Hechingen

Wirtschaftsministerin wirbt bei Baxter in Hechingen für mehr Flexibilität

14.04.2019

von Stephanie Apelt

Wirtschaftsministerin wirbt bei Baxter in Hechingen für mehr Flexibilität

© Stephanie Apelt

Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut im Gespräch bei Baxter.

Ministerin Hoffmeister-Kraut diskutierte bei Baxter mit Unternehmungsführung und Mitarbeitern über Arbeitszeitregelungen.

Wie lassen sich in der digital und globalen vernetzten Arbeitswelt Arbeitszeitmodelle und Arbeitszeitwünsche der Beschäftigten und Unternehmen miteinander in Einklang bringen, gleichzeitig Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter gewährleisten? Baden-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut machte sich am Freitag auf die „Reise“ von Stuttgart über Tübingen und Hechingen bis Balingen, um mit Arbeitgebern, genauso aber auch Arbeitnehmern ins Gespräch zu kommen, zu schauen, wo es in der Praxis funktioniert, wo es hakt.

Betrieb steht nie still

„In Zeiten der Digitalisierung und vielfältiger Arbeitszeitmodelle müssen wir darüber diskutieren, inwieweit unser Arbeitszeitgesetz diesen Herausforderungen noch gerecht wird. Ein modernes Arbeitszeitrecht sollte dem Wunsch der Betriebe und Beschäftigten nach einer möglichst passgenauen Gestaltung der Arbeitszeit ausreichend Rechnung tragen“, meinte Hoffmeister-Kraut. Dabei müsse „der Schutz der Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten selbstverständlich sichergestellt sein“, hob sie hervor. Dabei besuchte die Wirtschaftsministerin am Freitag ganz unterschiedliche Branchen, an ihrer Seite (Arbeitszeit-)Experten aus dem Ministerium und dem Regierungspräsidium. Am frühen Nachmittag war Halt bei Baxter in Hechingen. Geschäftsführer Thomas Ertl freute sich über diesen bereits zweiten Besuch (nach August 2017) der Ministerin. Treffpunkt dieses Mal war gar an historischer Wirkungsstätte. In der Ermelesstraße 76 hatte, damals noch für Gambro, im Jahre 1973 alles begonnen. 1974 wurde dann in Stetten groß gebaut.

„Bei uns steht der Betrieb nie still“, stellte Ertl fest. Und dabei meinte er nicht nur die sich ständig weiter fortschreibende Erfolgsgeschichte, sondern die Tatsache, dass bei Baxter in Hechingen tatsächlich 365 Tage im Jahr, sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag gearbeitet wird. Das muss gestemmt werden. Schon früh habe Gambro/Baxter damit begonnen, den Mitarbeitern möglichst viel Flexibilität einzuräumen, erläuterte Personalchefin Daniela Jauch. Gleitzeitkonten, Telearbeit oder Home Office sind heute bei vielen Betrieben fast schon an der Tagesordnung. Doch wie viel Arbeit darf sein, wie viel Ruhe dazwischen muss sein? Am runden Tisch in Hechingen diskutierte Hoffmeister-Kraut mit Geschäftsführer Ertl genauso wie mit Beschäftigten.

Von zehn auf zwölf Stunden?

Stand der Gesetzgebung: Maximal zehn Stunden Arbeitszeit pro Tag sind erlaubt, elf Stunden Ruhezeit müssen dazwischen liegen. Baxter in Hechingen hat eine behördliche Ausnahmegenehmigung für die Schichten am Wochenende (aber nur für die): Da dürfen es zwölf Stunden sein. Zum Ausgleich ist dann die ganze Woche frei.

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin wirbt dafür, in Ausnahmesituationen (es soll sicher nicht zur Regel werden) von bisher zehn auf zwölf Stunden auszudehnen. Denn dann könne, wenn etwas Unplanbares dazwischen komme, flexibel reagiert werden, ohne gleich unter Druck zu geraten. Natürlich müsse die Arbeitszeit wieder ausgeglichen werden, natürlich dürfe das nicht für gefährdete Bereiche gelten. Und die Mitarbeiter zumindest bei Baxter in Hechingen stimmten ihr uneingeschränkt zu.

Es reiche nicht, dass die Alb landschaftlich reizvoll ist, meinte Forschungsleiter Bernd Krause. Flexible Arbeitszeiten seien bei der Arbeitsplatzsuche – „und wir konkurrieren hier mit Frankfurt, München und der ganzen Welt“ – ein wesentliches Element. Die jungen Talente wollen eben auch mal einen Tag frei haben (bei Baxter ist das möglich).

Flexibilität ist heute überall gewünscht, das wurde in der Diskussionsrunde deutlich: Das hört nicht bei den Arbeitszeitmodellen auf, sondern fängt bei der Betreuung der Kinder an. Hechingens Bürgermeister Philipp Hahn hörte aufmerksam zu. Schließlich ist die Stadt gerade dabei zu prüfen, wie es mit dem Bedarf an Kindergartenplätzen bestellt ist.

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