Geislingen

Zukunftsmusik im HGV: Hat Geislingen den Mut, eine eigene Stadt-App zu entwickeln?

11.10.2019

Von Rosalinde Conzelmann

Zukunftsmusik im HGV: Hat Geislingen den Mut, eine eigene Stadt-App zu entwickeln?

© Rosalinde Conzelmann

HGV-Chef Peter Schlecht (von links), Welf Schröter, Peter Müller von Kleider Müller, dem neuen Mitgliedsbetrieb, Bürgermeister Oliver Schmid und Schriftführer Franz Koch.

Die Läden schließen, die Gewerbesteuer sinkt: Ein Szenario, das sich keiner in Geislingen wünscht. Aus diesem Grund suchen die Stadt und der HGV nach einem zukunftsträchtigen Konzept. Welf Schröter, Moderator des Arbeitskreises Klimastadt, gab bei der Hauptversammlung am Donnerstag wichtige Impulse.

Der Geislinger Einzelhandel hat sich im vergangenen Jahr in einem ruhigen Fahrwasser bewegt. Die wichtigste Veranstaltung war der Einkaufssonntag im Frühjahr mit guten Besucherzahlen, wie HGV-Chef Peter Schlecht bei der 26. Hauptversammlung feststellte.

Er bedankte sich bei Bürgermeister Oliver Schmid persönlich für die gute Zusammenarbeit mit der Stadt. Ebenso erntete Schriftführer Franz Koch ein großes Lob für seine tatkräftige Mitarbeit bei der Instandsetzung der Infopunkte in Geislingen, Binsdorf und Erlaheim.

„Zu zweit haben wir die Tafeln wieder auf Vordermann gebracht“, informierte Schlecht.

Nur ein einziger Einkaufssonntag

Die Frage, ob Einkaufssonntage noch dem Zeitgeist entsprechen, wurde 2018 rege diskutiert. Gemeinsam mit dem neuen Mitglied, dem Modehaus Kleider Müller, wurde ein neues Konzept gesucht und gefunden, wie Schriftführer Franz Koch betonte.

Der verkaufsoffene Sonntag im Herbst beschränkte sich auf die größeren Geschäfte am Ortseingang mit dem Zugpferd Kleider Müller. Diese Variante wird morgen die zweite Auflage erleben, wenn die Stadt zur gleichen Zeit zum zweiten Mobilitätstag in die Schlossparkhalle einlädt.

Ein gutes Polster

Finanziell steht der Verein, der im vergangenen Jahr um einen Mitgliedsbetrieb wegen Geschäftsaufgabe auf 64 geschrumpft ist , gut da. Den Worten von Kassier Andreas Gulde war zu entnehmen, dass das Minus in Höhe von 1900 Euro zu verschmerzen ist, weil der Verein ein gutes Polster hat.

Für Geislingens Bürgermeister ist der Besuch der HGV-Hauptversammlung kein Pflicht- sondern ein Wunschtermin. „Weil es mir wichtig ist, dass Geislingen nach wie vor einen funktionierenden HGV hat“, sagte Schmid. Gerne informiere er über die aktuellen Entwicklungen in der Stadt.

Kreisverkehr und Ortsdurchfahrt angehen

Mit dem neuen Gemeinderat würden in der anberaumten Klausurtagung die Themen Kreisverkehr und Gestaltung der Ortsdurchfahrt ausführlich erläutert. „Wir müssen über den Tellerrand hinausschauen und einen Mittelweg bei der zukünftigen Gestaltung der Straße finden“, kündigte Schmid an.

Was den Kreisel an der Kirche betrifft, wisse man um die Bedenken und Ängste, wolle aber am Projekt festhalten, erklärte der Stadtchef, der noch auf die Hürden beim Breitbandausbau einging.

Hier hofft die Stadt, dass sich die vom Land vorgegebenen Schwellenwerte bald ändern.

Schmid dankte den Einzelhändlern für ihr tägliches Engagement: „Sie tragen dazu bei, dass wir uns wohlfühlen in einer lebens- und liebenswerten Stadt.“

Das Geld soll am Ort bleiben

Dies soll auch in Zukunft so bleiben. Allerdings sind dafür in Zeiten von Onlinehandel und Konkurrenzdruck große Anstrengungen erforderlich.

Was müssen wir tun, damit wir das Geld am Ort behalten? Eine spannende Frage, auf die Welf Schröter zwei wesentliche Antworten hatte.

Zwei Ideen stechen hervor

Entstanden sind diese im Bürgerdialog. Aus den 100 Impulsen pickte Schröter zwei heraus: die Entwicklung einer eigenen Geislinger Stadt-App und die Einrichtung einer Co-Working-Station. Diese zwei vor allem deshalb, weil sie eben für den örtlichen Handel große Vorteile bringen würden.

Sei es zur Stärkung der Bindung zwischen den Kunden und dem Handel. Sei es, die Anstrengung, dass das Geld im Ort bleibt. Und sei es, dass Informationen fließen.

Es gibt zwischenzeitlich viele Städte-Apps, die die Anbieter den jeweiligen Orten anpassen und überstülpen. Das lehnt Schröter ab. Er will die Geislinger App von unten her bauen und auf die Bedürfnisse der Stadt zugeschnitten in der Stadt entwickeln.

Eine Aktion für die Wirtschaft von der Wirtschaft

Der Gemeinderat soll entschieden, ob es sinnvoll ist, diese App-Idee weiter zu verfolgen. „Wir sollten den großen Konzernen zuvorkommen und schneller sein“, betonte Schröter.

An die Einzelhändler gerichtet, meinte er: „Machen Sie sich Gedanken darüber, ob diese Aktion für die Wirtschaft von der Wirtschaft umgesetzt werden soll.“

Auch Idee Nummer zwei, die Einrichtung einer Co-Working-Station, also ein Standort, an der Büroarbeitsplätze zum Anmieten eingerichtet werden, müsse wachsen, meinte Schröter. Hier sieht er den Vorteil zudem darin, dass auch der Klimaschutz davon profitiert. „Der oder die Nutzer stehen nicht mehr im Stau nach Stuttgart.“

Verrückt oder machbar?

Auch hier appellierte der Referent an seine Zuhörer, schneller zu sein als andere. Ist es verrückt oder machbar? Diese Frage soll der Gemeinderat diskutieren, schlug er vor. Zudem hat er die Idee, die Geschäftsführerin des Stuttgarter Co-Working-Modells in die Klimastadt einzuladen: „Das könnte eine ganz interessante Geschichte werden.“

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