Zollernalbkreis

Zollernalb-Klinikum: „Die Situation ist zunehmend angespannt“

08.12.2020

Von Michael Würz

Zollernalb-Klinikum: „Die Situation ist zunehmend angespannt“

© Michael Bührke/pixelio.de

Eine Intensivstation: Steigen die Klinikzahlen weiter, müssen Patienten verlegt werden – auch im Kreis (Symbolfoto).

Die Zahl der Covid-19-Patienten, die im Zollernalb-Klinikum behandelt werden müssen, ist in den vergangenen Tagen sprunghaft gestiegen. Ein Grund dafür: der Anstieg an Corona-Infektionen in Pflegeheimen.

Am Freitag noch hatte die Klinik 17 Patienten gemeldet, die mit einer bestätigten Covid-19-Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Am Dienstag zählte das Zollernalb-Klinikum bereits 32. Die Altersspanne der Betroffenen reiche derzeit von 50 bis 95 Jahren, sagt Beate Fleiner, Sprecherin der Klinik. „In Folge der zunehmenden Inzidenz in der Bevölkerung steigen landesweit auch die Krankenhausaufnahmen und die Aufnahmen auf die Intensivstationen an“, erklärt Professor Boris Nohé, Chefarzt der Intensivstation.

Noch können alle Patienten versorgt werden

„Wir sehen das im Zollernalbkreis seit einigen Tagen. Ausgehend von einer Belegung mit zwei bis vier Covid-Patienten sind wir aktuell bei sechs bis neun Covid-Patienten, die auf der Intensivstation in Balingen behandelt werden.“ Nohé bezeichnete die Situation in der Klinik am Dienstag als „zunehmend angespannt“. Noch aber, sagt er, können sie in Balingen alle Covid-19-Patienten versorgen.

Verlegungen sind denkbar

Doch Nohé betont: „Sollten die Zahlen weiter ansteigen, werden wir in Kooperation mit der Uniklinik Tübingen und der Oberleitstelle Baden-Württemberg Verlegungen in andere Kliniken vornehmen müssen.“ Da alle Intensivstationen im Moment mit denselben Belastungen zu kämpfen hätten, müsste dies täglich geprüft und entschieden werden, erklärt Nohé. Doch wie viele Patienten kann die Klinik noch aufnehmen und behandeln? Der limitierende Faktor sei weniger die technische Ausstattung als das Pflegepersonal, sagt Nohé. Ist die Klinik regulär besetzt, könnten in Albstadt und Balingen jeweils 14 Beatmungsplätze betrieben werden. Baulich wären sogar 18 Plätze möglich, auch Geräte wären dafür vorhanden.

Das Personal ist knapp, zu knapp

Doch die Situation im Kreis unterscheide sich da nicht von der im gesamten Land, klagt Nohé. „Selbst unter günstigsten Bedingungen fehlt uns das Personal.“ Ein Grund: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kliniken fangen sich selbst wieder vermehrt das Coronavirus ein – und fallen aus. Gegenwärtig könne man in Albstadt und Balingen jeweils 12 Betten betreiben. Man versuche jedoch weiterhin, Covid-Patienten vorwiegend in Balingen zu behandeln. Die Intensivstation in Albstadt soll möglichst frei bleiben für Patienten mit anderen Krankheitsbildern. Denn: „Die gibt es ja auch noch“, betont der Chef der Intensivstation.

Mehr Corona-Fälle in Pflegeheimen, mehr Klinik-Patienten

Der rasche Anstieg an Covid-19-Patienten, die in der Klinik versorgt werden müssen – er rühre auch daher, dass die Zahl der Corona-Infektionen in Pflegeheimen steige. „Das macht sich nun auch im Zollernalbkreis bemerkbar“, sagt Kliniksprecherin Beate Fleiner. „Wir haben einige Patienten aus Pflegeheimen bekommen.“

Melderegister zeigen nicht das gesamte Geschehen in der Klinik

Innerhalb weniger Tage hat sich die Zahl der gemeldeten Covid-19-Patienten in der Klinik beinahe verdoppelt – auf nun mehr als 30. Tatsächlich sind es meist noch einige mehr. Schließlich würden in den offiziellen Zahlen nur diejenigen Patienten angegeben, bei denen das Virus im PCR-Test nachgewiesen werden konnte, erklärt Professor Boris Nohé, Chef der Intensivstation im Zollernalb-Klinikum. Diese bestätigten Fälle werden dann üblicherweise in den Registern gemeldet – auch unsere Zeitung veröffentlicht sie.

Darüber hinaus aber behandelt die Klinik weitere Patienten, deren klinisches Bild „eindeutig auf eine Covid-19-Erkrankung hinweist“, wie Nohé sagt, die aber per PCR-Test nicht mehr nachweisbar ist – weil das Virus innerhalb weniger Tage aus dem oberen Atemtrakt in die tieferen Bronchien wandert und dann nur noch selten nachweisbar ist.

„Dieser Zeitpunkt ist in einigen Fällen bereits bei der Aufnahme in das Krankenhaus erreicht.“ Die Zahl der nicht bestätigten, aber offenkundigen Covid-19-Fälle sei in der zweiten Welle jedoch kleiner als in der ersten, in der noch weniger getestet worden war, sagt Nohé. „Aktuell haben wir bei der Mehrzahl der symptomatischen Verläufe aus dem ambulanten Vorfeld einen positiven Nachweis.“

Auch in den Intensivregistern gibt es teils unterschiedliche Zahlen – einige fragen von den Kliniken etwa gezielt invasiv beatmete Patienten ab, andere auch die, die non-invasiv über eine Atemmaske beatmet werden. Daher komme es zu Abweichungen bei den Zahlen, so Nohé.

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