu punkten.“