Balingen

Wohnbaugenossenschaft Balingen verabschiedet Walter Zanker

27.06.2019

Von John Warren

Wohnbaugenossenschaft Balingen verabschiedet Walter Zanker

© John Warren

"Kaum zu glauben, dass er schon in den Ruhestand geht: Er sieht doch noch so jung und frisch aus", scherzt Balingens Oberbürgermeister Helmut Reitemann (links) bei der Verabschiedung von Walter Zanker als Vorstandsvorsitzenden der Wohnbaugenossenschaft Balingen.

Nach 36 Jahren bei der „Wohnbau“, 25 davon als Vorstand, ist jetzt Schluss: Walter Zanker geht in den Ruhestand und verbringt künftig mehr Zeit in seiner Wahlheimat Gambia.

Die Mitgliederversammlung der Wohnbaugenossenschaft am Donnerstag in der Stadthalle war die letzte, die Zanker als Vorstandsvorsitzender leitete.

Warnung vor Mietpreisbremsen

Seinen letzten Geschäftsbericht an die 153 stimmberechtigten Genossenschaftsmitglieder nutzte Zanker für einen Appell an die Politik. Er warnte davor, es dem Berliner Senat gleichzutun. Dieser hatte vergangene Woche als erstes Bundesland eine Mieten-Obergrenze auf den Weg gebracht.

Das Berliner Vorgehen sei ein völlig falscher Weg, um eigene Versäumnisse vergangener Jahre zu Lasten der Mieter so ausbügeln zu wollen. „Aber ich befürchte, es wird so kommen und Schule machen.“

Wohnbaugenossenschaft Balingen verabschiedet Walter Zanker

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Der Musikverein Balingen unterhielt die Mitglieder der "Wohnbau" mit Klassikern der Filmmusik.

Ein weiterer Aufruf an die Politik: Diese solle nicht durch „Regulierungswut“ den Neubau und die Instandsetzungen von Wohnungen ausbremsen.

Wohnbaugenossenschaft wirtschaftlich solide aufgestellt

Trotz dieser für Zanker besorgniserregenden Entwicklung ist die Wohnbaugenossenschaft wirtschaftlich solide aufgestellt.

2018 erwirtschaftete das Unternehmen einen Gewinn von 602.000 Euro, von dem 24.000 Euro als Ausschüttung einer Dividende von 4,5 Prozent an die Genossenschaftsmitglieder gehen.

Entschuldigung an Mieter und Mitglieder

Zanker bat auch um Verständnis von Seiten der Mieter: Einigen wurde die Miete doppelt eingezogen, andere bekamen keine Abrechnungen.

Grund für das Chaos sei ein Wechsel des Computersystems, dessen Einsatz nötig wurde, weil der frühere Anbieter sein veraltetes System nicht mehr anbot.

Wohnbaugenossenschaft Balingen verabschiedet Walter Zanker

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Seinen 24. und letzten Rechenschaftsbericht als Vorstandsvorsitzender gab Walter Zanker am Donnerstag in der Stadthalle ab.

Doch obwohl der Wechsel bereits Anfang 2018 vollzogen wurde, sei weiter Geduld vonnöten, die elektronische Datenverarbeitung laufe immer noch nicht problemfrei. „Das tut uns wirklich leid, wir versprechen Besserung“, so Zanker.

Dank für das Vertrauen

Am Ende seines 24. und letzten Rechenschaftsberichts richtete der Noch-Vorstandsvorsitzende den Dank an die Mitglieder und das Personal der „Wohnbau“.

Abstimmungen: Alle einstimmig

Im Anschluss stimmten die anwesenden Mitglieder jeweils einstimmig dem Jahresabschluss, der Verwendung des Bilanzgewinns und der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu.

Auch die turnusmäßig ausscheidenden Aufsichtsratsmitglieder Edgar Luippold (Vorsitzender), Petra Hauschke und Bernhard Rewes wurden für zwei weitere Jahre ohne Gegenkandidaten neugewählt.

Frage nach sozialem Wohnungsbau

Ein Mitglied stellt die Frage, inwieweit die Wohnbau ihrer sozialen Verantwortung nachkomme und sozialen Wohnungsbau betreibe. Zanker antwortete, dass die Wohnbaugenossenschaft der Fertigstellung von 25 Wohnungen im Wohngebiet Urtelen und in der Innenstadt entgegen gehe, von denen einige mietpreisbegünstigt seien.

Lobreden auf Zanker

Im Anschluss verabschiedeten sich die langjährigen Weggefährten von Zanker. Luippold, der Aufsichtsratsvorsitzende, sagte: „Das Vertrauen, dass das Aufsichtsgremium in Sie gesteckt hat, haben Sie stets bestätigt. Ich werde Sie als kompetente Führungskraft und Ratgeber vermissen.“

Wohnbaugenossenschaft Balingen verabschiedet Walter Zanker

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Vor den offiziellen Punkten der Tagesordnung genossen die Genossenschaftsmitglieder zunächst ein gemeinsames Abendessen.

Oberbürgermeister Reitemann lobte die günstige Durchschnittsmiete von 5,80 Euro pro Quadratmeter in den Wohnungen der Wohnbau, deren Preisniveau sich damit deutlich unter dem stadtweiten befände. „17 eigene Photovoltaik-Anlagen sprechen außerdem dafür, dass die Wohnbau nicht nur ihrer sozialen, sondern auch ihrer ökologischen Verantwortung gerecht wird“, sagte Reitemann.

Vorstandskollege Karl-Heinz Welte erzählte, wie Zanker es sich nie nehmen ließ, seinen Mitarbeitern am Abend des 5. Dezember einen Schokoladennikolaus auf den Tisch zu stellen.

Mehr Zeit in der Wahlheimat Gambia

Zanker ist seit 2013 in zweiter Ehe mit einer Gambierin verheiratet. Im westafrikanischen Staat, wo er auch geheiratet hat, wird Zanker zukünftig viel Zeit verbringen, behält aber seinen Lebensmittelpunkt in Balingen.

Ohne Abschied kein Neuanfang

Auf Zankers Verabschiedung folgte die formelle Neueinführung von Matthias Aigner als neuem ersten Vorstand. Der 42-Jährige kommt ursprünglich aus Stuttgart und wohnt mit seiner Familie seit Februar in Balingen. Der Diplom-Betriebswirt verfügt über ein großes Netzwerk in der Wohnbaubranche.

Wohnbaugenossenschaft Balingen verabschiedet Walter Zanker

© John Warren

Matthias Aigner und seine Frau Daniela mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Edgar Luippold /von links).

„Ich möchte mich in Balingen mit der Wohnbau aktiv einbringen und verstärkt für den Mietwohnungsneubau einsetzen“, kündigte der neue Mann an der Spitze der „Wohnbau“ an.

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