Württembergischer Fußballverband schlägt Saisonabbruch vor – Entscheidung am 20. Juni

Von Matthias Zahner

Die Landesverbände in Baden-Württemberg haben sich am Dienstag für ein vorzeitiges Rundenende ausgesprochen. Ihr Vorschlag: Das Team mit dem höchsten Punkte-Quotienten steigt auf, Absteiger sowie Relegations- und Aufstiegsspiele soll es keine geben. Die endgültige Entscheidung treffen Delegierte auf einem außerordentlichen Verbandstag am 20. Juni.

Württembergischer Fußballverband schlägt Saisonabbruch vor – Entscheidung am 20. Juni

Die Fußball-Saison wird vermutlich abgebrochen.

Zusammen mit dem Badischen (BFV) und dem Südbadischen (SBFV) spricht sich der Württembergische Fußballverband (WFV) „für die Beendigung der Saison 2019/20 zum 30. Juni 2020 aus. Die Beschlüsse erfolgten, nachdem die Bund-Länder-Konferenzen vom 30. April und 6. Mai 2020 keine Rechtslage für eine Rückkehr in den regulären Spielbetrieb in absehbarer Zeit erkennen lassen“, teilt der WFV mit.

Verbandstag am 20. Juni

Das letzte Wort haben allerdings die Delegierten auf einem dafür rechtlich erforderlichen außerordentlichen Verbandstag, der am 20. Juni stattfinden soll. Neben dem Abbruch steht eine Saisonfortsetzung ab dem 1. September zur Wahl. Eine Annullierung der Runde ist ausgeschlossen. „Die Möglichkeit, dass ein Verein gegen die Verbände klagt, gibt es bei jedem Szenario. Würden wir annullieren, wäre das Risiko am größten, weil es eine der zentralen Pflichten der Verbände ist, den direkten Aufsteiger zu ermitteln“, begründete WFV-Geschäftsführer Frank Thumm bei der virtuellen Pressekonferenz der drei Verbände.

Aufgrund der Formalien wie beispielsweise Ladungsfristen könne der Verbandstag nicht früher abgehalten werden. „Unsere Satzungen und Ordnungen sind leider nicht krisentauglich“, merkte Ronny Zimmermann stellvertretend für alle Fußballverbände in Deutschland an. Dies gelte aber auch für Regelwerke außerhalb des Sports, fügte der BFV-Präsident verteidigend hinzu.

Stellungnahme der Vereine

Nach den Beschlüssen des WFV-Präsidiums werde der Verbandsvorstand voraussichtlich am 20. Mai darüber entscheiden, ob dem Antrag gefolgt und entsprechende vorläufige Ordnungsänderungen beschlossen werden. Dies geschehe allerdings erst nach Anhörung der Mitgliedsvereine, die bis zum 19. Mai die Gelegenheit haben, sich zu äußern.

Nach dem neuerlichen Stufenplan der Landesregierung Baden-Württemberg sehen die Gremien aller drei Landesverbände keine Möglichkeiten, die Runden regulär zu beenden.

Zwei Vorschläge

Der Vorschlag der Verbände: Die direkten Aufsteiger sollen durch einen Quotient aus erzielten Punkten und ausgetragenen Spielen ermittelt werden. Meister und Aufsteiger ist die Mannschaft mit dem höchsten Quotienten. So sei gewährleistet, dass ein Aufsteiger anhand sportlicher Kriterien ermittelt werden kann, und zwar so rechtzeitig, dass diesem in jedem Fall die Teilnahme am Spielbetrieb der übergeordneten Liga im Spieljahr 2020/21 möglich ist, teilt der WFV mit.

Keine Relegation

Die Tabellenzweiten würden in die Röhre schauen. Es sei „sachgerecht, so nur direkte Aufsteiger zu ermitteln, nicht aber Platzierungen, die zur Teilnahme an Relegations- oder Aufstiegsspielen berechtigten“, schreibt der Verband. Die Quotienten-Regelung habe gegenüber einer Wertung der Vorrundentabelle den Vorteil, dass jedes ausgetragene Spiel angemessen berücksichtigt werde und dies der Absolvierung sämtlicher Meisterschaftsspiele näher komme, so der WFV. Zu berücksichtigen sei außerdem, dass ganz vereinzelt noch nicht einmal alle Spiele der Vorrunde ausgetragen sind. Die Entscheidung über den Spielmodus 2020/21 soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Fest steht, dass es einen „verschärften Abstieg“ geben wird.

Geht der Pokal weiter?

Für eine Saisonfortsetzung ab 1. September spreche, dass „Meister, Aufsteiger sowie Absteiger im Rahmen einer vollständigen Spielrunde ermittelt werden.“ Doch es bestehe unter anderem das Risiko, dass die Aufsteiger erst zu einem Zeitpunkt ermitteln zu können, zu dem übergeordnete Spielklassen bereits den Spielbetrieb 2020/21 wieder begonnen haben. Außerdem hat der WFV erhebliche rechtliche Bedenken, ob die Transferperiode vom 1. Juli bis 31. August geschlossen werden kann, „sodass gravierende Veränderungen der Mannschaftskader zu erwarten sind“. Dies hätte, so der WFV, „deutlich geänderte Wettbewerbsbedingungen“ zur Folge.

Offen lassen sich die Verbände, ob die Pokal-Wettbewerbe mit individuellen Lösungen doch sportlich zu Ende gehen können.