Zäsur im Kindergarten: Helga Hotz aus Bitz fällt der Abschied nach 40 Jahren schwer

Von Ulrike Zimmermann

Helga Hotz wird nächsten Mittwoch in den Ruhestand verabschiedet. In 40 Jahren hat die Kindergärtnerin nicht nur Hunderte von Kindern im Kindergarten betreut und spielerisch auf die Zukunft vorbereitet, sondern auch unzählige Veränderungen in der Kindergartenlandschaft in ihrer Gemeinde mitgeprägt.

Zäsur im Kindergarten: Helga Hotz aus Bitz fällt der Abschied nach 40 Jahren schwer

Helga Hotz (Mitte) im Kreis einiger Kolleginnen und Kinder: Die Kindergärtnerin hat in den vergangenen 40 Jahren unzählige Jungen und Mädchen in ihrer Heimatgemeinde betreut.

Dabei war sie stets offen für neue Wege und hat diese mit entsprechenden pädagogischen Konzepten aktiv mitgestaltet. Kindergärten für unter Dreijährige gab es weder in ihrer Kindheit noch zu der Zeit, als sie vor 40 Jahren angefangen hat. Damals waren die Mütter zumindest während der ersten drei Lebensjahre ihrer Kinder noch zu Hause oder die Großeltern halfen mit.

Familienstruktur wandelte sich

Doch die Familienstruktur wandelte sich. Immer mehr Mütter mussten oder wollten Familie und Beruf vereinbaren. 1993 ergab eine Untersuchung zur Entwicklung der Kinderzahlen in Bitz einen signifikanten Anstieg. Zudem wurde vom Gesetzgeber ab 1996 verlangt, allen Dreijährigen einen Kindergartenplatz zu garantieren. Dieser Anspruch galt dabei ausschließlich für einen Halbtagsplatz. Damit waren auch die Kommunen in der Pflicht. Im Februar 1995 wurde der erste kommunale Kindergarten im umgebauten ersten Stock der alten Bitzer Schule eröffnet. Die Kosten betrugen damals 690.000 Mark. Erste kommissarische Kindergartenleiterin war Ute Borsos, bevor im August 1995 Helga Hotz bis Januar 2013 die Leitung übernahm.

Berufsweg war vorprogrammiert

„Ich wollte nie etwas anderes machen“, deshalb war ihr Berufsweg schon im jugendlichen Alter vorprogrammiert. Nach der Ausbildung absolvierte Helga Hotz ihr Anerkennungsjahr im Kindergarten Fürhölzer in Meßstetten, arbeitete dann zunächst im katholischen Kindergarten in Ebingen und wurde 1979 Leiterin des Heinrich–Cless-Kindergartens in Bitz. Dort blieb sie, bis sie die Leitung des neuen kommunalen Kindergartens in der Alten Schule übernahm.

Die Kritiker sind verstummt

Als in Bitz die Idee einer Waldgruppe geboren wurde, war sie die erste, die sich begeistert dafür einsetzte. Im September 2004 startete die Waldgruppe als einjähriges Versuchsmodell. Längst sind die Kritiker verstummt. Die Sommerwaldgruppe ist heute aus dem Kindergartenleben in Bitz nicht mehr wegzudenken.

Einige Kinder sind Kolleginnen geworden

40 Jahre sind eine lange Zeit. Aus den ehemaligen Kindern sind längst Eltern geworden, die ihre Kinder wieder bei Helga Hotz gut betreut wussten. Einige Kinder sind sogar Kolleginnen geworden. Als 2013 die Planung für das Bildungszentrum Bitz in der Lichtensteinschule begann, trat Helga Hotz einen Schritt kürzer und gab die Leitung an Ursula Kirchmaier ab. Als besonders schön empfand sie es, sich nun wieder ganz als Gruppenleiterin der Entwicklung der ihr anvertrauten Kinder widmen zu können. Sie hat sich nie als Erzieherin gesehen. Der Begriff „Kindergärtnerin“ umschreibe viel liebevoller die Arbeit mit den Kleinsten der Gemeinde.

Sehr gute Versorgung

Heute ist aus dem ehemaligen Kindergarten in der Alten Schule eine moderne Kindertageseinrichtungsstätte im Bildungszentrum Bitz geworden, also eine Kombination aus Kinderkrippe und Kindergarten. Längst geht es auch nicht mehr darum, die Kinder „nur“ zu betreuen und Angebote vorzugeben, sondern ihre Bedürfnisse zu erkennen, sie zu ermutigen und im Kontext des sozialen Miteinanders zu fördern. War Helga Hotz zunächst skeptisch gegenüber der gesellschaftlichen Entwicklung, auch Kinder unter drei Jahren bereits aus dem häuslichen Umfeld in eine Kindereinrichtung zu geben, hat sich ihre Meinung heute geändert. Sie sieht täglich im Bildungszentrum, wie die Kinder sehr gut umsorgt werden.

Es werden wohl Tränen fließen

Der Abschied vom Berufsleben fällt Helga Hotz nicht leicht. Bei der Feier in der nächsten Woche werden wohl Tränen fließen, gibt sie unumwunden zu. Nicht zuletzt auch deshalb, weil das Team des Kindergartens für sie wie eine zweite Familie gewesen sei. Nie habe es Streitereien gegeben, immer sei einer für den anderen eingesprungen, wenn Not am Mann war. In Zukunft will sie mit ihrem neuen E-Bike die nähere Umgebung erkunden. Ihre drei Enkel freuen sich auch darauf, jetzt öfter bei der Oma sein zu können. So ganz kann sie aber noch nicht loslassen. In ihren Gedanken hat sich bereits ein Projekt verfestigt, um weiterhin mit Kindern arbeiten zu können.

Pfarrer leistete Widerstand

Seit 1892 gibt es in Bitz einen Kindergarten, damals Kleinkinderschule genannt. Im Nationalsozialismus mussten alle kirchlichen Kindergärten den bürgerlichen Gemeinden übergeben werden. Der Bitzer Pfarrer Alfred Gaß leistete Widerstand und so blieb der Kindergarten in kirchlicher Obhut.