Wohin mit dem Atommüll: Forscher machen im Kreis Sigmaringen Tests für Endlager

Von Lisamarie Haas

Wo können hochradioaktive Abfälle langfristig gelagert werden? Eine Forschungsgruppe der Bundesgesellschaft für Endlagerforschung (BGE) untersucht aktuell, ob die Region dafür geeignet ist. Der Zollernalbkreis ist bereits 2020 aufgrund der Erdbebengefahr größtenteils ausgeschieden. Im Kreis Sigmaringen werden nun Tests durchgeführt. Wie diese aussehen.

Wohin mit dem Atommüll: Forscher machen im Kreis Sigmaringen Tests für Endlager

Endlager soll es im Landkreis Sigmaringen zwar nicht geben, aber es wird derzeit ein Forschungsgebiet für Endlagerstandorte im Kreis gesucht (Symbolfoto).

Die Bundesgesellschaft für Endlagerforschung (BGE) forscht diese Woche im Landkreis Sigmaringen zu möglichen Endlagerstandorten für radioaktive Abfälle. Dafür fahren Testfahrzeuge durch Wälder der Städte Mengen, Meßkirch, Pfullendorf und Sigmaringen und der Gemeinden Bingen, Hohentengen, Krauchenwies und Sauldorf.

Der Landkreis Sigmaringen scheidet für ein Endlager wegen der Erdbebengefahr jedoch von vornherein aus. „Die dort in Frage kommenden Gebiete wurden aufgrund des Ausschlusskriteriums ,Seismische Aktivität´ aus dem Standortauswahlverfahren ausgeschlossen“, lautet die Erklärung der BGE.

Gestein als Schutzschicht?

Forscher der Westfälischen Wilhelms–Universität Münster wollen laut einer Pressemitteilung der Gesellschaft testen, wie sich das Gestein im Landkreis als Schutzschicht vor Strahlung auswirkt.

Zusätzlich wird getestet, ob Strom- und Sendemasten elektromagnetische Störungen bei den Messungen verursachen. Nachdem sie eine geeignete Forschungsregion mit einer Fläche von 100 bis 150 Quadratkilometern im Landkreis gefunden haben, kommen noch weitere Messungen hinzu.

Die Forscher wollen dann prüfen, wie mithilfe von Vibrationen und elektromagnetischen Wellen Aufschlüsse über die Gesteinsschichten unter der Erde getroffen werden können. Die erzeugten Schwingungen bewegen sich wie Schallwellen durch die Erde und von unterschiedlichen Gesteinen und Materialien reflektiert werden. Dadurch können die Forscher herausfinden, wie die Schichten unter der Erde aufgebaut sind.

Messungen mit Bohrlochtest absichern

Außerdem wird es einen Bohrlochtest geben, bei dem die Forscher 600 Meter tief in die Erde bohren. Das dient laut dem Forschungsprojekt dazu, die oberflächlichen Messergebnisse abzusichern, ermöglicht aber auch die Erkundung tieferer geologischer Schichten.

Dabei sollen auch Gesteinsproben aus der Bohrung im Labor untersucht werden.

Ein Atommüllendlager im Zollernalbkreis?

Wie bereits im Mai 2019 berichtet, wird die Standortauswahl für Atommüll-Endlager von Ausschlusskriterien, wie beispielweise seismischer Aktivität, bestimmt. Ein Kriterium, das auch für den Zollernalbkreis von großer Bedeutung ist.

+++ Lesen Sie dazu: Wie die Erdbebengefahr den Zollernalbkreis vor einem Atommüll-Endlager schützen könnte +++

2020 stellte die Bundesgesellschaft für Endlagerung ihren Zwischenbericht vor, in dem mögliche Teilgebiete für ein neues Atommüll-Endlager beschrieben wurden.

Damals wurde klar: Im Zollernalbkreis kommt nur ein winziges Stück Land in Frage. Nämlich eines auf Rosenfelder Gemarkung an der Kreisgrenze zu Rottweil. Der restliche Landkreis ist für eine Endlagerung komplett ungeeignet, hieß es in dem Bericht.