Wo Hightech auf Tradition trifft: Reinhardt Maschinenbau wurde vor 100 Jahren gegründet

Von Pressemitteilung Paul Maschinenfabrik

Reinhardt Maschinenbau wurde 1919 als mechanische Werkstätte in Schömberg gegründet. Vor fünf Jahren hat die Paul Maschinenfabrik aus Dürmentingen den einstigen Konkurrenten übernommen und führt seither die Tradition der Marke Reinhardt am Standort Rottweil-Neukirch fort.

Wo Hightech auf Tradition trifft: Reinhardt Maschinenbau wurde vor 100 Jahren gegründet

Erstes Geschäftshaus der „Christof Reinhardt, mechanischen Werkstätte“ in Schömberg.

Christof Reinhardt erwarb im Jahr 1919 in Schömberg, mitten im Ort ein Geschäftshaus. Im Erdgeschoss eröffnete dessen Frau in der einen Hälfte ein Lebensmittelgeschäft und er, in der anderen Hälfte die „Christof Reinhardt, mechanische Werkstätte“.

Der Gründer war deutschlandweit tätig

Er beschäftigte sich damals hauptsächlich mit der Aufstellung und Instandsetzung von Wasserkraft-Anlagen und Dampfmaschinen im Leistungsbereich von 20 bis 300 PS sowie Holzbearbeitungsmaschinen. Aus handschriftlichen Notizen ist ersichtlich, dass er deutschlandweit tätig war.

Der Bereich Wasserkraft- und Dampfmaschinen war anfänglich der Schwerpunkt seiner Tätigkeiten, denn Sägewerke und Mühlen erzeugten für ihren Eigenbedarf die Energie selbst.

Dieser Geschäftszweig war jedoch bald stark rückläufig, denn die sich etablierenden großen Energieversorgungs-Unternehmen verstanden es, kleine Energieerzeuger früher oder später aus der Branche zu drängen. Deshalb wurden diese kleinen Anlagen nach und nach stillgelegt.

Während der Kriegsjahre verstarb Christof Reinhardt und seine beiden Söhne waren beim Militär, sodass die Geschäftstätigkeit ganz zum Erliegen kam.

Neuer Fokus auf eigener Produktion

Anfang der 1950er konzentrierte sich die Tätigkeit der Firma Reinhardt dann zur Gänze auf die eigene Entwicklung und Produktion von Holzbearbeitungsmaschinen und man firmierte als „Christof Reinhardt, Maschinenbau“.

Das Unternehmen kaufte ein Anwesen, etwa einen Kilometer außerhalb des Ortes mit mehreren Gebäuden und ausreichend Fläche zur Erweiterung. Der erste „Renner“ war eine, für kleinere Sägewerke ausgelegte „Lattenaufbereitungsanlage“ zum Auskappen, Sortieren und Bündeln anfallender Dachlatten aus der Seitenware.

Erster Kontakt mit der Firma Paul

Danach entwickelte das Unternehmen eine Untertischkappsäge, die vom Markt sehr gut angenommen wurde. Ende der 1950er-Jahre fand man in der Firma Max Paul und Söhne aus Dürmentingen einen potenten Vertriebspartner. So konnte die Produktion auf täglich eine Maschine samt Zubehör (Einlauftisch, Auslauftisch, Anschläge) gesteigert werden.

Diese Zusammenarbeit wurde allerdings durch die Firma Reinhardt nach kurzer Zeit wieder beendet, was dazu führte, dass Max Paul daraufhin selbst Untertischkappsägen baute und nun als direkter Wettbewerber auftrat.

Erfolgreiche Entwicklung

Reinhardt-Untertischkappsägen fanden Abnehmer in allen Bereichen der gesamten holzverarbeitenden Industrie. Massive Eichenmöbel wurden modern. Die Fensterindustrie setzte auf Tropen-Hölzer. Schwere Bohlen und Kanthölzer wurden in immer größeren Mengen verarbeitet, für die Arbeiter an den Kappsägen eine körperliche Herausforderung.

Als Antwort stellte Reinhardt Mitte der 1960er als erstes und einziges Unternehmen eine Kappanlage mit Kipp-Entstapelung und automatischem Anschlagsystem auf der Hannover Industriemesse aus. Die Firma kam mit vollen Auftragsbüchern von der Messe zurück.

Die alten Produktionsräume wurden allmählich zu klein, deshalb baute Reinhardt im Herbst 1973 eine neue Produktions-Halle mit Portal-Krananlage. Nun endlich konnten auch größere und schwerere Maschinen und Anlagen hergestellt, im Hause komplett zusammengestellt und Probe gefahren werden.

Naturkatastrophe wirft Reinhardt zurück

Mitten in der Entwicklung einer neuen Säge, mit automatischem Vorschubsystem zur Werkstückpositionierung und elektronischer Steuerung, überraschte im Sommer 1974 ein „Jahrhundert-Hochwasser“, das den gesamten Betrieb überschwemmte, die Firma Reinhardt.

Das Wasser stand in allen Räumen etwa 1,4 Meter hoch. Sämtliche Maschinen und Einrichtungen waren beschädigt oder unbrauchbar. Unterstützung gab es nicht, weder bei den Aufräumarbeiten noch bei der Wiederherstellung der Produktionseinrichtungen, was sich über mehrere Monate hinweg zog. In dieser Zeit konnte Reinhardt weder Maschinen fertigen oder liefern, noch neue Aufträge annehmen. Nach einem halben Jahr Totalausfall liefen die Geschäfte wieder an, aber das finanzielle Resultat war fatal. Anschließende jahrelange Verhandlungen mit den Behörden bezüglich eines wirksamen Hochwasserschutzes blieben erfolglos.

Konsequenterweise suchte Reinhardt nach einem neuen Standort. Im benachbarten Rottweil-Neukirch war das Unternehmen willkommen. Stadtverwaltung und Bauamt bemühten sich sehr um zügige Entscheidungen. Planung und Bau liefen glatt. Der Umzug von Schömberg nach Neukirch erfolgte 1983.

Ab 1983 in Neukirch

Die erste Produktion am neuen Standort war eine Neuentwicklung: Ein Vorschubsystem mit Zangengreifer statt einem Walzenvorschub, um bei großen Längen eine bessere Wiederholgenauigkeit zu erreichen. Das war die Basis für die heutigen Typenreihen „QuickStop“ und „SlimLine“. Am neuen Standort konnten wesentlich größere Projekte verwirklicht werden.

So beteiligte sich Reinhardt 2003 an der Ausschreibung für eine komplette Parkettfabrik nach Australien und erhielt den Zuschlag. Dieses Werk konnte nach einer Montage- und Inbetriebnahme-Zeit von etwa acht Monaten schlüsselfertig und funktionsfähig übergeben werden.

Übernahme durch Paul aus Dürmentingen

Aber nicht alle Großprojekte liefen so reibungslos wie dieser Australien-Auftrag. Zur Finanzierung der Groß-Projekte benötigte Reinhardt meistens Fremdkapital und der Kapitalrückfluss erfolgte nicht immer planmäßig, was 2014 zur Übernahme durch die Firma Paul aus Dürmentingen führte.

Seither führt Paul die Marke Reinhardt am Standort Rottweil-Neukirch fort und trug damit zum Erreichen des 100-jährigen Bestehens bei.