Zum 10. Geburtstag bekommen die Balinger Streetworker Besuch von Kollegen aus dem ganzen Land

Von Lydia Wania-Dreher

Seit einem Jahrzehnt gibt es die mobile Jugendarbeit in Balingen. Es ist ein Erfolgsmodell, das sich stetig weiterentwickelt.

Zum 10. Geburtstag bekommen die Balinger Streetworker Besuch von Kollegen aus dem ganzen Land

Nadine Hempke und Gerhard Eppler hatten Streetworker aus dem ganzen Land zu Gast

„Ihr seid doch die Zwei, die für unsere Ideen und Probleme da sind.“ Dieser Satz von einem jungen Menschen macht ganz gut deutlich, was die mobile Jugendarbeit in Balingen leistet. Und das schon seit zehn Jahren.

Zum Jubiläum fand am Mittwoch die Fachtagung der Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit / Streetwork Baden-Württemberg (kurz: LAG) in der Balinger Stadthalle statt. Im Zentrum stand dabei das Thema Jugendliche im öffentlichen Raum. Zudem stellten die Gastgeber Nadine Hempke und Gerhard Eppler ihre Arbeit in Balingen vor.

„Wir hatten immer wieder Schwierigkeiten mit Jugendlichen“, erinnert sich Oberbürgermeister Helmut Reitemann. Daher habe man im Jahr 2009 einen runden Tisch gegründet, an dem Vertreter von Schulen, Jugendarbeit, Institutionen und Polizei nach Verbesserungsmöglichkeiten suchten.

Herausgekommen ist ein Doppelbeschluss: Es wird ein Sicherheitsdienst eingesetzt und Ansprechpartner für junge Menschen müssen her. Der erste Balinger Streetworker Hans-Ignaz Dieter wurde – wie auch alle anderen danach – über den Träger Mariaberg eingestellt. Zwei Jahre später kam Nadine Hempke aus Berlin.

Man habe aber gemerkt, dass es gut ist, paritätisch besetzt zu sein, erklärt die Streetworkerin. Von Juni 2013 bis Anfang 2019 war dann Mike Buck ihr Partner. Seit einem Monat ist nun der 30-jährige Gerhard Eppler Teil des Teams. Der Stellenumfang der beiden wurde von insgesamt 75 auf 100 Prozent erhöht.

Jugendliche werden beteiligt

„Damals waren die Beschwerden massiv, das hat sich heute beruhigt“, zieht Reitemann ein positives Fazit der vergangenen zehn Jahre. Zudem habe man für Jugendliche einige Angebote im öffentlichen Raum geschaffen.

„Die Stadt hat erkannt, dass Jugendliche beteiligt werden müssen“, lobt Nadine Hempke. Und, dass es verschiedene Angebote braucht, ergänzt Jochen Brendle, Leiter der Balinger Kinder- und Jugendbüros. Mit der mobilen Jugendarbeit erreiche man andere als zum Beispiel in Jugendtreffs.

Streetwork sei ein sehr niederschwelliges Angebot, so Nadine Hempke. Denn eine Kernaufgabe der mobilen Jugendarbeit ist es, zu den jungen Menschen zu gehen. Jedes Mal, wenn sie im Einsatz sind, machen Hempke und Eppler eine Tour durch Balingen. Gehen auf Jugendliche zu, stellen sich vor und lassen einen Flyer da. Immer wieder treffen sie dabei auf bekannte Gesichter. Denn nach einiger Zeit bauen sich Beziehungen auf.

Vertrauen schaffen und Beziehungen aufbauen

Man müsse Vertrauen schaffen und die Jugendlichen würden merken, dass die zwei Erwachsenen echt korrekt sind, erklärt es Jochen Brendle. Das testen die Jugendlichen aber auch.

Wichtig ist den beiden Streetworkern, nicht aufzuzeigen, was der angeblich beste Weg in schwierigen Situationen ist. „Das hören sie in der Schule und zu Hause oft genug“, sagt Nadine Hempke. Die jungen Menschen müssten selbst entscheiden. Egal wie die Lösung dann aussieht, die Streetworker machen ihnen deutlich: Wir akzeptieren dich immer als Mensch.

Daher sind sie auch begeistert, wenn Jugendliche mit Ideen auf sie zukommen. So entstand auch Nadine Hempkes Lieblingsprojekt: die Dirtbike-Strecke in Frommern. Jugendliche und Sponsoren waren voller Eifer mit dabei und setzten innerhalb kürzester Zeit den Wunsch in die Tat um.

Am Jugendplatz ist ein Graffiti-Projekt geplant

Und die nächsten Projekte stehen schon in den Startlöchern. Die Hütten am Jugendplatz beim Bahnhof sollen mit Graffiti verschönert werden. Die Jugendlichen hätten angemerkt, dass ihnen die jetzigen Kritzeleien nicht gefallen, so Nadine Hempke.

Zudem soll der monatliche Nightsport in der Kreissporthalle weiterentwickelt werden. Es ist ein Fußballturnier mit Jugendlichen aus anderen Städten geplant.